Noch nicht auf Granit gestossen

Die lärmigen Tätigkeiten in der Schachlete haben Bewohnerinnen und Bewohner von Laufen auf den Plan gerufen. Mit ihrem Kampf gegen die Modernisierung des Gewerbegebietes gefährden sie allerdings auch zusätzliche Lärmschutzmass- nahmen.

Handeln auch im Sinne des Naturschutzes: Ueli Jermann (l.) und Thomas Jermann vor dem Gelände, auf dem derzeit Sprengungen vorgenommen werden. Foto: Bea Asper
Handeln auch im Sinne des Naturschutzes: Ueli Jermann (l.) und Thomas Jermann vor dem Gelände, auf dem derzeit Sprengungen vorgenommen werden. Foto: Bea Asper

Die Schachlete zählt zu den ältesten Gewerbegebieten des Laufentals. Seit 200 Jahren wird hier Gestein abgebaut. Das Bild, wie Dutzende Menschen im Steinbruch ihren Lebensunterhalt verdienten, gehört zu den Kindheitserinnerungen von Thomas Jermann, der einer der letzten noch lebenden «Mittagessen-Träger» für die damals hier arbeitenden Väter war. Die Burgerkooperation Dittingen plant mit der Unterstützung von Thomas Jermann, Fragmente der Geschichte der Steinhauerei und der Abbautechnik zu sichern und dem Publikum zugänglich zu machen. Stolz verweist Thomas Jermann darauf, dass berühmte Bauwerke in Weltstädten aus Kalkstein des Laufentals entstanden sind. Die einstige Deponie, in welcher vor allem der Abraum aus dem Steinabbau liegt und in der einige Jahre auch Hauskehricht deponiert wurde, ruft nach einer Renaturierung der Oberflächen. Diese soll im Einklang mit dem Naturschutz rund um die kommerzielle Nutzung des Areals realisiert werden, ist der Bewilligung des Kantons zu entnehmen.

Die Schachlete wird aber auch in Zukunft ein Ort sein, an dem gearbeitet wird — im Moment mit Maschinen, die ohrenbetäubenden Lärm verursachen. Erlaubt sind Werte, wie sie in Industriegebieten vorkommen, 70 Dezibel gemäss Empfindlichkeitsstufe 4. Verankert ist dies im rechtsgültigen Teilzonenplan Schachlete aus dem Jahre 2001. Dieser sieht Neugestaltungen für die Steinabbauzone, für das Gewerbe, für die Deponie, den Wald und für die Landwirtschaftszone vor.

Hohe Investitionen

Der Wandel dürfte Jahrzehnte in Anspruch nehmen und verlangte der Burgerkorporation Vorleistungen von über einer Million Franken für die Erschlies-sung ab. Ausserdem liess der Aufschwung erst auf sich warten und jetzt sorgen Rechtsstreitigkeiten für Verzögerungen bei der Modernisierung. Daher werde es noch einige Jahre dauern, bis alle Naturschutzmassnahmen umgesetzt werden könnten. «Die Burgerkorporation Dittingen», betont Burgerratspräsident Ueli Jermann, «ist mit ihren vielfältigen Naturschutzgebieten kantonsweit bekannt für ihr überdurchschnittliches Engagement im Naturschutz.» Möglich wurde dies aus der Haltung heraus, offen und gesprächsbereit zu sein und Hand für gute Lösungen zu bieten. Diesem Gedanken sei die Burgerkorporation auch bei den gewerblichen Tätigkeiten in der Schachlete treu. «Die Bewohner aus Laufen stossen bei uns keineswegs auf Granit. Wir nehmen die Lärmbedenken sehr ernst», versichert Ueli Jermann. Auch habe man für Kunstschaffende und kleinere Gewerbebetriebe, die in der Schachlete ihre Heimat sehen, ein offenes Ohr. Schon seit längerem sei eine Kontaktgruppe mit Vertretern der Anwohnerschaft aus Laufen und den Baurechtsnehmern ins Leben gerufen worden, führt Jermann aus. Gefeilscht wird um eine gütliche Einigung in verschiedenen Rechtsverfahren. Anwohner hatten im Oktober 2019 beim Kanton eine Klage eingereicht, in der sie auf verschiedene Missstände aufmerksam machten. Die Antworten sind erst letzte Woche eingetroffen. Weder den Hauptvorwurf, dass die Tätigkeiten in der Schachlete die Lärmgrenzwerte überschreiten, noch die mangelnde Zonenkonformität kann das kantonale Baudepartement bestätigen. Untersucht wurde, dass die im Wohngebiet zulässigen 60 Dezibel (Empfindlichkeitsstufe 2) eingehalten sind.

Solche Richtwerte gelten hingegen nicht für die Finnenbahn und das übrige Naherholungsgebiet auf der Laufner Talseite der Schachlete. Hier gibt es kein Anrecht auf Ruhe.
Gestört wird diese derzeit vor allem durch den Felsabbau im vorderen Teil des Gewerbeareals. Die Burgerkorporation hat die Albin Borer AG mit der Umsetzung der bewilligten Geländemodulation beauftragt. Das Areal soll später von einem Gewerbebetrieb überbaut werden und der Burgerkorporation Baurechtszinsen einbringen. Zur Reduktion des Lärms beschloss der Unternehmer — auf Anregung von Anwohnern — vom stundenlangen Abspitzen auf Sprengungen umzustellen. «Der Kanton hat die Sprengungen bewilligt, nachdem in einem Gutachten nachgewiesen werden konnte, dass diese deutlich weniger Lärm verursachen als das Spitzen», erklärt Ueli Jermann. Nach einem monatelangen, coronabedingten Unterbruch wurden die Sprengarbeiten letzte Woche wieder aufgenommen. «Nebst der Kontaktgruppe hat die Unternehmerin die Einwohner mit einem Schreiben informiert und offeriert, bei Fragen Red und Antwort zu stehen. Bei einigen Liegenschaften wurden von einer spezialisierten Firma Rissprotokolle erstellt und Messsonden installiert, die jede Erschütterung genau aufzeichnen.»

Wall gegen Lärm

Darüber hinaus hat die Burgerkorporation zur allgemeinen Lärmdämmung vorgeschlagen, zur Laufner Seite hin einen natürlichen Wall aufzuschütten. Damit möchte sie auch die Renaturierung der Deponie vorantreiben — und bewilligte einen Ausführungskredit von gegen 400000 Franken. Die entsprechende Planung — inklusive Berechnung, welche Lärmpegel hinter dem Wall noch wahrzunehmen wären (Lärmsimulation) — befinden sich in Arbeit, sagt Ueli Jermann und ergänzt: «Auch diesbezüglich suchen wir den Konsens. Wir laden die Einwohnerinnen und Einwohner von Laufen dazu ein, in der dafür vorgesehenen Arbeitsgruppe mitzuwirken — zusammen mit Vertretern des Naturschutzes.» Die Realisierung sei abhängig von einer entsprechenden Baubewilligung oder einer Lösung der Zonenproblematik. Doch sei erfahrungsgemäss auch diesbezüglich Widerstand zu erwarten. «Wenn die Menschen, die gegen den Lärm kämpfen, die Lärmschutzmassnahmen bekämpfen, wird das von den Burgern, die bereit waren, das Geld zu sprechen, nicht mehr verstanden», gibt Jermann zu bedenken. Jedenfalls stellen Beschwerdeführer auch die Geduld der Gewerbetreibenden auf die Probe. Mit einem zweiten Baugesuch wollte die Antag AG (Tochterfirma der Albin Borer AG) Teile ihrer im 2017 bewilligten Recyclinganlage für Aushubmaterial unter die Oberfläche verlegen und zusätzliche Lärmschutzmassnahmen realisieren. Die Erteilung der Baubewilligung durch das Bauinspektorat ist aber von Laufner Einwohnern angefochten worden. Die Antag AG ist nun versucht, ihre Anlage in der ursprünglichen Art zu realisieren. Damit werden weiterhin dieselbetriebene Fahrzeuge das Material umherfugen und ihr Aufschlagen der Schaufel bleibt ein ohrenbetäubendes Ärgernis, bis die unterirdischen Förderbänder realisiert werden dürfen.
Die Kritiker machen im laufenden Verfahren geltend, dass die Behauptung, der Lärm werde reduziert, nicht belegt sei. Die Dokumentation fehle. Das Verfahren ist bei der Rekurskommission hängig.

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