Verborgene Kulturgüter und Traditionen

Am vergangenen Wochenende stand Liesberg ganz im Zeichen der Europäischen Tage des Denkmals. 300 Gäste pilgerten ins Dorf, um an neun Anlässen über die hiesigen Baudenkmäler, Kirchentraditionen, Industrieentwicklungen und alten Handwerke zu erfahren.

Verantwortlich für die Europäischen Tage des Denkmals in Liesberg: v.l. Philippe Allemann, Ortsbildpfleger, Markus Wackernagel, Gemeindepräsident Liesberg, Isaac Reber, Regierungsrat Basel-Landschaft, Giuseppe Gerster, Architekt, Brigitte Frei-Hei
Verantwortlich für die Europäischen Tage des Denkmals in Liesberg: v.l. Philippe Allemann, Ortsbildpfleger, Markus Wackernagel, Gemeindepräsident Liesberg, Isaac Reber, Regierungsrat Basel-Landschaft, Giuseppe Gerster, Architekt, Brigitte Frei-Heitz, Kantonale Denkmalpflegerin, Walter Niederberger, Stv. Kantonaler Denkmalpfleger, Richard Buser, Kunstdenkmäler-Inventarisator. Foto: Jürg Jeanloz

«Warum gerade Liesberg?», warf Regierungsrat Isaac Reber bei der Begrüssung in die Runde. «Weil es in diesem Dorf viel Beachtenswertes und Bewundernswertes zu entdecken gibt», gab er sich sogleich selbst die Antwort.

Seit Generationen seien das Dorf und die Landschaft durch seine Bevölkerung geprägt worden. Siedlungen seien neu gestaltet und die Menschen bei der Planung und den Bauprozessen eingebunden worden. Er habe soeben die vielen Birsbrücken besucht und sei erstaunt, dass drei Brücken im Jahr 2000 unter Denkmalschutz gestellt wurden. Besonders beeindruckt sei er von der kleinen einspurigen Eisenbahnbrücke, die 1935 den Gleisanschluss von der Zementfabrik an die SBB-Bahnlinie sichergestellt hatte. Sie wurde vom bekannten Berner Robert Maillard entworfen und mit einer einzigartigen Konstruktion aus Stahlbeton hergestellt. Bei diesem Brückenrundgang konnte er auch eine Fussgängerbrücke aus Eisen (1908) und eine Spannbetonbrücke (1961) bewundern, beide unter Denkmalschutz. Gut gelaunt wünschte Isaac Reber den Gästen spannende Denkmaltage und bedankte sich auch bei der Brass Band Liesberg, die den Regierungsrat mit dem flotten «Zofinger Marsch» empfing.

Liesberg, früher auch «Hörnli» genannt, ist nicht nur ein schmuckes Dorf mit herrlichen Wanderwegen und einer einzigartigen Fauna und Flora, sondern verfügt auch über eine lange Tradition von Gewerbetreibenden und ein reiches Arsenal an Kulturgütern. Gemeindepräsident Markus Wackernagel gab sich hocherfreut über den Besuch des Regierungsrats und über die Tatsache, dass Liesberg Teil dieses Anlasses ist, bei welchem 50 Länder und 20 Mio. Besucherinnen und Besucher mitmachen.

Im 18. Und 19. Jahrhundert wurde in Liesberg eine Handziegelei betrieben, die Lehm in bester Qualität aus der Grube Andil bezog. Die Biberschwanzziegel wurden komplett von Hand hergestellt und vielfach mit Versen, Zeichnungen und Motiven versehen, um die Häuser vor Unwetter und Feuer zu schützen. Im Zuge der Industrialisierung liess sich in Liesberg die Portland Zementfabrik nieder und fabrizierte Ziegel und Backsteine auf rationellere Art. Kalkbrennen war früher ebenfalls ein traditionelles Handwerk und wurde im Steinbruch der Gebrüder Thomann den vielen Gästen vorgeführt. Die Kalksteine werden auf 950° erhitzt, verlieren 50 Prozent des Gewichts, werden mit Wasser übergossen und entwickeln Sumpfkalk, einen wertvollen Mörtel für das Bauwesen.

Juwel Dorfmuseum

Besonders stolz ist man in Liesberg auf wertvolle hölzerne Statuen, Bilder und andere sakrale Gegenstände, die auf dem Estrich des alten Pfarrhauses gefunden wurden. Wahrscheinlich hatten gläubige und vorsichtige Liesberger diese Schätze vor dem Zugriff von Plünderern während der Französischen Revolution bewahren wollen. Ursprünglich stammten sie aus der anno 1697 abgerissenen Dorfkirche und sind heute im Dorfmuseum zu besichtigen. Daselbst wird auch eine alte Schusterei gezeigt. Jeder Schuh wurde von Hand angefertigt, geschnitten und genäht. Ein riesiges Arsenal an Werkzeugen und Maschinen zeugt von diesem Handwerk.

Kinderkunst zu Ehren der Denkmaltage

Farbenfroh und kreativ dokumentierten Kinder der 1. bis 6. Klasse ihre Sicht des Dorfs, indem sie das Schulhaus, die Dorfbrunnen und Häuser zeichneten und sie zu einer kleinen Ausstellung zusammenfassten.

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