«Man könnte meinen, wir seien auf die Welt gekommen, um uns zu treffen»

Über 38 Jahre führte das Ehepaar Steiner sein Nähmaschinencenter in ­Reinach an der Hauptstrasse – nun übergeben die beiden das Geschäft per 1. Mai in neue Hände.

Ein Lebenswerk: Harry und Doris Steiner vor ihrem Nähmaschinencenter. Fotos: Florin Bürgler

Ein Lebenswerk: Harry und Doris Steiner vor ihrem Nähmaschinencenter. Fotos: Florin Bürgler

Am Tüfteln: Harry Steiner in seiner Werkstatt.

Am Tüfteln: Harry Steiner in seiner Werkstatt.

Ein Nähmaschinengeschäft führen? «Das können wir auch selbst machen», sagten sich Harry und Doris Steiner vor über 38 Jahren. Gesagt, getan: 1985 eröffneten sie das Nähmaschinencenter Harry und Doris Steiner in Reinach – damals noch an der Hauptstrasse 22. Doch bereits nach fünf Jahren zog es sie ein paar Hausnummern strassenabwärts an die Hauptstrasse 8, gleich neben dem Gemeindehaus.

Das Ehepaar Steiner geht nun in Richtung Pension und blickt auf 38 Jahre erfolgreiche Selbstständigkeit zurück.  Harry Steiner ist gelernter Schreib- und Nähmaschinenmechaniker und arbeitete zuerst bei der Firma Bernina. Ehefrau Doris Steiner ist gelernte Kauffrau – ein perfekter Mix für ihr Nähmaschinencenter, wie sich herausstellte. Harry Steiner tüftelt in der Werkstatt an den Reparaturen, Doris Steiner kümmert sich um die Buchhaltung und den Verkauf.

Mit welcher Herzlichkeit die Steiners ihr Nähmaschinencenter führen, wird auch in ihrem Umgang untereinander deutlich. Auf ihr Teamwork angesprochen, meint Doris Steiner: «Das fragen uns viele. Es ist einfach schön und passt super, das ist schwierig zu beschreiben.» Harry Steiner nickt zustimmend und fügt bedeutungsvoll an: «Man könnte meinen, wir seien auf die Welt gekommen, um uns zu treffen.» Grosses Glück hätten sie auch mit den vielen Teilzeitangestellten gehabt, die den beiden jeweils jahrelang zur Seite standen.


Rund 70000 reparierte Nähmaschinen

In über 38 Jahren kommt natürlich auch einiges an Erinnerungen zusammen. Viel Negatives sei da nicht dabei. «Zu Beginn hatten wir eine grosse Konkurrenz, beispielsweise eröffnete eine Bernina-Vertretung zur selben Zeit ein Geschäft in Reinach», blickt Harry Steiner zurück. Doch ihr Nähmaschinencenter, das von Anfang an auf die Marken Elna und Pfaff setzte, hielt sich wacker und erarbeitete sich eine treue Stammkundschaft. Über die Jahre seien so schon rund 70000 reparierte Nähmaschinen zusammengekommen, wie die beiden kürzlich nachgerechnet haben. Ein paar dieser Nähmaschinen bleiben den Steiners als eingefleischte FCB-Fans aber speziell in Erinnerung. «Vor einigen Jahren kamen FCB-Fans der Muttenzerkurve auf uns zu, da sie reparaturbedürftige Nähmaschinen hatten, die sie für die Choreografien brauchten», plaudert Harry Steiner aus dem Nähkästchen. Diese habe er dann gratis repariert und ihnen eines Tages auch eine alte Industrie-Nähmaschine vermacht. «Das ist mein Beitrag als FCB-Fan», meint er lächelnd.


Nachbarliche Nachfolge

Nun sei es aber an der Zeit, langsam den Ruhestand zu geniessen. Die Nachfolge ist bereits geklärt. Das direkte Nachbargeschäft «persönlichkleid» von Inhaberin Mailin Howald wird das Nähmaschinencenter ab dem 1. Mai weiterführen. Harry Steiner bleibt dem Center vorläufig noch ein wenig in der Werkstatt als Instruktor erhalten. Er resümiert: «Wir möchten uns einfach noch von ganzem Herzen bei unserer Kundschaft für die jahrelange Treue bedanken.»
Für die Steiners neigt sich ein Kapitel dem Ende zu. Doch ihr Engagement lebt weiter – ob in den Köpfen und den Nähmaschinen der langjährigen Kundinnen und Kunden oder beim Anblick einer wehenden FCB-Fahne im Joggeli.

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