Rätselhaft inszenierte Déjà-vus

Am 21. August findet die Vernissage der zweiten Ausstellung der Künstlerin Irina Bugoslavska im KunstRaumRhein in Dornach statt. Seit der ersten Ausstellung vor einem Jahr hat sie zu einem neuen Stil gefunden.

Ausdrucksstark: Irina Bugoslavska neben ihrem heroischen Samurai. Foto: Thomas Brunnschweiler
Ausdrucksstark: Irina Bugoslavska neben ihrem heroischen Samurai. Foto: Thomas Brunnschweiler

Der bekannte Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi sagte kürzlich in einem Interview: «Heute kann kaum mehr jemand malen.» Zu den Kunstschaffenden, die es wirklich können, gehört die ukrainische Künstlerin Irina Bugoslavska, die bereits im letzten Sommer das Publikum mit altmeisterlichen, symbolisch aufgeladenen Bildern voller Ironie verblüfft hat. Obwohl die jetzige Ausstellung sich thematisch vor allem mit Japan befasst, heisst sie «Déjà-vu». Die Malerin versteht sich als eine Frau, die auf einem Weg ist, persönlich wie künstlerisch. Bei ihr stellt sich das Neue in das Alte und das Alte bröckelt allmählich heraus. Sie schreibt selbst: «Realistische Stillleben in Gouache und Pastell wichen surrealen Szenen und schliesslich abstrakten Arbeiten mit Schwerpunkt auf dreidimensionalen Texturen und Reflexionen, die durch den Gebrauch von Schlagmetall und Modelliermasse zu Stande kommen.» Die Künstlerin will weder den japanischen Malstil imitieren noch den Eindruck erwecken, Japan verstanden zu haben. Vielmehr sind die meisterlich gemalten Bilder Spiegel ihrer Empfindungen. Irina Bugoslavska mag es nicht, wenn man ihre Bilder interpretiert. Bereits die amerikanische Essayistin Susan Sontag schrieb 1966, es sei die «Interpretation die Rache des Intellekts an der Kunst.»

Stilistisches Neuland

Was das Publikum zu sehen bekommt, ist bestechend. Das Bild mit einem Alpha und Omega zeigt ein modernes Frauengesicht, umrahmt von einer barocken Halskrause. Dieses Gemälde ist noch im altmeisterlichen Stil gemalt, mit Krakelagen und einer ausgefeilten Licht-Schatten-Technik.

Das ironisch gebrochene Bild «Ukiyo» zeigt eine rätselhafte Geisha. Ursprünglich hiess Ukiyo die «irdische, vergängliche Welt», später bedeutete es: «Lebe und geniesse jetzt». Das ebenfalls quadratische Bild «Systema solaris» (Sonnensystem) präsentiert einen meditierenden buddhistischen Mönch auf Goldgrund. Im Bild mit dem Nipponzeichen dominieren ein grimmiger Samuraikopf und der Fuji die hochformatige Fläche. Hier verlässt Irina Bugoslavska den klassischen Stil und experimentiert kollageartig mit abstrakten expressiven und realistischen Elementen. Dies gilt auch für das spannungsreiche bunte Bild einer japanischen Frau im Kimono, deren rechtes Auge geradeaus blickt; das linke hingegen nach innen. In der Komposition hervorragend ist auch das Bild des Samurais, der sich selbstbewusst gegen den Strom der Zeit zu stellen scheint.

Die runden Bilder nehmen verschiedene Themen auf. Überall versteckt sich Ironie und Hintergründigkeit. «Ich verändere die Prototypen meiner Bilder immer», sagt Irina Bugoslavska. Und einmal erklärt sie mit abgeklärter Stimme: «Die Welt ist viel brutaler, als wir uns das gemeinhin vorstellen.» Die Frau aus der Ukraine, die Leipzig zu ihrer Wahlheimat gemacht hat, muss es wissen.

www.kunstraumrhein.ch

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