«Ich möchte die Menschen für die Wildbienen begeistern»

Setzt sich mit ihrem Wildbienenpfad für die Tiere ein: Céline Bienz vor einem Wildbienenhotel. Fotos: Bea Asper

Was Wildbienen mögen, ist nicht auch automatisch für unsere Augen schön: Ein loser Asthaufen bietet viel Platz und Nistplätze.
Vor kurzem war Weltbienentag. Wie es den Bienen in der Region geht und was die Bestäuber am Leben hält, erfährt man auf dem Wildbienenpfad der Studentin Céline Bienz in Huggerwald.
Von: Interview: Bea Asper
Wochenblatt: Sie verbinden ein Erlebnis für die Region mit Ihrer Arbeit für den Bachelor in Agrarwissenschaften. Wie kam es dazu?
Céline Bienz: Auf die Idee mit dem Wildbienenpfad bin ich gekommen, nachdem ich letzten Sommer ein Praktikum am FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) gemacht habe. Dort hatte ich die Chance, im «Ressourcenprojekt bienenfreundliche Landwirtschaft» mit der Wildbienenspezialistin Sabrina Gurten zusammenzuarbeiten. Ich realisierte, dass es viele Möglichkeiten gibt, die Wildbienen in der Landwirtschaft zu fördern. Fasziniert von den Wildbienen, habe ich mich entschieden, meine Bachelorarbeit über dieses Thema zu schreiben. Meine Schwester hat mich dann auf die Idee mit dem «Bienenpfad» gebracht. Ich war begeistert.
Zu welchen Erkenntnissen kamen Sie im Verlauf Ihres Projektes?
Für die Realisierung brauchte es zunächst viele Recherchen über die heimischen Wildbienen. Ich musste herausfinden, welche Arten vorkommen, und mich dann entscheiden, über welche sechs Wildbienenarten ich berichten möchte. Das war nicht einfach, denn in der Region gibt es über 100 verschiedene Wildbienen. Danach habe ich viel über die ausgewählten Wildbienen gelesen und den Pfad geplant. Er ist fünf Kilometer lang und enthält acht Posten mit viel Wissenswertem.
Wie sind sie bei der Erstellung des Wildbienenpfads vorgegangen?
Ich habe ein Logo und mithilfe meines Partners Severin Klötzli und einer Anleitung in Youtube die Website www.wildbienen-pfad.ch erstellt. Für die Gestaltung der Infotafel und Postkarten habe ich das kostenlose Programm von Adobe Express verwendet. Weiter brauchte es Materialien für die Kleinstrukturen für die Wildbienen auf dem Wildbienenpfad. Dabei konnte ich mit regionalen Materialien arbeiten.
Das Holz für den Totholzhaufen zum Beispiel kam von einem umgefallenen Baum, welcher auf dem Weizenfeld lag und weggeräumt werden musste. Der Sandhaufen wurde mit Löss von der
Grube der ZZ Wancor in Laufen erstellt, welcher sich gut für die im Boden nistenden Wildbienen eignet. Für den Aufbau aller Strukturen konnte ich mit den Maschinen des Biobetriebs Klötzli arbeiten und wurde von dessen Team unterstützt.
Wie sieht es mit dem Bestand der Wildbienen aus?
Gemäss Verbreitungskarte der CSCF (Centre Suisse de Cartographie de la Faune) kommen alle vorgestellten Wildbienenarten in der Region noch vor. Sie sind jedoch alle vom Aussterben bedroht und stehen auf der Roten Liste. Für die vertieften Abklärungen kann man Wildbienen einfangen. Das Zeitfenster dafür ist jetzt nicht optimal, da solche Erhebungen im Sommer stattfinden. Im Bereich Landwirtschaft gibt es die sogenannten «Umweltziele Landwirtschaft». Dort werden Ziele in den Bereichen Landschaft, Klima, Luft, Wasser und Biodiversität definiert. Bei den Biodiversitätszielen wird auch definiert, welche Wildbienenarten erhalten werden sollen. Um dies zu überprüfen, gibt es regelmässige Kontrollen und daraus entstehen Statusberichte, die aufzeigen, ob die Schweizer Landwirtschaft auf dem «richtigen Weg» ist. Weiter kenne ich verschiedene Projekte im Bereich der Wildbienenforschung am FiBL und der Uni Bern.
Wie geht es den Wildbienen in unserer Region?
Ich denke, das Schwarzbubenland und das Laufental sind eine bienenfreundliche Region. Dafür spricht die reiche Artenvielfalt bei den Wildbienen. Dennoch sind viele unserer Arten vom Aussterben bedroht. Dies ist vorwiegend auf drei Faktoren zurückzuführen, welche überall zu Problemen für die Wildbienen führen: Das fehlende Blütenangebot zwischen Juni und August, das Fehlen von geeigneten Nistgelegenheiten für Wildbienen, die fehlende Vernetzung von Nahrungsangebot und Nistgelegenheit. Diese sollten nicht mehr als 300 Meter auseinanderliegen, weil die Flugstrecke der meisten Wildbienen nicht länger ist. Es stellt sich nun die Frage, wie alle Bedingungen erfüllt werden können und trotzdem eine produktive Landwirtschaft möglich ist.
Was möchten Sie mit dem Wildbienenpfad bewirken?
Ich möchte herausfinden, was die Menschen über die Wildbienen wissen und was sie vom Besuch des Wildbienenpfades mitnehmen. Dazu habe ich einen Fragebogen zusammengestellt, den man online ausfüllen kann. Ich möchte die Menschen für die Wildbienen begeistern und sie motivieren. Die Besucher und Besucherinnen sollen ein Auge dafür bekommen, welche Lebensräume für Wildbienen geeignet sind und welche weniger. Ich denke, das wäre ein guter erster Schritt zu einem wildbienenfreundlicheren Leben.
Sind Sie bei Ihrem Projekt auf offene Ohren gestossen?
Ich habe sehr viel Unterstützung bekommen, was ich am Anfang nicht erwartet hätte. Von der Fachhochschule haben mich Jan Grenz und Dominik Füglistaller beflügelt, meine Idee umzusetzen. Lars Straub hat mich mit seinem Fachwissen über Wildbienen unterstützt und Karin Zbinden hat mir geholfen, die Umfrage zu erstellen. Meiner Schwester Isabelle Bienz bin ich sehr dankbar für die Idee mit dem Pfad und für die Hilfe bei den Texten. Finanziell wurde ich unter anderem von der Gemeinde Kleinlützel unterstützt. Der Biobetrieb Klötzli war natürlich zentral für die Umsetzung des Projekts, weil der Wildbienen-Pfad auf dessen Land realisiert werden kann. Auch die Eröffnungsfeier am 3. Juni wird auf und vom Betrieb organisiert. Mein Partner Severin Klötzli und seine Familie haben mich sehr unterstützt bei der Umsetzung meines Projekts.