Fritz und seine Freunde brauchen auch in Krisenzeiten Pflege

Die wirtschaftlichen Auswirkungen des «Lockdowns» drücken schwer auf die laufende Rechnung des Tierparks Reinach. Aus dem budgetierten Überschuss dürfte ein grösseres Defizit werden.

Spaziergang beendet: Tierpflegerin Corinne Riner bringt Truthahn Fritz in sein Gehege zurück.  Foto: Heiner Leuthardt
Spaziergang beendet: Tierpflegerin Corinne Riner bringt Truthahn Fritz in sein Gehege zurück. Foto: Heiner Leuthardt

Stolz zeigt sich Truthahn Fritz im schönsten Ornat. Er ist im Besucherbereich des Tierparks Reinach unterwegs, der seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie geschlossen ist. Nur wenige, befugte Leute sind abwechslungsweise hier. So das Tierpflegeteam, bestehend aus drei Frauen und einem Mann, welche die 260 Tiere füttern, pflegen und die Anlage sauber halten. «Unsere Tiere fressen jeden Tag, trotz Corona», stellt Esther Jundt, Präsidentin des Tierparks Reinach lakonisch fest. «Zugleich vermissen sie die Besucher. Das betrifft besonders jene Tiere, die gestreichelt werden können.»

Zu diesen gehören Fritz und die Ziegen. Wenn Leute um das Aussengehege gehen, sind sie da und freuen sich über jede durch den Maschendrahtzaun erhaschte Liebkosung. Das ist auch jetzt möglich, da nur der Innenbereich für Besucher gesperrt werden musste, nicht aber der Zugang zur äusseren Einzäunung. «Besucher, die sich dort aufhalten, sind uns herzlich willkommen», betont Esther Jundt. Fritz mustert aufmerksam den Gast, der für die Recherche ausnahmsweise eingelassen wurde. Soll ich zu ihm hin, oder doch nicht? Er zögert.


Humpelnd durch die Krise
Esther Jundt geht zum Gehege, wo der Damhirschbock Sirius lebt. Noch trägt er sein grosses Geweih. Fritz macht den Rundgang humpelnd mit. «Hast du gesehen, der Fritz humpelt?» «Ja, ich schau mir das Bein noch an», versichert Tierpflegerin Corinne Riner. Der humpelnde Fritz ist ein beredtes Symbol für den Tierpark, der im Moment auf
seinem finanziellen «Bein», verursacht durch die Pandemie, humpelt. «Bei uns ist zum Glück niemand an diesem heimtückischen Virus erkrankt, doch der ‹Lockdown› trifft uns, wie die anderen Vereine auch, finanziell stark. Die festen Kosten für Tierhaltung und Tierbetreuung bleiben, dafür zeichnen sich grosse Mindereinnahmen ab. Unsere Tiere fressen jeden Tag, und unser Tierpflegeteam ist voll ausgelastet und kann nicht auf Kurzarbeit gesetzt werden», resümiert Esther Jundt.

Neben Beiträgen der Gemeinde und der Bürgergemeinde stützt sich der Tierparkverein auf Sponsorenbeiträge von Firmen und Privaten, Spenden und Legate sowie auf die Mitgliederbeiträge ab. Hinzu kommen das Tierparkfest und Spezialführungen. «Im Gegensatz zu anderen Tierparks verlangen wir keinen Eintritt.» Auf der Ausgabenseite kommt es zu erhöhten Personalkosten, welche die Gemeinde ab nächstem Jahr trägt. «Dadurch können wir seit 2014 erstmals wieder dem Tierpflegeteam eine Lohnerhöhung gewähren.» Anders sieht es bei der Buchhaltung aus. «Durch einen Wechsel verdoppeln sich unsere Buchhaltungskosten auf 10 000 Franken. Die zusätzlichen 5000 Franken müssen wir uns bei Sponsoren besorgen, und das in einer Zeit, bei dem die Firmen finanziell kämpfen.»


Bis zu 15000 Franken Jahresverlust
Eine wichtige Einnahmequelle bildet das Tierparkfest, das jährlich Einnahmen von rund 7000 Franken abwirft. «Den Junitermin müssen wir streichen, vielleicht können wir es in den Herbst verlegen», hofft Esther Jundt. «Leider fallen auch die Spezialanlässe weg und beim Spendenkässeli, das gut von aussen zugänglich ist, sind im April weniger Spenden eingegangen.» Noch kann die Präsidentin des Parks den Jahresverlust nicht beziffern, aber bis zu 15 000 Franken könnten es schnell werden. «Wir geben nicht auf und versuchen, im guten Kontakt mit den Firmen, Sponsoren, Privaten und den Mitgliedern das Defizit möglichst klein zu halten. Jeder Franken zählt, auch jener im Spendenkässeli.» Der Tierparkverein freut sich dankbar über jeden Beitrag.

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