«Ich habe mich den Strümpfen verschrieben»

Fabian Matz erschafft in seinem Atelier in Reinach Kunstobjekte aus Strümpfen. Eines seiner Werke ist aktuell an einer Gruppenausstellung in Texas zu sehen.

Leidenschaftlich am Strumpf: Fabian Matz entdeckt bei seiner Arbeit immer wieder neue Aspekte des Modeaccessoires.
Leidenschaftlich am Strumpf: Fabian Matz entdeckt bei seiner Arbeit immer wieder neue Aspekte des Modeaccessoires.

Strümpfe haben den Künstler Fabian Matz schon immer stark angezogen: «Die Faszination geht bis in meine Kindheit zurück», sagt der 34-Jährige anlässlich des Interviews in seinem Atelier im Reinacher Kägen-Quartier. Was im ersten Moment nach einem durchaus verbreiteten Fetisch klingt, ist bei Matz Leitmotiv seiner künstlerischen Arbeit und alles andere als trivial: «Der Strumpf ist etwas Intimes, das sich dem Körper anpasst, gleichzeitig ist er sehr zugfest und hält physikalischen Belastungen stand, insbesondere Polyamidstrumpfhosen.» Aus eben diesem sehr zugfesten Material ist eine aus dem Jahr 2019 stammende Arbeit mit dem Titel «Curvy ­Lines» beschaffen, welche derzeit an der international berüchtigten Gruppenausstellung «34th annual Materials: Hard + Soft International Contemporary Craft Competition & Exhibition» in Denton im US-Bundesstaat Texas zu sehen ist. Sein Werk wurde zusammen mit weiteren 76 Arbeiten aus insgesamt neun Ländern ausgewählt. «Curvy Lines» besteht aus Strümpfen, die den «für sie maximal zur Verfügung stehenden Platz» in einer Holzbox einnehmen.

«Die mit Epoxidharz getränkten Strümpfe habe ich in der selbst konstruierten Box mit Luftballons so weit wie möglich ausgedehnt», erzählt Matz. «Nach 24 Stunden waren die Strümpfe in ihrer Form ausgehärtet und ich konnte die Ballons aus den Strumpfhosen entfernen.» Genau darum gehe es bei seiner Arbeit: «Ich gebe etwas hinein –sei es ein Material, ein Zug oder eine Dehnung – und nehme es wieder heraus.» Der in Reinach und Basel ausgebildete Polygraf studierte bis 2016 an der Hochschule Luzern Kunst und Vermittlung: «Dort habe ich damit begonnen, die Stümpfe künstlerisch zu verwerten.» Seither experimentiert er mit seiner grossen Sammlung unterschiedlicher Fabrikation, Qualität und Garnstärken und forscht nach deren Grenzen und Ästhetik.

Stereotypen hinterfragen

Weltweit gäbe es einige Künstlerinnen, welche sich den Strumpf auch im Sinne eines feministischen Motivs als künstlerisches Material angeeignet haben, Männer seien hingegen eher rar auf dem Gebiet. Für ihn ist jedoch klar: «Ich habe mich den Strümpfen verschrieben.» In früheren Werken hatte Matz den Strumpf als Provokation eingesetzt, sich als Transvestit verkleidet, um Stereotypen von Männlichkeit und Weiblichkeit zu hinterfragen. In anderen Werken wird der Strumpf seinem eigentlichen Zweck entfremdet und in eine Installation ohne jede Erotik integriert. «Ich bin immer wieder aufs Neue erstaunt, was man mit dem Material alles erschaffen kann», erzählt Matz. Sein Atelier ist entsprechend voll mit Objekten aus Strümpfen unterschiedlichster Form und Ausrichtung: «Manche Objekte haben einen starken Bezug zu Alltäglichem, auch wenn dies nicht unbedingt gewollt ist», so Matz. Einige Werke erinnern an Lampions, andere an Quallen oder Boxhandschuhe. Seine Inspiration holt sich Matz im täglichen Leben aus den vielen Beobachtungen in der Physik, Biologie, Alltagsgegenständen sowie seinen selbst erschaffenen Werken.

International vernetzt

Seine Arbeiten wurden bisher in Gruppen- und Einzelausstellungen in der Schweiz und Deutschland und im vergangenen Jahr international in virtuell kuratierten Ausstellungen und Publikationen gezeigt. Matz hat sich mittlerweile als Künstler gut vernetzt und pflegt in der Szene international Kontakte: «Es ist wichtig, sich mit anderen Künstlerinnen und Künstlern auszutauschen.»

Weitere Infos: www.fabianmatz.com

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