Süsser Duft strömt aus der ehemaligen Papierfabrik

Seit ein paar Wochen werden in einer Halle auf dem Areal der Ziegler Papier AG in Grellingen die berühmten Richterich Schoggiköpfe hergestellt. Dank des zweiten Standorts können Produktionsunterbrüche vermieden werden.

Auf dem Förderband: Yannic Lais erklärt den Ablauf: Die Eiweissmasse wird auf die Biskuitböden gespritzt. Es folgt die Schokoladendusche und schliesslich die Abkühlung.

Auf dem Förderband: Yannic Lais erklärt den Ablauf: Die Eiweissmasse wird auf die Biskuitböden gespritzt. Es folgt die Schokoladendusche und schliesslich die Abkühlung.

Einfüllen von Hand: Co-Geschäftsleiterin Cécile Grüninger zeigt, wie die Schoggiköpfe in Alufolie gewickelt werden. Die mechanische Maschine aus den 80er Jahren wurde extra aus Holland importiert und entspricht der Verpackungsmaschine aus den 50er Jahren, die in Laufen noch in Funktion ist.

Einfüllen von Hand: Co-Geschäftsleiterin Cécile Grüninger zeigt, wie die Schoggiköpfe in Alufolie gewickelt werden. Die mechanische Maschine aus den 80er Jahren wurde extra aus Holland importiert und entspricht der Verpackungsmaschine aus den 50er Jahren, die in Laufen noch in Funktion ist.

Der Anfang: Destan Jusufi stapelt die Biskuitboden in die Maschine. Fotos: Gaby Walther

Der Anfang: Destan Jusufi stapelt die Biskuitboden in die Maschine. Fotos: Gaby Walther

Destan Jusufi hält zwei Eiweissköpfe zur Begutachtung in der Hand. Welcher hat die schönere Form? Schaumküsse herzustellen, ist eine sensible Angelegenheit. Jeden Tag werden die Maschinen neu eingestellt, denn die frisch hergestellte Eiweissmasse verhält sich nie ganz gleich – Einfluss haben auch Luftdruck und Temperatur. Ist alles bereit, beginnt die Produktion. Die Eiweissmasse wird auf die Waffeln gespritzt, anschliessend fahren die weissen Köpfe durch die ­Schokoladendusche, werden danach langsam abgekühlt, am Ende des langen Förderbandes einzeln von Hand in die Verpackungsmaschine gesetzt und dort maschinell in die Alufolie gewickelt. 4000 Schoggiköpfe können bei Bedarf, zum Beispiel vor Weihnachten oder ­Ostern, pro Stunde hergestellt werden. Seit zwei Wochen gelingt die Produktion der berühmten Laufner Spezialität auch in Grellingen.

«Der Verkaufsladen und die Produktion der Schaumküsse und der übrigen Schokoladenprodukte existieren weiterhin in Laufen. Doch die Platzverhältnisse sind dort komplett ausgeschöpft, ­weshalb wir einen zweiten Produktionsort für die Schaumküsse gesucht haben», erzählt Cécile Grüninger. Die Tochter von ­Marianne Richterich leitet zusammen mit ihrem Mann Matthias seit eineinhalb Jahren die Othmar Richterich AG in der dritten Generation. Das «Wochenblatt» durfte den neuen Produktionsort in ­Grellingen besuchen.

Ein Jahr Vorbereitung

In der Ziegler Papier AG, die im Jahr 2016 die Produktion von Papier ins Ausland verlagert hatte, mietete nebst anderen Firmen auch die Richterich AG einzelne Räume. «Nun haben wir die Möglichkeit, entweder in Laufen oder alternierend in Grellingen die Schoggiköpfe zu produzieren. Dadurch erhalten wir Produktionssicherheit, denn die Maschinen sind ­speziell für unsere Produkte konzipiert. Fällt eine aus, müssen wir im schlimmsten Fall einen Experten von weiter her hinzuziehen», erklärt Cécile Grüninger. Um eine zweite Verpackungsmaschine für die Schaumküsse zu finden, wurde ein erheblicher Aufwand betrieben. Die Maschine in Laufen stammt aus den 50er-Jahren und läuft immer noch zuverlässig. Schliesslich fand man in Holland ein Nachfolgemodell aus den 80er-Jahren, welches für die sensible Verpackung der Schaumküsse umgebaut und für die heutigen Sicherheitsansprüche umgerüstet werden konnte. Weitere Maschinen wurden speziell für die Firma fabriziert. Rund ein Jahr dauerte die ­Vorbereitung, bis die Produktion in Grellingen in ­Angriff genommen werden konnte. «Wir sind sehr glücklich, die alte Papierfabrik, zusammen mit anderen Firmen, wieder beleben zu dürfen. Der Standort, nahe bei der Bahnlinie, ­zwischen Basel und Laufen gelegen, liegt optimal», sagt Cécile Grüninger.

Mehlallergie führte zu den Schokoladenprodukten

Die Othmar Richterich AG wurde von Othmar Senior 1935 ursprünglich als ­Bäckerei/Konditorei gegründet und war schon bald sehr erfolgreich. Wegen einer Mehlallergie des Sohns Othmar Junior stellte das Unternehmen später auf Schokoladenprodukte um. Der Renner waren die «Likör-Stöckli», deren Verkaufszahl in den 50er-Jahren jedoch wegen eines neuen Gesetzes, dem Verkaufsverbot von Alkohol an Kinder, einbrach. Neustes Produkt wurden die Schaumküsse – ebenfalls wieder mit grossem Erfolg. «Die beiden Othmars waren Feinschmecker und setzten immer auf eine hohe Qualität», ­erklärt Cécile Grüninger den Erfolg.

Karton statt Plastik

Auch heute ist dem Laufner Unternehmen Qualität und Nachhaltigkeit wichtig. Zum Einsatz kommen nur Freilandeier und fair produzierte Schokolade. Plastik wird vermehrt durch Karton ersetzt. ­Getüftelt wird aber auch an neuen Rezepten. Mit Begeisterung erzählt Cécile ­Grüninger von den neuen Variationen, zum Beispiel von den Schoggieiern mit Mangofüllung oder den Schaumküssen mit Biohonig im Schaum und Nougat im Mantel. Man spürt, die ehemalige Lehrerin erfüllt ihren Führungsjob mit viel Herzblut. Auch die Teampflege ist ihr wichtig. Rund 15 Personen, zum grossen Teil in Teilzeit angestellt, arbeiten bei der Othmar Richterich AG. Einige sind schon seit über 30 Jahren mit dabei.

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