Die Rückkehr der Industrie

Lange Zeit war das Laufental eine mustergültige Industrieregion. Dann kam der Niedergang. Doch die regionale Wirtschaft wurde vergeblich totgeredet. Die Zeichen stehen wieder auf Aufschwung.

<em>Bautätigkeit: </em>Stöckli Logistik bringt bis zu 350 Mitarbeiter an die Wahlenstrasse in Laufen. Foto: zvg
<em>Bautätigkeit: </em>Stöckli Logistik bringt bis zu 350 Mitarbeiter an die Wahlenstrasse in Laufen. Foto: zvg

Aktuell sind es gleich zwei Firmen, die in grossem Stil im Laufental investieren: Acino aus Aesch stärkt den Standort in Liesberg, wo in Zukunft über 150 Personen arbeiten sollen, und Stöckli Logistik bringt bis zu 350 Mitarbeiter an die Wahlenstrasse in Laufen. Für den kantonalen Wirtschaftsförderer Thomas Kübler ein Zeichen dafür, dass das industrielle Leben im Laufental nicht erloschen ist. «Noch vor wenigen Jahren sprach man nur noch vom Wohnstandort Laufental», sagt er. «Die Deindustriealisierung schien unaufhaltbar.» Nun zeige sich, dass Totgesagte länger leben. So auch die Wirtschaft im Laufental. «Das Interesse seitens der Firmen ist gestiegen», beobachtet der Wirtschaftförderer. Besonders die Standorte Laufen-Wahlenstrasse, Zwingen-Ried und Liesberg seien begehrt. Dies liege nicht nur daran, dass die Achse Westschweiz–Delémont–Basel mit dem Ausbau der Autobahn im Jura gestärkt wurde. Vielmehr seien es «weiche» Standortfaktoren, die bei den Firmen den Appetit auf deinen Standort im Laufental weckten. Konkret: die Bewohner.

«Es gibt hier noch die traditionellen Kompetenzen», sagt Kübler. Viele Einwohner hätten eine gute fachliche Ausbildung, gerade in manuellen Berufen. Vor allem aber verfügten sie noch über jene Qualitäten, die man in den Zentren nicht mehr so häufig antreffe wie früher: Fleiss und Zuverlässigkeit. «Das Arbeitsethos ist auf dem Land nicht dasselbe wie in der Agglomeration», so Kübler: «Die Laufentaler stehen mit beiden Beinen auf dem Boden.» Hier gelte es noch etwas, mit den Händen und mit Maschinen zu arbeiten. «Das ist das industrielle Erbe der Region», ist Kübler überzeugt. Und dieses sei heute wieder ein Standortvorteil. Das Phänomen lasse sich nicht nur im Laufental beobachten, sondern im gesamten Jurabogen. So profitiere auch Delémont stark von der neu entfachten Nachfrage nach handwerklich begabten und technisch gut ausgebildeten Arbeitskräften. Für die Laufentaler Wirtschaft sei es deshalb wichtig, den Anschluss an die Entwicklung im Delsberger Becken nicht zu verpassen. «Der Jura und das Laufental sind komplementäre Wirtschaftsräume und ergänzen sich gut», sagt Kübler. Dazu komme die Nähe zum Elsass und zum französischen Jura, wo die Firmen Arbeitskräfte für einfachere Arbeiten rekrutieren können. So seien auch die Lohnkosten tiefer.

Robotik und Feinmechanik

Entscheidend für den Erfolg sind für Kübler aber letztlich die Cluster – bestehende Netzwerke von Unternehmern, Arbeitern und Entwicklern – auf die Firmen bei der Neuansiedlung zurückgreifen können. Hier sei die Region Laufental ganz klar im gewerblich-industriellen Sektor am besten aufgestellt, während etwa im Leimental oder in den stadtnahen Gemeinden Arlesheim und Reinach stärker Forschung und Entwicklung im Vordergrund stünden. Wohin die Reise für das Laufental gehen könnte, zeigt der Kanton Jura. Dort haben sich nach einem ähnlichen zweiten Frühling der Industrie nun verstärkt Firmen im Bereich Automatisierung, Robotik und Feinmechanik angesiedelt: Also Zukunftsbranchen. Hier könnte der nach wie vor ländliche Charakter des Laufentals aber auch zum Stolperstein werden: «Es ist schwierig, gute Führungskräfte in die Region zu holen», sagt Kübler. Denn diese seien oft international orientiert, schätzten trendige Gastronomie und Hochkultur sowie internationale Schulen. Hier sieht Kübler eine Chance im Gymnasium Laufental-Thierstein mit seiner bilingualen Matur: Diesen Standortvorteil müsse man erhalten, ausbauen und gut kommunizieren, ist er überzeugt. Aber auch bezüglich Berufslehre und Weiterbildung gibt es gute Chancen und bereits existierende Ansätze der Zusammenarbeit über die Kantonsgrenzen hinaus.

Gute Anbindung

Auch beim Verkehr gebe es noch Aufholbedarf. Dabei sei die Situation auf der Strasse aber weniger schlecht, als oft geschildert werde. Denn Firmen mit dem Hauptsitz im Laufental erzeugen Verkehr auf der Gegenrichtung zum Hauptverkehrsstrom: «Die Leute fahren am Morgen talein, am Abend talaus», so Kübler. Verbunden mit den geringeren Bodenpreisen und der Verfügbarkeit von guten Arbeitskräften seien die Standorte deshalb trotz gelegentlicher Staus attraktiv für Firmen.

Auch die Anbindung an den Jura sei gut. Hier liege auch der Unterschied zwischen dem Laufental und dem sonst sehr vergleichbaren Waldenburgertal. «Das Laufental hat gemäss den Konjunkturbeobachtern unter den ländlichen Regionen im Baselbiet die stärkste Wirtschaftsdynamik», sagt Kübler.

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