«Wenn ich nicht mehr bin, gehört alles der Stiftung»

Die Irma-Meyer-Stiftung unterstützt Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Am Samstag findet ein Benefizanlass statt.

Ein Herz für Reinach: Mit ihrer Stiftung will sie erreichen, dass es allen Menschen in Reinach gut geht. Foto: Caspar Reimer
Ein Herz für Reinach: Mit ihrer Stiftung will sie erreichen, dass es allen Menschen in Reinach gut geht. Foto: Caspar Reimer

Zwar sei sie mit ihren 85 Jahren körperlich nicht mehr topfit, erzählt die Reinacherin Irma Meyer, doch ihr Unternehmungsgeist ist nach wie vor sehr vital. Ihr Herz schlägt für Reinach und für jene Menschen, denen es nicht so gut geht, wie es ihr zeit ihres Lebens ergangen ist. Deshalb hat sie 2018 die Irma-Meyer-Stiftung gegründet: «Wir leben in einem reichen Land, in einer wohlhabenden Region. Dennoch gibt es hier Erwachsene, Kinder, Jugendliche und Betagte in schwierigen Verhältnissen. Ihnen will ich mit der Stiftung helfen.» In erster Linie richtet sich die Stiftung an bedürftige Personen, die in Reinach leben, und diese unterstützt sie finanziell. Möglich sind aber auch Beiträge zugunsten von Projekten gemeinnütziger Institutionen. «Ich habe keine Nachkommen. Deshalb ist es mir ein Anliegen, meinen Nachlass jenen zu geben, die es brauchen können.» Im Stiftungsrat sitzen neben Meyer als Präsidentin und Stifterin der Reinacher Gemeindepräsident Melchior Buchs (FDP) als Vizepräsident sowie Bürgerrat Thomas Leimgruber und die ehemalige Regierungsrätin Elsbeth Schneider-Kenel.

Zu Hause im «Rössli»

Irma Meyer hatte zeit ihres Lebens in Reinach verbracht: Zu Hause war sie im Restaurant Rössli, das ihre Eltern wie bereits ihre Grosseltern als Wirtepaar geführt hatten. «Ich kann mich noch gut an die vielen armen Familien in Reinach erinnern», erzählt sie. Weil ihre Eltern als Besitzer des Restaurants und Inhaber einer Metzgerei gut gestellt waren, konnte sie sich in der Schule die besseren Schuhe leisten, «während andere Kinder einfache Holzschuhe tragen mussten».

Nach der Schule ging sie in die Romandie und nach England, wo sie sich Kenntnisse der beiden Sprachen aneignete. «Das war etwas, was ich später in meinem Berufsleben gut gebrauchen konnte.» In Genf liess sie sich zur Gastrounternehmerin ausbilden und unterstützte danach ihre Eltern im «Rössli», wo Gäste aus dem Ausland ein- und ausgingen. Erst als die Eltern das Restaurant verpachteten, wechselte sie ihren Arbeitsplatz: Bis zu ihrer Pensionierung leitete sie die Administration in einem Therapiezentrum im Basler Neubad. Die Reinacherin war in zahlreichen Vereinen tätig und noch heute etwa im Turnverein mit dabei – eine Reinacherin mit Leib und Seele, wie sie es sagt.

«Früher war die Armut sichtbarer als heute», sagt Meyer, sie liesse sich besser verstecken. «Was man auf der Strasse sieht, sind Menschen, die ein Drogenproblem haben. Das ist aber nur ein kleiner Teil der Betroffenen.» Für viele sei es deshalb schwierig, mit ihrer Situation umzugehen. Sie habe mit Menschen gesprochen, die noch nie auswärts essen waren oder sich nicht einmal einen Kaffee leisten können – «da bekommt man gleich ein schlechtes Gewissen».

Risotto und «Bärenbräu» im Dorf

Irma Meyer hatte ein gutes Leben und möchte auf diese Weise etwas zurückgeben. «Wenn ich einmal nicht mehr bin, gehört alles der Stiftung.» Bisher bekomme die Stiftung vor allem Menschen über die Sozialhilfe vermittelt. «Andere Armutsbetroffene zu erreichen, ist nicht einfach», erzählt sie. Dabei möchte sich die Stiftung auch an jene richten, die zwar arbeiten, aber denen das Geld trotzdem nicht zum Leben reicht.

Um die Stiftung bekannter zu machen, findet am kommenden Samstag ein Benefizanlass für die Bevölkerung statt: Der Stiftungsrat bereitet zwischen 11 und 15 Uhr auf dem Platz vor der Raiffeisenbank an der Hauptstrasse 9 ein Risotto ai funghi zu. Dazu wird Reinacher «Bärenbräu»-Bier ausgeschenkt und jeder kann geben, was ihm oder ihr die Mahlzeit wert ist.

www.irma-meyer-stiftung.ch

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