Basel — ein Rundgang durch die Geschichte

Ein neues Buch von René Salathé zeigt die Geschichte der Region anhand bildhafter Bausteine. Das Wochenblatt hat sich mit dem Historiker unterhalten.

Interessiert und kreativ: René Salathé beschäftigt sich auch im hohen Alter noch intensiv mit der Geschichte der Region.  Foto: Caspar Reimer
Interessiert und kreativ: René Salathé beschäftigt sich auch im hohen Alter noch intensiv mit der Geschichte der Region. Foto: Caspar Reimer

Nicht jeder kann mit Historik etwas anfangen, Geschichten jedoch hören und lesen die meisten von uns gerne. Ganz in diesem Sinne hat der Reinacher Historiker und Publizist René Salathé neulich ein mit vielen Bildern versehenes Buch «Basel. 100 Bausteine zur Geschichte von Stadt und Land» veröffentlicht. Sein Werk richtet sich an «den interessierten, aber eiligen Leser, der sich einen Eindruck über die Geschichte unserer Region verschaffen will», erzählt Salathé dem Wochenblatt. Der 93-Jährige erhofft sich, auf diese Weise bei den Lesern «das Interesse an Geschichte zu wecken». Das Buch ist quasi eine reich illustrierte Reise durch die Region, während dieser einzelne Bausteine aufgenommen und die Informationen dahinter, in Form von kleinen Geschichten, präsentiert werden. «Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Ich ging assoziativ vor, von einem Thema zum nächsten. Am Schluss ergab sich daraus ein ganzes Puzzle.» Mit Bausteinen meint Salathé nicht nur Denkmäler oder Gebäude, sondern etwa auch Spuren von Heiligen oder aus der Natur, Erzählungen von Heim- und Fernweh und sogar Liebesgeschichten. «Der Bogen ist sehr weit gespannt, und die Bausteine sind in verschiedene Rubriken unterteilt.» Auch den gesellschaftlichen und kulturellen Wandel zeichnet Salathé nach, etwa das Verschwinden der Seidenbandweberei im Baselbiet oder das Aufkommen elektronischer Geräte wie Kühlschrank und Staubsauger. Bereits vor drei Jahren hat Salathé ein Buch zur Geschichte der Region veröffentlicht, allerdings nicht auf der Basis von Bausteinen, sondern von Lebensgeschichten: «Bleibende Spuren, Biografien aus Basel – Stadt und Land.»


Ein wandelndes Lexikon
Mit stolzem Alter und stets wachem Geist ist Salathé ein dankbarer Zeitzeuge der Grenzregion Basel: Tagebucheinträge, die er als Kind während der Zeit des Nationalsozialismus gemacht hat, sind an der Ausstellung «Grenzfälle» im Historischen Museum Basel zu sehen. Salathé kennt die Geschichte der Region mindestens so gut wie seine Westentasche: Bereits während seiner Zeit als Rektor des Gymnasiums Oberwil stand er der Aufsichtskommission der sechsbändigen Geschichte des Kantons Basel-Landschaft vor. Seit seiner Pensionierung 1993 hat Salathé 17 Bücher geschrieben, die meisten mit historischem Bezug. Ein weiteres aktuelles Werk trägt etwa den Titel «Pratteln an der Schwelle zur Moderne» und zeichnet den Weg vom Weindorf zum Industriestandort nach. Trotz seines Alters ist Salathé also keineswegs müde, auch über körperliche Beschwerden weiss er nichts zu klagen: «Es müssen meine Gene sein. Und meine gute Ehe», sagt er an die Adresse seiner Lebensgefährtin und mehrfach ausgezeichneten Künstlerin, Ursula Salathé. Dabei kann Salathé die Annehmlichkeiten des Pensionsalters durchaus geniessen: «Ich schreibe dann, wenn ich Lust dazu habe.»


Trennung von Stadt und Land
Fragt man den Historiker, wie er den derzeitigen Zustand der Region Basel beurteile, muss er nicht lange überlegen und wird plötzlich energisch: «Sehr bedauerlich finde ich die nach wie vor herrschenden Spannungen zwischen Basel und Baselland. Dabei verdanken ich und andere Baselbieter der Stadt doch so viel.» Es sei ihm «unerfindlich, dass man sich nicht zusammenraufe.» Auf die weitere Frage, woran das liegt, meint Salathé: «Einerseits an der Mentalität der Baselbieter, aber auch an der Zurückhaltung der Stadt.»

«Basel. 100 Bausteine zur Geschichte von Stadt und Land», von René Salathé; Friedrich Reinhardt Verlag, Basel. 38 Franken. www.reinhardt.ch. Auch im Buchhandel erhältlich.

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