«Ich bin ein Teamplayer und nicht interessiert an Alleingängen»

Der Reinacher Gemeinderat Ferdinand Pulver wird aller Voraussicht nach neuer Präsident der FDP Baselland und damit Nachfolger von Saskia Schenker. Das Wochenblatt traf sich mit ihm zum Gespräch.

Voller Tatendrang: Ferdinand Pulver will bereit sein, wenn er Ende August in sein neues Amt gewählt wird. Foto: Caspar Reimer
Voller Tatendrang: Ferdinand Pulver will bereit sein, wenn er Ende August in sein neues Amt gewählt wird. Foto: Caspar Reimer

Wochenblatt: Die Findungskommission für die Nachfolge von FDP-Präsidentin Saskia Schenker schlägt Sie als einzigen Kandidaten zur Wahl vor. Haben Sie damit gerechnet?

Ferdinand Pulver: Überhaupt nicht. Ich habe mir schon überlegt, wer für dieses Amt in Frage kommen könnte. An mich habe ich dabei nicht gedacht, denn eigentlich ist es üblich, jemanden vorzuschlagen, der in der Landratsfraktion tätig ist. Dort stand niemand zur Verfügung und so war ich für die Findungskommission der erste valable Kandidat, der ausserhalb der Fraktion in Frage kommt.

Warum?

Bei den Nationalratswahlen 2019 hatte ich auf Anfrage die Wahlkampfleitung für die FDP Baselland übernommen. Dies ist mit der jetzigen Situation insofern vergleichbar, als dass es sich bei beiden Ämtern – dem Wahlkampfleiter und dem Parteipräsidenten – um eine ehrenamtliche Tätigkeit handelt. Man wusste also, dass ich bereit bin, für die Partei Zeit und Energie zu investieren. Unentgeltlich. Die Kolleginnen und Kollegen konnten bis in die einzelnen Sektionen meinen Führungsstil kennen lernen: Ich bin ein Teamplayer und nicht interessiert an Alleingängen oder Selbstdarstellung. Es geht mir um die Sache und Wertschätzung des Gegenübers. Seit ich das Amt als Gemeinderat innehabe, war ich nicht mehr gross in Kontakt mit der Kantonalpartei, aber offenbar hat man mich in guter Erinnerung.

Sie betonen immer wieder, wie Sie durch Ihre Lebenserfahrung geprägt wurden. Dabei sprechen Sie auch über Ihren Motorradunfall, den Sie vor 14 Jahren erlitten haben. Inwieweit hilft Ihnen das in der Politik?

Als Gemeinderat mit dem entsprechenden Ressort befasse ich mich auch mit Sozialpolitik. Als Paraplegiker und IV-Rentner gehöre ich zu jenen Menschen, die ohne ein soziales Netz verloren wären. Obwohl ich mich nicht schwach fühle, habe ich natürlich dieses Bewusstsein, dass ich ohne Support der Gesellschaft zusammenpacken könnte. Dieses Bewusstsein prägt auch meine Politik.

Inwiefern?

Auch wenn Sozialpolitik häufig von linker Seite kommt, gibt es in diesem Bereich durchaus liberale, freisinnige Ansatzpunkte – Frühförderung zum Beispiel. Wir müssen in die Menschen investieren, damit sie nicht Gefahr laufen, in die Sozialhilfe abzurutschen. Gleichzeitig muss uns aber auch bewusst sein, woher das Geld kommt, nämlich von Firmen, guten Steuerzahlern, die selbst auf privater Basis soziale Verantwortung übernehmen – ich denke da an das WBZ oder beispielsweise die Firma Endress und Hauser. Ich rede also von einer Sozialpolitik, die sich weniger an Betroffenheit, sondern mehr an der Wirkung orientiert. Diesen Ansatz kann ich vielleicht vermehrt in die FDP bringen.

Sie betonten den sozialen Aspekt. Gerade in Reinach ist dies jetzt Thema, wenn es um die Sparmassnahmen der Gemeinde geht.

Die Sparmassnahmen sollten zusammen mit der Steuererhöhung ein wirkungsorientiertes Paket sein, um wieder ausgeglichene Finanzen vorweisen zu können. Es ist klar, dass dies allen wehtut. Meine Sorge ist, dass die Massnahme ihre Wirkung verliert, wenn wir uns zu sehr in Partikularinteressen verlieren, den einen weniger kürzen und den anderen mehr.

Was werden Ihre ersten Amtshandlungen als Präsident der FDP Baselland sein?

Damit ich am 25. August bereitstehe, wenn ich gewählt werde, bin ich jetzt schon mitten in den Vorbereitungen und nahm auch schon an Sitzungen teil. Dann möchte ich gerne Kontakt zu den einzelnen Sektionen aufnehmen, denn es ist wichtig, dass ich die Personen in den einzelnen Gemeinden kenne und umgekehrt.

 

Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade politisch oder für ihr Grafikdesign-Unternehmen tätig sind?

Ich bin viel mit meinem Hand-Bike unterwegs, so kennt man mich auch. Das ist mir extrem wichtig, denn ich brauche Bewegung und als Rollstuhlfahrer muss man sich diesbezüglich organisieren. Ein weiteres Hobby ist auch Gleitschirmfliegen, wobei ich damit natürlich deutlich weniger als mit dem Bike unterwegs bin.

Weitere Artikel zu «Reinach», die sie interessieren könnten

Reinach17.04.2024

Endress + Hauser weiter auf Wachstumskurs

Der Messtechnikkonzern mit Hauptsitz in Reinach konnte im vergangenen Jahr trotz glo­baler Un­sicherheiten den Umsatz weiter steigern.
Reinach17.04.2024

Caroline Mall will das Parteipräsidium – und dann plötzlich doch nicht mehr

Die Reinacher Landrätin Caroline Mall möchte Präsidentin der SVP Baselland werden. So liess sie es im Gespräch mit dem Wochenblatt verlauten. Am Mittwochmorgen…
Reinach10.04.2024

Die Wahl der Schulratswahl

Sollen Schulrätinnen und Schulräte wie bisher durch das Volk oder vom Einwohnerrat gewählt werden? Um diese Kernfrage dreht sich die Abstimmung «Teilrevision…