Elektrofahrzeuge für die Gemeinden: Teuer, aber langlebig

Der Verein e-Mola agiert als Geburtshelfer beim Anschaffen von Elektrofahrzeugen für die Birs-stadt- und Laufentaler Gemeinden. Zwar sind die Verkehrsmittel alles andere als günstig, aber die Investition lohne sich.

Lässt sich von den hohen Preisen nicht blenden: Henrik Haerden, Werkhofleiter in Reinach.  Foto: Milos Mihajlovic
Lässt sich von den hohen Preisen nicht blenden: Henrik Haerden, Werkhofleiter in Reinach. Foto: Milos Mihajlovic

Messe-Atmosphäre im Freien auf dem Werkhof in Reinach bei leichtem Nieselregen. Eine Schar von Schaulustigen beäugt Elektrofahrzeuge, die auf dem Platz stehen. Vom Abfallentsorgungswagen, Kipper, Transporter bis zum Rasenmäher ist alles vertreten, was das Herz begehrt. Zu Besuch sind Werkhofleiter unter anderem aus Binningen, Bottmingen und Aesch. Unter den Anwesenden ist auch Henrik Haerden, Leiter des Werkhofs in Reinach. Sein Werkhof hat drei Elektrofahrzeuge im Fuhrpark. «Unser Transporter ist schon etwas in die Jahre gekommen. Nun suche ich einen guten Ersatz für ihn». Haerden hat den Anlass zusammen mit dem Verein e-Mobilität Laufental Schwarzbubenland Birsstadt (e-mola.ch) organisiert. Letzterer hat ihn angefragt, ob er den Werkhof für seine Veranstaltung brauchen dürfe. Im Schlepptau: Vertreter von diversen Marken, die ihre Fahrzeuge zur Besichtigung und Probefahrt feilbieten.


Begeisterung und leichte Skepsis

Der Verein e-mola.ch ist ein Projekt, das in erster Linie Information und Koordination zum Ziel hat, heisst es im Kommuniqué. Da von offizieller Seite kaum oder zu spät Vorgaben kämen, gleichzeitig aber immer mehr Elektroautos auf den Markt kämen, hätten sich Fachleute aus den Bereichen der Ladeinfrastruktur, der Energieversorger, der Politik und des Gewerbes an einen Tisch gesetzt und den Verein e-mola.ch gegründet. Auch die Birsstadt ist Mitglied im Verein.

Zu Beginn der Veranstaltung hält Holger Wahl, Präsident von e-mola.ch, einen Vortrag über die Vorteile der Elektromobilität. Hin und wieder verbreitet sich vernehmlich leichte Skepsis unter den Zuhörenden. Nach dem Vortrag relativieren kritische Stimmen, die ungenannt bleiben möchten, die vorangegangene Elektro-Euphorie: Die früher erworbenen Fahrzeuge seien zum Teil schlecht verarbeitet und zudem teuer gewesen. Es sei etwa zu Achsbrüchen, vorzeitigem Batterieexitus und Ölverlust im Getriebe gekommen.
Die Preise sind tatsächlich ernüchternd: Zum Beispiel hat das Abfallentsorgungsfahrzeug der Marke Eli die Gemeinde Reinach vor einem Jahr knapp 100000 Franken gekostet. Das Vorgängerauto mit Benzinmotor von Piaggio dagegen nur rund 25000 Franken, sagt Henrik Haerden. Er fügt aber gleich hinzu: «Die Lebensdauer ist beim Elektrofahrzeug deutlich länger. Der Piaggio hat gerade mal fünf Jahre überdauert, der Eli sollte es auf gut 15 Jahre bringen.» Haerden war es, der der Gemeinde Reinach geraten hat, Elektrofahrzeuge anzuschaffen. «Ich musste Überzeugungsarbeit leisten und schliesslich ist Reinach eine Energiestadt. Aber nachdem ich alle Offerten und Kosten-Nutzen-Rechnungen eingeholt und vorgelegt habe, bekam der Werkhof grünes Licht», so Haerden. Ausserdem seien die Fahrzeuge sehr sparsam im Stromverbrauch, zudem umweltfreundlich und könnten sich in der Regel mit einer einzigen Ladung in der ganzen Gemeinde bewegen. Abgesehen vom Winter, da brauche es oft eine zweite Ladung über Mittag, da auch die Heizung Strom verbrauche. Der Reinacher Gemeindepräsident Melchior Buchs erklärte dem Wochenblatt auf Anfrage. «Wir spielen mit dem Gedanken, künftig alle Kommunalfahrzeuge Reinachs auf Elektroantrieb umzustellen. Ausserdem prüfen wir, bei einer nächsten Ausschreibung für neue Kehrrichtwagen Elektrofahrzeugen den Vorzug zu geben.»

Bis jetzt hat Henrik Haerden noch keinen Ersatz für den eingangs erwähnten Transporter gefunden: «Ich werde jedoch in nächster Zeit einen der anderen heute vorgestellten Marken anschauen gehen.»

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