Ohne Reinstwasser kein Smartphone

Der Weltkonzern Ovivo möchte sein Forschungszentrum in Witterswil für den Bereich Reinstwasseranlagen ausbauen und erhält auf dem Weg durch das Labyrinth der Behördengänge Unterstützung vom Forum Schwarzbuben- land.

Firmenbesuch: Markus Gasser, Arbeitsgruppe Wirtschaft, Standortförderin Karoline Sutter, Lothar Till, Ovivo, Ueli Nussbaumer, Gründer TZW, Mark Winkler und Martin Vogel Arbeitsgruppe Wirtschaft. Foto: Bea Asper

«Nehmen wir als Beispiel das Mobiltelefon. Zur Herstellung eines Smartphones werden 15000 Liter Reinstwasser benötigt», bestätigte Lothar Till, Geschäftsführer der Ovivo Switzerland, die These von Martin Vogel, Mitglied der Arbeitsgruppe Wirtschaft, «ohne Reinstwasser kein Handy». Die Delegation des Forums Schwarzbubenland bekam letzte Woche Einblick in das Herzstück einer Unternehmung, die vor sechs Jahren im Areal des Technologiezentrums Witterswil ihr Forschungszentrum für die Herstellung von Reinstwasser in Betrieb nahm. Die Firma Ovivo ist keine börsennotierte Gesellschaft, sondern befindet sich in Privatbesitz und hat ihren Hauptsitz in Kanada. Ihr Betriebsgeheimnis spielt sich im Bereich des Unvorstellbaren ab. Wo andere Reinigungsverfahren enden, beginnt die Welt von Ovivo Water. Man könne es sich so vorstellen: «Sie werfen ein Stück Zucker in den grössten See der Schweiz und wir holen es wieder raus», veranschaulichte Till. Die Verfahren seien äusserst komplex, bei den verschiedenen Stufen der Reinigung — ohne Chemikalien, teilweise mit Strom — dürfe das Wasser im Innern der Anlagen nicht mit Metall in Berührung kommen. Das Reinstwasser wird für die vielen Spül- und Reinigungsschritte in der Herstellung von Halbleiterchips benötigt. Die Speicherkarten sind die Bausteine der modernen Technologie. Das Reinstwasser werde zum Schleifen der Rohmaterialien (Silizium) gebraucht, die zur Herstellung von Mikrochips für die moderne Technologie verwendet werden.

Zu den Kunden von Ovivo zählen die Marktführer der Elektronik, und sie benötigen Anlagen mit einer Verarbeitungskapazität von bis zu 800000 Liter ­Wasser pro Stunde, erklärte Till. Die in Witterswil entwickelten Prozesse kämen weltweit in 200 Reinstwasseraufbereitungssystemen zur Anwendung. Die Forschungsabteilung im beschaulichen Schwarzbubenland sei von 40 auf 120 Mitarbeitende gewachsen und soll weiter ausgebaut werden. Till lobte den Standort «Hinteres Leimental» in den höchsten Tönen. «Von der Agglomeration Basel aus führt der Weg zur Arbeit gegen den Strom, raus ins Grüne, vor Ort hat es ausreichend Parkplätze. Witterswil ist aber auch mit dem ÖV und den Velorouten gut erschlossen.» Die ländliche Idylle und der Blick ins Weite werde von den Mitarbeitenden geschätzt. Dabei profitiere man von der Grenznähe. Die Unternehmenskultur sehe vor, den Teamgeist aktiv zu fördern, die Mitarbeitenden zu Ausflügen einzuladen und mit ihnen Feste zu feiern. Die Fluktuation sei tief, hielt Till fest.

Ovivo habe die Betriebserweiterung in Witterswil bereits vor einiger Zeit eingeleitet — die Bewilligungsverfahren würden aber viel Zeit in Anspruch nehmen, gab Till zu bedenken. Beschwerlich seien zudem die Formalitäten für den Erhalt von Arbeitsbewilligungen. «Für die Stellenbesetzung suchen wir zuerst regional und schweizweit, dann aber meistens weltweit, weil es um hoch spezialisierte Fachkräfte geht.» Je nach Herkunftsland der potenziellen Mitarbeitenden sei die Bürokratie ein steiniger Weg — und die Amtsstuben entpuppten sich manchmal als ein Buch mit sieben Siegeln.

Nicht verzagen, das Forum fragen, gab Mark Winkler, Vorstandsmitglied des Forums Schwarzbubenland, zu verstehen. Die Arbeitsgruppe Wirtschaft, in der auch die regionale Standortförderin Karoline Sutter mitwirkt, sei der Brückenbauer zwischen den Firmen, Gemeinden und dem Kanton. Das Forum Schwarzbubenland könne auf langjährige Erfahrung und auf ein breites Netzwerk zurückgreifen. In der gelebten Wirtschaftspolitik gehe es nicht nur um die Neuansiedlung von Firmen, sondern vor allem auch um die Bestandspflege. «Wir gehen auf die Unternehmungen zu und suchen das Gespräch, wir bieten ihnen im Umgang mit Behörden unsere volle Unterstützung an», resümierte Winkler.

Weitere Artikel zu «Dorneckberg/Leimental», die sie interessieren könnten

Dorneckberg/Leimental09.07.2025

Igel brauchen Proteine

Ein gutes Dutzend Kindergärtler und Primarschülerinnen aus Witterswil, Bättwil, Hofstetten-Flüh, Metzerlen-Mariastein und Rodersdorf meldeten sich über den…
Dorneckberg/Leimental25.06.2025

Die Kinder rücken näher zusammen

Mit einem Fest wurden letzte Woche der neue Doppelkindergarten und der Erweiterungsbau der Primarschule Rodersdorf feierlich eingeweiht.
Dorneckberg/Leimental25.06.2025

Kinder-Matinee vom Feinsten

Im Museum für Musikautomaten Seewen gestalteten das Sonos Quartett und der Schauspieler Balz Aliesch «Hey Haydn — eine musikalische Welt-reise». Rund 30 Kinder…