Abreissen versus Erhalten

Jahrzehnte harrte das Ökonomiegebäude un­genutzt an seinem Platz. Das einsturzgefährdete Gebäude wird nun ab­gerissen. Dies sehr zum Bedauern von Arnold Kaiser. Er hätte den ehemaligen Heuschober gerne übernommen und als Zeitzeuge erhalten.

Bald Vergangenheit: Am kommenden Montag wird der ehemalige Heuschober (Gebäude in der Bildmitte) abgerissen. Dahinter die Villa Kleiber, rechts das Primarschulhaus. Foto: Gaby Walther
Bald Vergangenheit: Am kommenden Montag wird der ehemalige Heuschober (Gebäude in der Bildmitte) abgerissen. Dahinter die Villa Kleiber, rechts das Primarschulhaus. Foto: Gaby Walther

Markant steht die Villa Kleiber am Südhang von Laufen. Beeindruckend auch ihr Innenleben mit massiver Steinwendeltreppe, Stuckdecken, Portalbekrönungen und Jugendstilfenstern. Erbaut wurde die Villa mit integrierter Arztpraxis im Jahr 1900 von Johann Jakob Kleiber. Das ganze Ensemble des «herrschaftlichen» Anwesens mit Villa und den Nebengebäuden, mit Pferdestall, Remise, Heu- und Strohlagergebäude sowie Kleintier- und Hühnerstall oben im Hang, ist bis heute erhalten geblieben. Von der Denkmalpflege wurde die Villa ohne die übrigen Gebäude im Jahr 2003 ins Inventar kantonal schützenswerter Gebäude aufgenommen. «Es handelt sich um ein einmaliges historisches Zeugnis des aufstrebenden Bürgertums um 1900», erklärt Arnold Kaiser, seit 1985 Besitzer des Anwesens — ausser des Ökonomiegebäudes. Dieses ging vor 50 Jahren mit einem Teil des Pflanzlandes an die Stadt Laufen über. Laufen sicherte sich damit Reserveland für den Schulhausbau.

In den 70er-Jahren wurde der Kindergarten gebaut. Das daneben stehende Ökonomiegebäude, welches weder Strom- noch Wasseranschluss hat, blieb bis heute ungenutzt am Rande des Landes und des Spielplatzes stehen. Zeit­weise wurde das Gebäude vom Kindergarten als Geräteraum gebraucht und dafür wurde vor Jahren unsachgemäss ein Eingang in die Mauer gespitzt. Im letzten Herbst stellte ein Gutachter Risse im Gebäude fest. Nun wird das Gebäude in den Osterferien abgerissen.

Mehr Sicherheit für den Schulweg und Landreserven

«Aufgrund des Gutachtens wurde der Spielplatz geschlossen und wir zum Handeln gezwungen. Wäre keine Einsturzgefahr vorhanden, würde das Gebäude wohl noch lange so dort stehen bleiben», erklärt Stadtpräsident Pascal Bolliger. Der Stadtrat habe sich diesen Entscheid nicht einfach gemacht, aber es würden schlicht die finanziellen Mittel fehlen, um ein leer stehendes Gebäude zu sanieren. «Alleine die Sanierung der Mauer würde mehr kosten als ein Abriss», so Bolliger. «Die Jahre 20/21 zeigen im Budget von Laufen ein grosses Defizit und wir müssen in nächster Zeit sehr haushälterisch mit dem Geld umgehen.» Nebst dem finanziellen Punkt — der Abriss wird rund 25000 bis 30000 Franken kosten — erkennt Bolliger aber weitere wichtige Gründe für den Abriss des Gebäudes. Die enge Strasse werde dadurch übersichtlicher und der Schulweg gewinne an ­Sicherheit. «Das Gebäude befindet sich zum Teil im Trottoir. Der Ort ist ein neuralgischer Punkt für die Kinder.» Im Weiteren kann der Spielplatz endlich wieder geöffnet werden und Laufen behält Landreserven für die Schule.

Vermächtnis für weitere Generationen

Kaiser bedauert es sehr, dass das Gebäude abgerissen wird. Er wollte schon vor Jahren das Ökonomiegebäude zurückkaufen, wurde jedoch mit dem Argument der Landreserve immer wieder abgewiesen. «Das Ensemble mit Pferdegespann zur Mobilität, Pflanzland und Kleintier- und Hühnerstall zur Selbstversorgung für Eigentümerfamilie und Bedienstete hat während zweier Weltkriege eine grosse Bedeutung gehabt. Das Fehlen des Ökonomiegebäudes wird einen Verlust des Erinnerungsortes bedeuten sowie einen Verlust von ‹Alt-Laufen›». Für ihn gehe es nicht um einen kommerziellen, sondern um einen ideellen Wert. «Der Erhalt der Villa mit ihrer Umgebung und den zugehörigen Gebäuden ist mein Vermächtnis für weitere zwei Generationen», sagt Kaiser.

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