Die Muskeln zwangen Daria in die Knie

Daria Jermann (23) aus Laufen war angekommen. Beim FC Basel in der AWSL hatte sie alles. In der vergangenen Saison machte ihr Körper aber nicht mehr mit. Nun hängt sie ihre Fussballschuhe an den Nagel.

Neue Welt: Daria Jermann hängt die Fussballschuhe an den Nagel und hat mehr Zeit für Anderes.Foto: eh-presse
Neue Welt: Daria Jermann hängt die Fussballschuhe an den Nagel und hat mehr Zeit für Anderes.Foto: eh-presse

Nach dem letzten Heimspiel gegen Lugano folgte das grosse Abschiednehmen. Fast so wie am letzten Schultag. Während etwa Jung-Star Riola Xhemaili vor die TV-Kameras musste und alle wissen wollten, welches ihre nächste Station sei, stand Daria Jermann etwas abseits. Vielleicht auch ein wenig symptomatisch. Die Laufentalerin ist keine, die lautstark Werbung in eigener Sache macht und den Ellbogen braucht sie allenfalls bei ihrer Arbeit als Restauratorin. Der Rücktritt sei keine Kurzschluss-Reaktion gewesen, sagt sie. «Wegen der Verletzung fehlte ich acht Monate, kämpfte mich im November 2019 wieder zurück. Dann kam die Pandemie. Bis zum Saisonunterbruch war ich eigentlich gut unterwegs. Dann konnten wir lange nicht richtig trainieren. Es ist gut möglich, dass ich etwas ungeduldig wurde und zu Beginn zu viel machte. Fakt war, dass ich wieder Probleme mit der Muskulatur bekam. Zwei Monate konnte ich nichts machen. Als wieder alles gut schien, absolvierte ich das Trainingslager im Winter und die Probleme kehrten zurück. Nach einer längeren Pause konnte ich erst wieder gegen Saisonende zum Team stossen und Teileinsätze absolvieren.» Die vielen Rückschläge und vor allem die Ungewissheit, was denn nun wirklich das Problem ist, seien frustrierend gewesen. «Ich ging sogar zu Naturheilärzten, aber niemand wusste Rat. Es fühlte sich an, als käme ich gerade von einem Marathon nach Hause, dabei war ich lediglich um die Ecke rasch etwas einkaufen.»

Mit sieben Jahren ging Daria Jermann zum FC Breitenbach, wohl zur Freude der Nachbarn, denn sie habe mit ein paar Kollegen regelmässig das heimische Garagentor malträtiert. «Meine zwei Brüder spielten sehr gerne mit, hatten jedoch keine Lust, in einen Verein zu gehen.» Im Nachbarort wollte sie eigentlich mit den Mädchen spielen, aber sie war zu gut, wurde zu den Jungs geschickt und machte laufend Fortschritte. Wenn sie heute zurückdenkt, macht sie sich ihre Gedanken. «Alle sagten immer, ich sei gut, ich habe Talent, aber ich durchlief nicht alle Stationen.» Jermann war nur kurz in der U15-Auswahl des regionalen Verbandes. «Ich hatte mit 14 Jahren anderes im Kopf, wollte nicht so viel trainieren, vor allem nicht am Samstag.» Der Ehrgeiz kam jedoch zurück. «Wenn nicht auf dem Verbandsweg, dann versuche ich es auf die eigene Tour», sagte sie sich. Nach der Schule ging Daria nach England, primär der Sprache wegen. Sie wollte dort aber auch spielen. «Weil ich noch nicht 18 Jahre alt war, gab es einen Papierkrieg. 16 Formulare füllte ich aus und als die Bewilligung endlich eintraf, musste ich wieder nach Hause. Ganz ohne Fussball ging es aber doch nicht.» Daria erkundigte sich beim Klub des Wohnortes, ob sie mittrainieren durfte. Sie durfte und machte Fortschritte. «Als ich wieder beim FC Breitenbach war, hatte ich das Gefühl, es habe sich alles verändert. Training und Spiel forderten mich nicht mehr. So wechselte ich in die Stadt, zu den Old Boys.» Der FC Basel hatte es ihr angetan, aber es wäre ihr nicht in den Sinn gekommen, dort anzuklopfen und zu fragen, ob sie allenfalls für das NLA-Team infrage käme. Schliesslich kam der Umweg über die U19, wo sie mittrainieren durfte. Der damalige Verantwortliche der Frauen, Stefano Ceccaroni, meinte, sie hätte noch gewaltig Potenzial, müsse dies aber in der ersten Equipe noch wecken. «Der Wechsel zum FC Basel war das Beste, was mir passieren konnte. Ich genoss diese drei Jahre. Mit den Qualifikationsspielen zur Champions League, den Fahrten zum Stadion mit Polizeibegleitung, dem Halbprofitum. Es war alles richtig und gut. Das mit der Gesundheit lässt sich nicht planen. Deshalb höre ich jetzt auf den Körper.» Als es ihr «dreckig» ging, war sie froh, in der Familie den Rückhalt zu geniessen. Der Vater versuchte, ihr immer wieder Mut zuzusprechen, sie zu ermuntern. «Jetzt bringe ich Vergangenes wieder zum Glänzen und sehe darin auch für mich etwas. Ich bin noch jung und wenn die Muskulatur sich erholt und ich wieder fit bin, sozusagen im alten Glanz erstrahle, kann ich es ja wieder versuchen. Zum Fussball will ich sicher wieder. Ob als Trainerin oder Funktionärin. Wir werden sehen.»

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