Generationenwechsel bei Endress+Hauser

Die Familienvertreter Klaus und Hans-Peter Endress verlassen altershalber bald den Verwaltungsrat. Nun folgt eine Enkelin des Gründers.

Erfolgreiches Unternehmen: Das Vermögen der rund 50-köpfigen Familie wird auf 2 bis 2,5 Milliarden Franken geschätzt. Foto: ZVG / bz Archiv
Erfolgreiches Unternehmen: Das Vermögen der rund 50-köpfigen Familie wird auf 2 bis 2,5 Milliarden Franken geschätzt. Foto: ZVG / bz Archiv

Spätestens in drei Jahren muss Patron Klaus Endress abtreten. So sehen es die Statuten der in der Mess- und Automatisierungstechnik tätigen Endress+Hauser vor. Das Reinacher Unternehmen ist im Familienbesitz. Doch bevor Klaus Endress geht, ist nun sein älterer Bruder Hans-Peter an der Reihe. Der 74-Jährige wird an der Generalversammlung im nächsten Jahr zurücktreten. Seine Nachfolgerin wird Sandra Genge, Enkelin des Firmengründers Georg H. Endress. Damit hält die dritte Generation Einzug in den Verwaltungsrat.

Die 43-Jährige ist geschäftsführende Mitinhaberin einer Zürcher Werbeagentur. «Wir haben eine junge Dame ausgesucht, die älteste Tochter meiner verstorbenen Schwester Yvonne», sagte Klaus Endress an der virtuellen Bilanzmedienkonferenz nicht ohne Stolz. Sie bereite sich bereits jetzt auf das Amt vor, indem sie etwa Kurse oder andere Firmen besuche und sich über gewisse Technologien informiere. Sandra Genge nimmt auch bereits an Verwaltungsratssitzungen teil. Sie wohnt im Kanton Zürich, ist verheiratet und hat drei Kinder.

«Das ist ein heikles Thema»

Was seine eigene Nachfolge anbelangt, gibt sich Klaus Endress zugeknöpft. «Selbstverständlich gibt es dazu Vorstellungen, die wir in einem ­kleinen Kreis artikuliert haben», sagte der 72-Jährige. Er wisse zwar, wer sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin werde. «Doch das müssen wir noch etwas zurückstellen.» Kommuniziert werde wohl frühestens in zwei Jahren. Neben Sandra Genge könnten sich «weitere Menschen von der Familie» vorstellen, im Verwaltungsrat Einsitz zu nehmen, wie Endress sagte. «Das ist jedoch ein heikles Thema.» Dies werde derzeit intensiv im erweiterten Familienrat besprochen. Derzeit stellt die Familie zwei Verwaltungsräte des siebenköpfigen Gremiums.

Laut dem Geschäftsbericht entscheidet der Familienrat über wichtige Fragen im Verhältnis zwischen Familie und Unternehmen. Seit 2018 stellt die jüngere Generation fünf der acht Vertreter. Daneben gebe es weitere Institutionen, die den Bezug zur Firma fördern, die vor allem die junge Generation an Endress+Hauser heranführen. Auch wenn nun der erste Schritt des Generationenwechsels gelungen ist, steht die Familie vor einer Herausforderung. Es muss gelingen, die Interessen der rund 50-köpfigen Familie zusammenzuhalten. Mit jeder dazukommenden Generation wird dies schwieriger, wie sich auch an anderen familiengeführten Unternehmen zeigte. Derzeit halten die acht ­Kinder des Gründerehepaars mit ihren Familien je zwölf Prozent am Unternehmen. Weitere vier Prozent sind im Besitz der Georg-H.-Endress-Stiftung. Die Familie konnte sich so im vergangenen Jahr über eine Dividende von insgesamt über 52 Millionen Franken freuen. Das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» schätzt das Vermögen der Familie auf 2 bis 2,5 Milliarden Franken. Wer auch immer künftig das Zepter von Klaus Endress übernimmt, sie oder er kann eine sehr solide Firma übernehmen. Dies zeigen die publizierten Zahlen zum Geschäftsjahr 2020. Die Corona-Krise hinterliess nur geringfügige Kratzer. So sank der Umsatz um 2,8 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Der Rückgang ist vor allem bedingt durch Wechselkurseffekte. In lokalen Währungen gerechnet hätte Endress+Hauser fast den Umsatz aus dem Vorjahr erreicht, sagte Finanzchef Luc Schultheiss.

Kaum Kurzarbeit

Da der Betriebsgewinn weniger stark als der Umsatz sank, erhöhte sich die Marge leicht auf 13,1 Prozent. Der Gewinn sank vor allem wegen des tieferen Finanz­ergebnisses um 4 Prozent auf 338 Millionen Euro. Kundenseitig seien die einzelnen Branchen, Regionen und Segmente sehr unterschiedlich von der ­Corona-Krise betroffen gewesen, sagte Firmenchef Matthias ­Altendorf. Stolz sind die Verantwort­lichen von Endress+Hauser drauf, niemanden wegen der Folgen der Corona-Pandemie entlassen zu haben. Wie bereits vor einem Jahr angekündigt, hat das Unternehmen auf den ­breiten Einsatz von Kurzarbeit verzichtet. Weltweit wuchs die Zahl der Mitarbeiter leicht auf 14454. In der Region Basel arbeiten knapp 5100 Angestellte für das Unternehmen, davon knapp 1900 am Hauptsitz in Reinach.

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