Von Reinach nach Rom

Der Reinacher Mauritz von Sury ist aktives Mitglied der Schweizer Garde. Am Sonntag kommt er in seine Heimat, um über sein Leben im Vatikan zu erzählen.

Im Dienst für den Papst: Für Mauritz von Sury ist es eine noble Aufgabe, das Oberhaupt der katholischen Kirche zu beschützen.  Foto: Päpstliche Schweizergarde / Oliver Sittel
Im Dienst für den Papst: Für Mauritz von Sury ist es eine noble Aufgabe, das Oberhaupt der katholischen Kirche zu beschützen. Foto: Päpstliche Schweizergarde / Oliver Sittel

Jedes Jahr werden junge Männer für den Dienst in der Schweizer Garde vereidigt. Bei der nächsten Vereidigung im Mai tritt der Kanton Baselland als Gastgeberkanton auf. Aus diesem Grund ist bis kommenden Sonntag in der Kirche St. Nikolaus in Reinach — im Pfarreigarten und in der Kirche selbst — eine Ausstellung zur Schweizer Garde zu sehen. Abschluss und Höhepunkt ist der Besuch von Mauritz von Sury während des Gottesdienstes um 10.30 Uhr. Der Reinacher und Sohn von Gemeinderätin Béatrix von Sury gehört nämlich der Schweizer Garde an. Im Gottesdienst wird er über sein Leben im Vatikan erzählen. Das Wochenblatt hat im Vorfeld mit im gesprochen.


Wochenblatt: Warum sind Sie der Schweizer Garde beigetreten?

Mauritz von Sury: Es gab für mich verschiedene Gründe, warum ich in die Schweizer Garde eingetreten bin. Zum einen wollte ich was Neues wagen. Ich wollte weg ins Ausland, etwas erleben und neue Erfahrungen sammeln, bevor ich mit meinem Studium beginne. Da mich das Militär schon immer begeisterte und interessierte, sah ich die Schweizer Garde als perfektes Abenteuer. Zum anderen lag es an meinem Urgrossvater, der vor 100 Jahren in der Garde und sogar Kommandant gewesen war. Durch Geschichten, Gemälde und Medaillen, die wir von ihm haben, empfand ich schon als kleines Kind eine grosse Begeisterung für die Garde.


Sie mussten Ihr gewohntes Umfeld verlassen — ein schwerer Entscheid?

Mauritz von Sury: Nein, das war es nicht, denn ich war gewohnt, das Zuhause für eine Weile zu verlassen. Schon mit 16 Jahren lebte ich für ein Jahr im Ausland, in einem katholischen Jungen-Internat in Irland. Schon dort lernte ich, alleine in einem neuen Land zurecht zukommen, mit neuer Sprache und Kultur. Diese Erfahrung gab mir die Hilfe, mich schnell an mein neues Zuhause zu gewöhnen.


Haben Sie in Rom schnell Anschluss gefunden? Kannten Sie bereits jemanden?

Mauritz von Sury: Sehr schnell. Man macht sich hier vom ersten Augenblick an Freunde, die man bis an sein Lebensende hat. Durch diese tollen Freundschaften, die man hier unter den Kameraden schliessen kann, fällt es einem nicht schwer, fort von Daheim zu sein. In der Garde wird man direkt willkommen geheissen, keiner bleibt dabei ausgeschlossen. Ich persönlich kannte schon einen alten Kameraden, der seinen Dienst in der Garde leistete.


Was hat Sie an der Aufgabe gereizt?

Mauritz von Sury: Ich würde sagen, die Ausbildung im Bereich der Sicherheit und den Dienst für den Heiligen Vater. Die Ausbildung, die wir in der Rekrutenschule durchführen, ist intensiv und hochinteressant. Mit der Zusammenarbeit der Kantonspolizei Tessin werden wir explizit auf Pistolenschiessen, Selbstverteidigung und Festnahme von Personen ausgebildet. Aber auch das Leben am päpstlichen Hofe hatte mich sehr gereizt. Zu wissen, dass man für den Papst arbeitet und alles daran tut, sein Leben zu schützen, fand ich schon immer eine sehr noble und schöne Arbeit.


Welche Voraussetzungen muss man für den Dienst in der Schweizer Garde mitbringen?

Mauritz von Sury: Es sind verschiedene Anforderungen nötig. Man muss praktizierender Katholik, Schweizer Bürger, männlich, ledig, zwischen 19-30 Jahre alt und mindestens 1,74 Meter gross sein. Gesundheit und Leumund müssen einwandfrei sein. Ausserdem muss man eine Ausbildung in Form einer Berufslehre oder Matura mitbringen. Weiter muss man die Rekrutenschule absolviert haben und eine Verpflichtung für 26 Monate eingehen.


Wie sieht Ihr Alltag im Vatikan aus?


Mauritz von Sury: Sehr unterschiedlich. Es gibt verschiedene Dienstposten mit unterschiedlichen Funktionen. Sei es, die Schildwache (Ehrenwache) an den Eingängen zu halten, oder die Kontrolle am Sant’Anna Tor. Während den Audienzen sorgt man für die Sicherheit der Besucher und Ehrengäste. Aber der Alltag ist nicht nur Arbeit, sondern auch Freizeit. Ich persönlich nütze meine Freizeit und treibe viel Sport und gehe mit den Kameraden in den Ausgang, welcher hier in Rom nur als perfekt bezeichnet werden kann. Rom hat nicht nur Museen oder Gebäude aus barocker Zeit, die Stadt hat auch vieles für die Jugend zu bieten, wie Openair, Konzerte und verschiedene Feste.


Pflegen Sie häufig Kontakt mit Zuhause?

Mauritz von Sury: Mit den heutigen Technologien ist es sehr einfach, den Kontakt mit der Familie zu haben. Ich persönlich telefoniere jeden Sonntag mit meinen Eltern.


Werden Sie später wieder nach Reinach zurückkommen?

Mauritz von Sury: Ich werde nach der Garde für eine kurze Zeit in Reinach sein. Dort werde ich sicherlich einen schönen Urlaub haben, aber meine Zukunft sehe ich nicht mehr in Reinach. Ich möchte für mein Studium ins Ausland gehen, um wieder etwas Neues zu erleben. Zum Beispiel würde ich gerne für mein Studium entweder nach Deutschland oder Österreich ziehen.


Ihre Mutter und Ihr Bruder sind politisch aktiv. Wäre das auch etwas für Sie?

Mauritz von Sury: Ich persönlich sehe meine Zukunft nicht in der Politik. Dafür macht meine Mutter schon eine unglaubliche Arbeit und ich denke, da mein Bruder ja auch im Einwohnerrat ist, muss ich mich nicht auch noch dort einmischen.

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