High Noon in der Waldlichtung

Am 7. März stimmt Reinach über die Quar- tier­planung Buch-Hain ab. Dabei geht es nicht um die Frage, ob gebaut wird, sondern wie.

Naturnahe Häuser: Die Form der geplanten Gebäude soll sich in die Umgebung des Waldes einfügen. Visualisierung: ZVG
Naturnahe Häuser: Die Form der geplanten Gebäude soll sich in die Umgebung des Waldes einfügen. Visualisierung: ZVG

Wohl zu keiner anderen Waldlichtung haben die kommunalpolitisch interessierten Reinacherinnen und Reinacher ein derart emotionales Verhältnis wie zum Buechloch. Dies zeigt sich jetzt wieder deutlich, da der Souverän am 7. März über dessen Schicksal befindet. Gebaut wird im Buechloch so oder so, darüber sind sich Gegner wie Befürworter der Vorlage «Quartierplanung Buch-Hain» einig. Denn das unmittelbar neben einem Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung gelegene Areal wurde 1951 verkauft und als Bauland eingezont. Ein Versuch in den 1980er-Jahren, das Land wieder in Gemeindebesitz zu bringen, scheiterte an der Urne ebenso wie alle bisher vorgebrachten Baupläne – zuletzt erlebte vor sieben Jahren das «Hochhaus im Wald», ein Bau von bis zu 40 Metern Höhe, einen Totalabsturz an der Urne.

Die heutige Besitzerin des Buechlochs, die Fagus Immobilien AG, habe in den letzten Jahren in Zusammenarbeit mit Anwohnern und Gemeinde ein deutlich naturverträglicheres Projekt entwickelt, betonen die Befürworter der aktuellen Vorlage.

Widerstand der Grünen

Vorgesehen sind fünf ovale und bis zu 17,5 Meter hohe Gebäude mit einem Sockelgeschoss und vier Vollgeschossen. Insgesamt 38 Wohnungen sollen in der Überbauung mit Tiefgarage Platz finden. Durch ihre spezielle Form und «Fassaden in naturnaher Optik», wie es in der Abstimmungszeitung heisst, passten sich die Gebäude organisch in die Umgebung ein. «Natur- und Landschaftsschutz stand bei der Planung im Vordergrund. Dieser wurde als Infrastrukturbeitrag zugunsten der Gemeinde in das Projekt eingebaut», sagt GLP-Einwohnerrat und Präsident des Komitees «Pro Buch-Hain», Christoph Layer. Die Gebäude würden 17 Prozent der Parzellenfläche einnehmen, «die restliche Fläche ist für grosszügige Wiesen reserviert. Das bestehende an das Areal angrenzende Naturschutzgebiet wird erhalten und erweitert.»

Ganz anders sehen dies die Gegner, die dem Bauprojekt mit dem Slogan «Kein Bau-Moloch im Buechloch» den Kampf angesagt haben. «2014 haben die Reinacher Stimmberechtigten den Quartierplan Buchloch-Park wuchtig abgelehnt, weil verdichtetes Bauen an dieser Lage verkehrstechnisch unsinnig und ökologisch verantwortungslos ist», so ein Hauptargument der Gegner. Im Einwohnerrat sprachen sich alle Fraktionen mit Ausnahme der Grünen für eine Annahme der Vorlage aus. Die Basis der SP dürfte in der Buechloch-Frage sicherlich gespalten sein, was sich auch darin widerspiegelt, dass sich im Referendumskomitee ein ehemaliger SP-Politiker befindet.

Folgen eines Neins

Sollte der Quartierplan am 7. März Schiffbruch erleiden, kommt entsprechend dem Zonenreglement Siedlung das «vereinfachte Quartierplanverfahren» zum Zug. «Bei diesem entscheidet der Gemeinderat abschliessend, ein Referendum ist nicht möglich», sagt Gemeindepräsident Melchior Buchs (FDP). Die Gegner der nun geplanten Überbauung versprechen sich viel vom vereinfachten Verfahren: So etwa dürfen «die Bauten nur ein Geschoss höher werden als in der umliegenden Wohnzone», sagt Einwohnerrätin Katrin Joos-Reimer (Grüne) vom Referendumskomitee. Auch die Gebäudeflächen und die Anzahl Wohneinheiten pro Haus seien stärker limitiert. Genau vom Gegenteil überzeugt zeigen sich die Befürworter: «Beim vereinfachten Verfahren wären die Gebäude zwar etwas weniger hoch, aber es würde mehr Land verbaut werden», so Layer. Auch aus ökologischer Sicht sei das vorliegende Projekt gegenüber dem vereinfachten Verfahren zu favorisieren, sagt er. Die Folgen eines Neins an der Urne hängen von den weiteren Plänen der Bauherrschaft ab: Möchte sie nicht auf das vereinfachte Verfahren wechseln, könnte sie einen neuen Quartierplan ausarbeiten oder versuchen, das Land zu verkaufen.

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