Auf dem Neuhof naht das Ende einer Ära

Susanna und Christian Schürch gaben dem Neuhof ein anderes Gesicht. Auf Ende Jahr geben sie die Führung ab.

Sanfter Wechsel: Christian und Susanna Schürch haben sich für einen Abschied in Raten entschieden. Foto: Caspar Reimer
Sanfter Wechsel: Christian und Susanna Schürch haben sich für einen Abschied in Raten entschieden. Foto: Caspar Reimer

Im April ist es 28 Jahre her, seit Susanna und Christian Schürch die Leitung des Bauernbetriebs Neuhof ganz im Süden von Reinach übernommen haben. Zuvor führte das Ehepaar einen abgelegenen Landwirtschaftshof im Baselbieter Zeglingen, was zwar «romantisch, aber anstrengend» war, wie Susanna Schürch es ausdrückt. Sie suchten etwas anderes und wurden in Reinach fündig: Damals war der Neuhof ein abgesonderter, wenig einladender Ort, auf dem in Massen Schweine gemästet und Abfälle verwertet wurden, was starke Geruchsemissionen und bei der Nachbarschaft alles andere als Freude auslöste.

Von der Besitzerin, der Immobilien Basel-Stadt, bekamen Schürchs deshalb die Auflage, den Hof ohne Schweinemästerei zu betreiben. «Weil es aufhörte zu stinken, hatten wir von Anfang an gute Karten bei der Bevölkerung», erinnert sich Christian Schürch. Gleich zu Beginn stellte das Ehepaar den Betrieb auf das Label IP Suisse um, was etwa zur Folge hatte, dass mittlerweile 25 Prozent des 70 Hektar grossen Betriebes aus Biodiversitätsflächen bestehen, jenen Feldern, die im Frühsommer zwischen Reinach und Aesch blühen und von vielen Hobbyfotografen besucht werden. Gleichzeitig hat sich der Neuhof zu einem regelrechten Erlebnishof entwickelt: «Weil sowieso ständig Leute über den Hof liefen, entschlossen wir uns, ihn für die Bevölkerung zu öffnen», erzählen Schürchs. So kam es, dass der Neuhof zu einem Ausflugsziel für die Bevölkerung wurde, wo Kinder spielen und die Bauernhoftiere bestaunen dürfen.

Gespräche mit den Nachfolgern

Ende dieses Jahres geht für den Neuhof eine Ära und für das Ehepaar ein Lebensabschnitt zu Ende. Sie geben die Führung an das neue Pächterpaar Simone de Coulon und David Gschwind ab. «Wir sind bereits im Gespräch mit ihnen. Wir freuen uns sehr, dass ein junges, aufgeschlossenes und sympathisches Paar voller Tatendrang unsere Arbeit auf dem Hof fortführen wird. Aber zuerst muss jetzt vieles organisiert und geklärt werden», erzählt Christian Schürch. Möchten die Nachfolger die Tiere übernehmen und, wenn ja, wie viele und welche? Welche Maschinen werden übernommen, welche müssen weg? Die Schürchs führten den Neuhof nach den Vorgaben von IP-Suisse, die Nachfolger werden nach jenen von Bio Suisse arbeiten. «Auch da müssen wir uns fragen, welches Getreide wir sähen können, damit es für die Nachfolger passt.»

Wenig Bezug zur Landwirtschaft

Einerseits blicken die Schürchs auf eine erlebnisreiche Zeit zurück, andererseits beobachten sie mit Sorge, wie sie als Landwirte in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, denn es herrsche viel Unwissen über die moderne Landwirtschaft, sagt Christian Schürch: «Der ­Kunde fordert ökologisch hergestellte Produkte zu einem günstigen Preis, übersieht aber gleichzeitig die gewaltige Leistung, welche von der modernen Landwirtschaft erbracht werden muss, damit die Regale im Laden auch bei stark angestiegener Bevölkerungszahl immer voll sind. Das tut weh.»

Die Balance zwischen ökologischer Nachhaltigkeit und Nahrungsmittelsicherheit zu finden, sei weltweit eine schwierige Aufgabe. Die Menschen auf dem Neuhof genössen die frische Luft und das Freizeitangebot, dass er als Bauer jedoch auch Lebensmittelproduzent ist und damit seinen Lebensunterhalt verdient, werde kaum wahrgenommen.

Auf nach Mariastein

Es ist ein Abschied auf Raten, den sich die beiden organisiert haben: Bis vor fünf Jahren hatte das Ehepaar noch auf dem Hof gewohnt, doch als das Ende absehbar wurde, suchte es ein neues Zuhause und wurde in Mariastein fündig: Während er den Tag auf dem Hof verbringt und oft auch dort übernachtet, erledigt sie von zu Hause aus das Administrative: «Es ist ein sanftes Abschiednehmen», sagt sie. «Wir hatten ein abwechslungsreiches und erfülltes Berufsleben, freuen uns aber auch auf einen neuen Lebensabschnitt. Der Körper fordert seinen Tribut und auch 40 Jahre Kühe zu melken, sind genug», sagt Christian Schürch.

Wichtig ist es beiden, ihre Arbeit auf dem Neuhof im Guten zu beenden und den Kontakt zu ihren Nachfolgern zu pflegen. «Wir freuen uns aber auch auf die Ruhe in Mariastein. Dort gibt es noch viel Gestaltungsarbeit rund ums Haus.

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