«Sej a Mentsch!»

David und Sascha Schönhaus, die Gründer der Band Bait Jaffe, haben die traditionelle Klezmermusik weiterentwickelt. Morgen spielen sie im Rahmen von Kultur in Reinach im Gewölbekeller des Gemeindehauses.

Fröhliche Gesellschaft: Niculin Christen, Sascha Schönhaus, Andreas Wäldele und David Schönhaus( v. l.).  Foto: ZVG
Fröhliche Gesellschaft: Niculin Christen, Sascha Schönhaus, Andreas Wäldele und David Schönhaus( v. l.). Foto: ZVG

Jahrelang war Klezmermusik fast in Vergessenheit geraten. Heute ist sie beliebt und in Konzerthallen und an Festivals zu hören. Bait Jaffe ist die hebräische Form des Namens Schönhaus («schönes Haus»). Die Familie Schönhaus stammt ursprünglich aus dem russischen Minsk, von wo sie 1917 vor dem kommunistischen Gewaltregime nach Berlin floh. Nach einem Aufenthalt in Haifa kehrte die Familie nach Berlin zurück. Ihr Schicksal liest sich wie das von unzähligen jüdischen Familien in Europa. Nur Cioma Schönhaus, der Vater von David und Sascha, überlebte die Barbarei der Nazis. Nach einer langen Velofahrt durch Deutschland erreichte er mit viel Glück nahe Schaffhausen die rettende Schweiz. Aber die beiden Musiker weigern sich, als Opfer betrachtet zu werden, weil sie mit ihrer Musik Optimismus, Lebensfreude und Hoffnung verbreiten wollen. Die Klezmermusik ist «lebendig, herzzerreissend, tanzbar und macht gute Laune», schrieb Christoph Lefherz über Beit Jaffe.


Keine Museumsband

Am Anfang war die Band traditioneller und spielte die alten Weisen nach. Dann wurde den ausgebildeten Jazzmusikern schnell klar, dass der blosse Erhalt der Tradition für sie zu wenig war. «Wir wollen keine Museumsband sein», sagt Sascha Schönhaus. So fliessen in die Musik der vier Klezmorim moderne Stilelemente, die in den Kompositionen von Sascha Schönhaus zum Ausdruck kommen. Der Fundus geht jedoch auf jiddische Songs, Partisanen- und Lumpenlieder zurück, die ihr Vater ihnen vorsang. So vereinen sich in ihrer Musik Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ihr inhaltliches Anliegen lässt sich im Titel der neuesten CD erkennen: «Sej a Mentsch!». Im Jiddischen, das sich aus dem Mittelhochdeutschen entwickelte und hebräische und andere Sprachelemente enthält, ist nämlich das grösste Kompliment: «Er is a Mentsch!»

David Schönhaus liess sich an der Jazzschule Basel zum Kontrabassisten ausbilden. Er war 13 Jahre lang Schulleiter an der Musikschule beider Frenkentäler und übernimmt ab 1. August 2019 die Leitung der Musikschule Arlesheim. Mit Franziska Maria von Arb spielt er im Duo StimmeKontraBass. Sascha Schönhaus studierte an der Jazzschule Bern Saxofon. Er befasst sich auch mit dem religiösen und geschichtlichen Hintergrund der jiddischen Musikkultur. Der Geiger und Mandolinist Andreas Wäldele wird aufgrund seiner Vielseitigkeit auch «das Chamäleon» genannt. Niculin Christen schliesslich spielt Klavier und Akkordeon. Die vier Musiker werden den Gewölbekeller mit sehnsuchtsvollen und zugleich lebensfrohen Klängen erfüllen.

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