Vorsichtig optimistisch in ein ungewisses Fasnachtsjahr

Noch immer ist unklar, ob und in welcher Form die Fasnacht 2021 stattfinden wird. Nichtsdestotrotz haben die angefragten Vereine mit ihren Proben begonnen oder beginnen demnächst.

Immer auf Abstand: Die Agfrässeni Laufen konnten ihre erste Gesamtprobe in einer Zimmerei in Röschenz unter Einhaltung strenger Regeln abhalten. Foto: Melanie Brêchet
Immer auf Abstand: Die Agfrässeni Laufen konnten ihre erste Gesamtprobe in einer Zimmerei in Röschenz unter Einhaltung strenger Regeln abhalten. Foto: Melanie Brêchet

In diesen Zeiten, in denen einzig sicher ist, dass nichts sicher ist, stehen auch die verschiedenen Fasnachtscliquen und Guggen in der Region vor einem grossen Fragezeichen. Die Fasnacht wird im nächsten Jahr im schlechtesten Fall gar nicht oder im besten Fall in abgespeckter Form daherkommen. An Umzüge durch dichte Zuschauermengen am Strassenrand ist kaum zu denken. Und auch die traditionelle Beizenfasnacht, wo sich die Leute Schulter an Schulter feuchtfröhlich amüsieren, wird es wohl nicht geben — so weit die Vermutung vieler Aktiven.
In der Region gibt es unzählige Fasnachtsvereine, welche Jahr für Jahr viel Zeit, Energie und Geld in die Vorbereitungen der jeweils nächsten Fasnacht stecken. Die Vorbereitungen beginnen oft schon früh, gemäss dem Motto: «Nach dr Fasnacht isch vor dr Fasnacht.» Doch dieses Jahr ist alles anders. Das Wochenblatt wollte darum von den Vereinen wissen, ob und wie sie mit den Proben gestartet sind.


Verhaltener Start
Mit den Proben um einiges später angefangen haben die Pfluderi Fäger aus Laufen. Für gewöhnlich startet die Clique mit ihren Proben bereits im Mai, dieses Jahr hätten sie nach den Sommerferien begonnen, erklärt Gabriel Ifrid. «Wir können unsere Proben eigentlich ganz normal durchführen, da auch in normalen Zeiten die Pfeifer von den Tambouren getrennt proben», sagt er. Es könne auch das gleiche Lokal benutzt werden wie immer. Die Motivation zu proben sei durchaus vorhanden, manchmal schleiche sich aufgrund der ungewissen Aussichten aber schon eine gewisse Nonchalance ein, darum haben die Pfluderi beschlossen, zur Motivationssteigerung einen neuen Marsch zu lernen.


Das Problem mit dem Platz
Alle angefragten Vereine gaben an, dass sie sich an ein Schutzkonzept halten würden, dabei orientieren sie sich ganz oder teilweise an den Vorgaben des Schweizerischen Blasmusikverbandes. Desinfektionsmittel, gutes Lüften und genügend Abstand sind angesagt. Schwierigkeiten bereitet einigen Vereinen der Punkt: die Grösse des Probelokals. Während die Guggenmusiken Hirzefäger aus Breitenbach und die Nasegrübler aus Laufen in ihren Lokalen proben können, mussten die Agfrässeni Laufen und die Lumpesammler Zwingen in grössere Räumlichkeiten der Gemeinden ausweichen. «Unsere Registerproben halten wir in unserem Lokal ab, für Gesamtproben ist dieses aber zu klein», erklärt Simon Kottmann, Präsident der Agfrässeni Laufen.
Die Vorbereitungen für die Fasnacht beinhalten auch die Bestimmung des Sujets und die Anfertigung des Kostüms. Hier sind die Taktiken unterschiedlich. Während die Hirzefäger sowieso nur alle zwei Jahre ein neues Kostüm machen lassen, haben die Nasengrübler beschlossen, bei Bedarf ein altes Kostüm aus dem Schrank zu ziehen, erläutert Christian Burri. «In der jetzigen Situation wäre es schade, sich die ganze Mühe zu machen, da vielleicht keine Fasnacht stattfinden wird. Die Anfertigung eines neuen Kostüms und einer neuen Larve ist immer mit einem grossen Aufwand verbunden.» Ein neues Kostüm entsteht jedoch bei den Lumpesammlern und den Agfrässeni, welches dann auch für die Fasnacht 2022 gebraucht werden könnte.

Grundsätzlich zeigen sich alle angefragten Vereine mehr oder weniger motiviert, Proben durchzuführen, schliesslich solle das Vereinsleben trotz allem hochgehalten werden, heisst es unisono. Zoe Graf von den Lumpesammlern sagt es so: «Bei uns Lumpesammlern hat das gesellige Vereinsleben einen hohen Stellenwert. Deshalb freuen sich die Mitglieder, sich einmal wöchentlich treffen zu können.» Und von Oliver Roth von den Hirzefägern heisst es: «Die Motivation ist sehr gross, wir freuen uns darauf, wieder gemeinsam musizieren zu können.» Etwas zurückhaltender äussert sich Simon Kottmann. Es sei nicht immer einfach, sich zu motivieren, wenn man bezüglich Durchführung einer Fasnacht dermassen im Ungewissen sei. «Wir hängen quasi im luftleeren Raum.»


Kaum Aussicht auf Auftritte
Geprobt wird bei den Guggenmusiken nicht nur für die Fasnacht. Etliche Veranstaltungen bieten für gewöhnlich die Gelegenheit, sich zu präsentieren und für die Fasnacht warmzulaufen. «Leider wurden alle Vorfasnachtsveranstaltungen, an welchen wir uns angemeldet haben, bereits abgesagt. Wir sind aber optimistisch, dass es Veranstaltungen geben wird, an denen wir uns zeigen können», sagt Oliver Roth. Auch von Simon Kottmann tönt es ähnlich: «Wir hoffen auf einzelne Auftritte, an denen wir uns präsentieren können, vielleicht sogar im Rahmen einer abgespeckten Fasnacht.» Optimistisch äussert sich auch Zoe Graf von den Nasegrüblern: «Wir bereiten uns für den einen oder anderen Auftritt vor und überlegen uns bereits Alternativen. Wir sind weiterhin voller Zuversicht, dass die Fasnacht 2021 in irgendeiner Form stattfinden wird.»

Nochmals anders präsentiert sich die Situation bei den Wagencliquen. Sie stehen zwar nicht unter dem gleichen Zeitdruck wie die Cliquen und Guggen, aber sehen sich ebenfalls mit der Frage konfrontiert, wie es weitergehen soll.

Der Aufbau des neuen Fasnachts­wagens beginne bei ihnen immer spät, erklärt Sergio Haymoz von der Dörli Spränger Clique aus Laufen. «Meistens geht es bei uns erst im Oktober, also erst nach den Herbstferien los mit dem Wagenbau», sagt er. «Jetzt warten wir aber noch ab, ob die Fasnacht überhaupt stattfinden kann.» Bezüglich Bauplatz haben die Dörli Spränger keine Schwierigkeiten. Ihren Wagen bauen sie im Freien auf einem Firmengelände, für welches sie keine Miete zahlen müssen. Die Motivation unter den «Wägelern» bezeichnet Haymoz als «genau so gut wie in anderen Jahren auch». Die Fasnacht sei für sie eine schöne Zeit unter Kollegen und falls diese nicht stattfinden könne, sei dies zwar äusserst schade, es werde aber bestimmt ein Alternativprogramm gefunden, man könne zum Beispiel einen längeren Cliquenausflug durchführen als sonst. «Und dann freuen wir uns umso mehr auf die nächste Fasnacht», ergänzt Haymoz.

Auch Beat Jermann von den Stedtli­stürmern Laufen sagt, dass die Motivation in seiner Clique immer gross sei wenn es um die Fasnacht gehe, man werde auf jeden Fall dafür sorgen, dass sich die Vereinsmitglieder regelmässig treffen, ob mit oder ohne Wagenbau. Man sehe das jedoch realistisch: Ein Anlass wie die Fasnacht mit so vielen Leuten sei im nächsten Jahr wohl kaum durchführbar. Schon die Organisation ihres Sommerfests sei unter den strengen Coronaregeln eine Herausforderung gewesen.


Warten hat bald eine Ende
Nebst seinem Engagement auf dem Wagen der Stedtlistürmer amtet Beat Jermann auch als Präsident des Laufner Fasnachtskomitees. Er stellt in Aussicht, dass in den nächsten ein bis zwei Wochen eine Entscheidung gefällt und anschliessend kommuniziert werde, ob und auf welche Weise die Laufner Fasnacht stattfinden kann. «Die ganze Situation ist nicht so einfach, aber es kommt gut», gibt er sich vorsichtig optimistisch.

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