Ein tragisches Maskenspiel auf der Baustelle

Morgen Freitag findet die Premiere der Oper «Venus and Adonis» im Rahmen der Musiktage am Gymnasium Münchenstein statt.

Trockenprobe in der Aula: Noch sieht es im Gymnasium Münchenstein nicht nach Oper aus.  Foto: ZVG
Trockenprobe in der Aula: Noch sieht es im Gymnasium Münchenstein nicht nach Oper aus. Foto: ZVG

An den diesjährigen Musiktagen am Gymnasium Münchenstein haben neun Maturandinnen und Maturanden des Wahlfachkurses Oper/Musiktheater sowie weitere Mitglieder des Profils M gemeinsam eine Proto-Oper von John Blow (1640–1708) einstudiert. Eigentlich ist «Venus and Adonis» keine Oper, sondern eine «Masque» – ein Maskenspiel, das der Unterhaltung des englischen Königs dienen sollte. Die Masque entstand an den englischen Höfen im 16. Jahrhundert als eigene Musikgattung. Meist waren die Motive mythologischen Ursprungs. Die Darsteller waren meist Adlige am Hofe, die sich so selbst darstellten und spiegelten. Die Masque diente als zur Selbstüberhöhung der elitären Oberschicht. Der Stoff von «Venus and Adonis» basiert auf einem römischen Mythos, der Shakespeare zu einem Epos inspirierte. Zusammen mit der Librettistin Aphra Behn, die auch Spionin und Feministin war, schrieb der damals bekannte Komponist und Organist John Blow die Masque, die von Liebesfreude und Liebesleid handelt und tragisch endet. Adonis ist ein so schöner Jüngling, dass sich selbst die Liebesgöttin in ihn verliebt. Aber eine Jagd, an der sich Adonis beteiligt, verläuft nicht nach Plan …


Stimmen von Jugendlichen

Ein Maturand, der seine Abschlussarbeit über die Geschichte der Oper und auch den praktischen Abschluss auf diesem Gebiet machen möchte, erklärte, dass er neben dem Klavierspiel auch seit einem halben Jahr Gesangsunterricht genommen habe, um seine Hauptrolle zu meistern. «Die Schule ist meist theorielastig», sagt er, «ich wäre froh, wenn man mehr in die Praxis ginge. In einem solchen Projekt lernt man die Mitschüler auf andere Weise kennen.» Eine Maturandin aus dem Profil W (Wirtschaft) kam über den Wahlfachkurs zum Projekt. «Ich möchte nicht nur meine logische Seite, sondern auch die kreative ausleben», sagt sie, «ich habe acht Jahre Klavier gespielt, Gesangsunterricht genommen, war in einer Band und im Schülerchor. Das ist mein Ausgleich. Die Umstellung auf alte Musik war eine positive Erfahrung. Zudem konnten wir immer unsere eigenen Ideen einbringen.»


Baustelle als Bühnenidee

In der Barockzeit wurde das Umfeld meist in das Bühnenbild einbezogen. Und da das momentane Umfeld des Gymnasiums eine Baustelle ist, wird die Bühne ebenfalls zu einer solchen. Die Liebe ist ebenfalls eine permanente Baustelle. Die musikalische Leitung haben Jeanette Baur und Andrea Formenti. Verantwortlich für Regie und dramaturgische Mitarbeit zeichnet die Regisseurin Juliane Schwerdtner. Rebekka Amman und Sabina Boss gestalteten die Bühne. Neben Gesang und Orchester erwarten die Gäste auch Choreografien und Tänze, kurz: ein Fest für alle Sinne mitten in der Baustelle.

«Venus and Adonis», eine Masque von John Blow, feiert morgen Abend um 20 Uhr Premiere in der Aula Gymnasium Münchenstein. Weitere Vorstellungen: 8., 10. und 12. Februar, jeweils um 20 Uhr; 9. Februar um 17 Uhr. Vorbestellung: 061 552 15 15; Abendkasse ab 19.30 Uhr.

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