Einfach mal mitmachen

Aus dem abgesagten Flohmarkt in Dornach ist die Internetplattform Emmma.ch entstanden. Der Austausch zieht immer grössere Kreise: Initiantin Susann Barkholdt sucht nun nach einer Lösung für eine Erweiterung, ohne das Lokale zu verlassen.

Ist überwältigt von den vielen positiven Rückmeldungen: Initiantin Susann Barkholdt aus Dornach. Foto: Bea Asper
Ist überwältigt von den vielen positiven Rückmeldungen: Initiantin Susann Barkholdt aus Dornach. Foto: Bea Asper

Es fühlte sich an, als hätte man Weihnachten abgesagt.» Ihre Lieblingsanlässe wie der Dornacher Flohmarkt oder die Kinderartikelbörse wegen Corona im Frühjahr fallen zu lassen, «war ein harter Schlag für ganz viele, treue Teilnehmende», resümiert Mitorganisatorin Susann Barkholdt. Wer die Frohnatur kennt, weiss, es sollte nicht lange dauern, bis sie einen Weg aus der vermeintlichen Sackgasse fand. «Ermuntert wurde ich von vielen Familien, die ihre Dinge, für die sie keine Verwendung mehr haben, doch andern von Nutzen sind, gerade in Krisenzeiten auf den Markt bringen wollten.» Ausserdem: «Mit der Zunahme der Corona-Isolationen stieg die Sehnsucht nach einem inspirierenden Gedankenaustausch und persönlichen Begegnungen», erklärt Barkholdt. An «Ideen, was man unternehmen könnte», fehlte es keineswegs, doch braucht es dafür natürlich die richtigen Macher. Diese fand die engagierte Fronarbeiterin in ihrem grossen Netzwerk, das sie über weite Distanzen und über die Landesgrenze hinweg pflegt. So bekam sie aus Deutschland vom Ehemann ihrer Cousine Unterstützung in der technischen Umsetzung, das Markttreiben von der Strasse auf den Bildschirm zu bringen. Programmierer Dennis Jannasch lieferte die Gesamtausstattung für die von Barkholdt erträumte Onlineplattform.


Puppenhaus und Gartenschlauch
Bei der Namenssuche entschied sie sich für «einfach mal mit machen», kurz Emmma.ch. Der neue virtuelle Markt macht es möglich, dass Teilnehmende aus Dornach und den angrenzenden Gemeinden nicht nur an einem bestimmten Tag, sondern jederzeit Artikel verschenken, verkaufen und erwerben können. Das Angebot wird präzisiert mit Angaben zu Kategorie und Altersklasse, ist so bunt wie der Alltag, reicht vom Kinderspielzeug bis zum Gartenschlauch und verblüfft mit Schnäppchen und Grosszügigkeit. Wer der Schnellere ist, bekommt mit etwas Glück ein wunderschönes Puppenhaus oder einen Tischfussballkasten zum Nulltarif.
Damit man nichts verpasst, kann man sich per E-Mail über die neusten Angebote benachrichtigen lassen, stündlich oder täglich, über alles oder herausgefiltert. Und manchmal werden aus den Begegnungen über Emmma Freundschaften und mehr. Dieser Nebeneffekt sei natürlich erwünscht, sagt Barkholdt. Der virtuelle Markt soll sich nicht in der Anonymität verlieren, sondern den Austausch fördern und damit ersetzen, was Corona dem Dorfleben genommen hat. «So lernen sich die Personen kennen, die sich über Emmma.ch vernetzen. Und mit Sicherheit werden auch Teile von Dornach entdeckt, wenn die Artikel ihre Bestimmungsorte wechseln.»


Plattform erweitern, lokal bleiben
Emmma sei ganz bewusst sehr lokal gehalten, «sodass ein zusätzlicher Versand oder unnötige Abholfahrten obsolet sind», betont Barkholdt. Dabei ist sie überwältigt von den bereits zahlreich eingegangenen persönlichen Danksagungen: So schreibt die neue Eigentümerin des über die Plattform ergatterten E-Bikes: «Täglich erkundige ich nun die Region, Hügel rauf und runter. Danke Emmma.» Es ist sogar schon vorgekommen, dass sich eine Verkäuferin kurzum entschied, den eingenommenen Betrag Emmma zu spenden.
Da die Plattform aber grössere Kreise zieht als angestrebt, erhalten Interessierte, zum Beispiel aus Liestal, Muttenz oder Münchenstein, derzeit auf dem elektronischen Weg die Mitteilung, dass Emmma.ch den Einwohnern von Dornach, dem Dorneckberg und Aesch vorbehalten sei. Im Hinterkopf hat Barkholdt bereits die Idee, die Plattform zu erweitern, ohne das Lokale aufzugeben. «Es laufen diesbezüglich erste Gespräche mit engagierten Einwohnern von anderen Gemeinden.» Wer Emmma.ch durchstöbert, kann dies ohne Abonnement tun. Um ein Angebot für sich zu gewinnen, ist dann aber ein Login nötig. Im Moment wird bei den Verkaufsflächen ein Unkostenbeitrag von vier Franken pro Monat erhoben. «Mittel- bis langfristig streben wir an, die Unkosten mit Hilfe von Sponsoren decken zu können», meint Barkholdt und ergänzt: «Auch diesbezüglich sieht es sehr positiv aus.»