Die Corona-Krise zeigt, dass die Hilfsbereitsschaft äusserst gross ist

Das Netzwerk Solidarität Reinach BL organisiert seit kurzem die Einkäufe für Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören. Die Corona-Krise hat überall die Kräfte der Solidarität geweckt.

Solidarisch, freundlich und zuverlässig: Anh Huynh bringt Lebensmittel.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Solidarisch, freundlich und zuverlässig: Anh Huynh bringt Lebensmittel. Foto: Thomas Brunnschweiler

Seit der Gültigkeit der «ausserordentlichen Lage» heisst es «zu Hause bleiben». Bis zum Erscheinen dieser Wochenblatt-Ausgabe sind nun 16 Tage Hausquarantäne verstrichen. Das wirft sowohl Singles als auch Paare und Familien auf sich zurück. Gerade die über 65-Jährigen und Menschen mit erhöhtem Gesundheitsrisiko sollten jetzt ihre Einkäufe unbedingt an jene delegieren, die ihre Hilfe anbieten. Da der Schreibende selbst zur altersmässigen Risikogruppe gehört, wird dieser Artikel für einmal etwas persönlicher. Vor kurzem lasen meine Partnerin und ich von der Hilfsaktion von Lucio Sansano, der innert kürzester Zeit zusammen mit Anne-Marlen Riemensperger einen Hauslieferdienst organisiert hat. Ganz rasch vermittelte er uns Anh Huynh, eine Frau aus dem Quartier, die uns schon am nächsten Tag Einkäufe für drei Tage brachte. Die Bedarfsliste mailten wir ihr. Bevor sie mit den Einkäufen vors Haus fuhr, gab sie uns per Handy den Endbetrag bekannt. Schon klingelte es an der Tür und wir wechselten in gebührendem Abstand einige Worte.


Froh um die Hilfe von aussen
Anh Huynh wurde in Vietnam geboren und floh mit ihrer Familie 1980 nach Deutschland. Seit 2003 arbeitet ihr Mann in der Pharmaindustrie in Basel. Die Familie lebte mit Unterbrüchen im Ausland schon in Allschwil und Oberwil, seit 2017 in Reinach. Neben ihrem ehrenamtlichen Engagement in der Organisation «Give a Chance» und der Betreuung ihrer vier Söhne im Alter von 3 bis 15 Jahren hat sich Anh Huynh entschlossen, noch zwei Haushalte in Quarantäne mit Lebensmitteln und anderen Dingen zu beliefern. Anh Huynh ist immer aufgestellt und bestens organisiert. Das hilft, denn die Hausquarantäne ist für alle schwierig. Auch ich selbst muss mich neu orientieren. Nach dem Kaffee und der Zeitungslektüre höre ich eine CD von Beethoven und setze mich dann an den Schreibtisch. Ein Waldspaziergang zu zweit hilft, den Kopf auszulüften. Und natürlich lesen wir mehr als sonst, weil sich die Kultur in den eigenen vier Wänden abspielt. Die «Tagesschau» und ein guter Film gehören zum Abendprogramm. Wir sind froh um die selbstlose Hilfe von aussen. Es ist grossartig, wie viele Menschen ihre Solidarität nicht nur mit Klatschen oder Kerzen im Fenster bekunden, sondern auch ein Gesundheitsrisiko nicht scheuen, um anderen beizustehen.


Vorbildliches Engagement
Das Netzwerk Solidarität Reinach ins Leben gerufen hat der Reinacher Lucio Sansano, zusammen mit Anne-Marlen Riemensperger. Die beiden kennen sich seit der Primarschule. Sansano, der Präsident der kantonalen Jungfreisinnigen und FDP-Einwohnerrat ist, versteht sein Engagement als ein rein persönliches. Genauso wie seine Mitstreiterin Anne-Marlen Riemensperger, die nachrückende Einwohnerrätin für die SP ist. Am Wochenende zählte das Netzwerk Solidarität Reinach bereits rund 25 Helfende. Pro Tag gehen etwa acht neue Anfragen ein und insgesamt werden zirka 50 Haushaltungen beliefert. Lucio Sansano betreut selbst fünf davon. «Ich musste meine Mittelamerika-Reise ausfallen lassen», sagt der zukünftige Jura-Student, «und investiere meine Zeit nun in das Projekt. Es ist toll, dass es viele ähnliche Projekte gibt.» Sansano und Riemensperger sind froh um weitere Helferinnen und Helfer. Wer helfen möchte oder Hilfe braucht, wende sich an Lucio Sansano: Tel. 078 634 38 57 oder E-Mail: mail@luciosansano.ch.

Weitere Artikel zu «Reinach», die sie interessieren könnten

Reinach17.04.2024

Endress + Hauser weiter auf Wachstumskurs

Der Messtechnikkonzern mit Hauptsitz in Reinach konnte im vergangenen Jahr trotz glo­baler Un­sicherheiten den Umsatz weiter steigern.
Reinach17.04.2024

Caroline Mall will das Parteipräsidium – und dann plötzlich doch nicht mehr

Die Reinacher Landrätin Caroline Mall möchte Präsidentin der SVP Baselland werden. So liess sie es im Gespräch mit dem Wochenblatt verlauten. Am Mittwochmorgen…
Reinach10.04.2024

Die Wahl der Schulratswahl

Sollen Schulrätinnen und Schulräte wie bisher durch das Volk oder vom Einwohnerrat gewählt werden? Um diese Kernfrage dreht sich die Abstimmung «Teilrevision…