Areal Fiechten: Statt bauen lieber Zukunft abwarten

Der Einwohnerrat hat die Baupläne für das Areal Fiechten zurückgestellt. Eine Entscheidung mit nettem Nebeneffekt.

Parkplatz bleibt: Statt neuer Wohnungen werden vor dem Schulhaus Fiechten weiterhin Fahrzeuge zu finden sein.  Foto: Caspar Reimer
Parkplatz bleibt: Statt neuer Wohnungen werden vor dem Schulhaus Fiechten weiterhin Fahrzeuge zu finden sein. Foto: Caspar Reimer

Einfach jedes Stück Land in Reinach zu verkaufen – das bringt doch nichts!», solche und ähnliche Voten waren an der Einwohnerratssitzung vom vergangenen Montag zu hören. Entgegen dem Trend hatte der Gemeinderat vorgeschlagen, die Arealentwicklung Fiechten, wo 60 bis 80 Wohnungen für 130 bis 170 Personen entstehen sollten, vorerst zurückzustellen. «Derzeit stehen in Reinach viele Quartierpläne vor der Umsetzung. Wir möchten deshalb das Areal Fiechten als Finanz- sowie Baulandreserve behalten und die weitere Entwicklung abwarten.» Vorgesehen war, dass die Gemeinde als Bauträgerin und Investorin auftritt, womit das Bauvorhaben für Reinach mit beachtlichen Kosten verbunden gewesen wäre: «Mit der Rückstellung des Geschäftes können wir auf eine zusätzliche Verschuldung verzichten.» Zum Rückzieher des Gemeinderates hat auch beigetragen, dass die International School Basel (ISB) entschieden hat, das Sekundarschulhaus Fiechten nicht zu erwerben, sondern die nötigen Räumlichkeiten weiterhin, vorerst für fünf Jahre, von der Gemeinde zu mieten. «Somit bleibt ein grosses zusammenhängendes Stück Land im Besitz der Gemeinde.» Auf 2022 soll die Situation erneut geprüft und beurteilt werden.

Das Vorhaben des Gemeinderates stiess im Einwohnerrat mehrheitlich auf Zustimmung: «Das Areal Fiechten ist unbelastet und sauber. Damit haben wir den Batzen und s Weggli», so SVP-Einwohnerrat Adrian Billerbeck. Auch von linker Seite wurde das Vorgehen grundsätzlich begrüsst, allerdings mit einem Wermutstropfen: «Geplant war, das Areal zu einem Drittel mit gemeinnützigen Wohnungen zu überbauen. Reinach braucht dringend Wohnungen, die auch für ein schmaleres Portemonnaie erschwinglich sind. Es tut weh, dass dieses Anliegen jetzt nach hinten geschoben wird», sagt SP-Einwohnerrat Rudolf Maeder gegenüber dem Wochenblatt. Er hofft, dass mit der Realisierung des Quartierplans Stockacker, der kommendes Jahr vor der Umsetzung stehen könnte, «in dieser Richtung etwas geht.»

Platz frei für AGIR 2023

Die Entscheidung des Einwohnerrates hat einen für das Reinacher Gewerbe und darüber hinaus nicht zu unterschätzenden Nebeneffekt: Auf dem Areal Fiechten fand nämlich bis anhin die AGIR statt. Die Zukunft der Reinacher Gewerbeausstellung, die letztmals im vergangenen Sommer stattfand und Zehntausende Besucherinnen und Besucher nach Reinach lockte, stand wegen genau dieser geplanten Überbauung auf wackeligen Beinen: «Es wäre schwierig geworden, in Reinach einen anderen Platz für die AGIR zu finden», so Chefin von kmu Reinach, Gerda Massüger. Nachdem die letzte AGIR sehr erfolgreich war, ist man beim Gewerbeverein interessiert, die Gewerbeschau wieder durchzuführen. «Im Moment machen wir noch Pause. Aber die nächste AGIR steht bei uns auf der Agenda.» Die AGIR findet traditionsgemäss alle fünf Jahre statt – das nächste Mal also 2023.

Auch in Reinach ist Fluglärm ein Thema

Beim Kampf gegen den störenden Fluglärm machen in der Regel die Gemeinden Allschwil oder Binningen von sich reden. Eine Interpellation machte aber deutlich: Auch in Reinach stören sich Menschen an Lärmemissionen, insbesondere bei spätabendlichen Flugbewegungen. Die Gemeinde Reinach engagiere sich im Verbund mit anderen Gemeinden gegen nächtliche Ruhestörung durch Fluglärm, letztlich sei aber die wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens nicht zu negieren, so zusammenfassend die Stellungnahme des Gemeinderates.

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