Unterwegs in Sachen Kunst

Die aktuelle Ausstellung in der Hirslanden-Klinik Birshof spielt mit den Gegensätzen von Fotografie, Skulptur und Malerei. Am vergangenen Donnerstag war Vernissage.

Begegnung: «Le pélerin» von Christophe Hohler und die «Muse» von Marcel Bernet.  Foto: Edmondo Savoldelli
Begegnung: «Le pélerin» von Christophe Hohler und die «Muse» von Marcel Bernet. Foto: Edmondo Savoldelli

Mit den Bildern von Christophe Hohler, den Holzskulpturen von Marcel Bernet und den Fotografien von Röné Bringold präsentiert die Kunstkommission der Hirslanden-Klinik Birshof in Münchenstein ein weiteres Mal ein Ausstellungsensemble, das die interessierten Kunstliebhaber und -liebhaberinnen in die Korridore der Klinik locken kann, auch wenn aktuell keine ärztliche Behandlung ansteht. Mit dem Ausstellungstitel «Unterwegs» wird sowohl für die Künstler wie auch für die Besucher ein weites Feld an Bedeutungen und Interpretationen eröffnet. Alles, was in Bewegung ist, ist unterwegs. Oder umgekehrt: Was nicht unterwegs ist, ist nicht in Bewegung, ist erstarrt. Ein stimmiger, vielleicht sogar augenzwinkernder Ausstellungstitel für eine Klinik, welche der medizinischen Versorgung des menschlichen Bewegungsapparates verpflichtet ist.


Pinsel, Kettensäge und Objektiv

Aber wie sind die drei Künstler unterwegs? Mit den unterschiedlichsten Werkzeugen gehen sie an ihr Material und mit unterschiedlichen Intentionen bearbeiten sie dieses, was in der Fachsprache dann «Strategie» oder «Position» heisst. Christophe Hohlers Malerei lebt von seinem Interesse für den Menschen. Sein Ansatz ist intuitiv, künstlerisch instinktiv. Dieser Instinkt bedient sich aber einer virtuosen Technik, eines präzisen Auges und einer reichen Fantasie, die ihre Wurzeln im Unterbewussten hat. Seine Figuren befinden sich in Ausnahmesituationen, alleine oder in Gruppen; existenziell bedroht, existenziell befragt. Eine überzeugende Kunst, eine bewundernswerte Malerei und Zeichnung.

Mit der Kettensäge bearbeitet Marcel Bernet seine Holzstämme. Linde, Eiche, Ahorn, Kirsche, was das Schweizer Biotop so liefert. Auch bei Bernet werden daraus Figuren, die aber in ihrer Aussagekraft ebenso roh und unzweideutig sind wie die angewandte Technik. Nicht individuelle Mythen ergeben sich daraus, sondern Typen mit ihrem typischen, für den Psychologen leicht deutbaren Verhalten, die dem Künstler Bernet im Alltag und bei seiner Arbeit als Coach begegnen. Könige ohne Plan, Primadonnen, Schwestern, die im Wind stehen, ein Mensch im Aufbruch, Mann (Adam) und Frau (Eva). Bernets Figuren sind bemalt, so werden sie alltäglicher und bekannter und vielleicht gar zum Spiegel für den einen Betrachter oder die andere Betrachterin. Objektiver, nämlich durch das Objektiv betrachtet, ist die Welt der Fotografie, die Röné Bringold vermittelt. Auf seinen Reisen, seinen Streifzügen, bei seinen Besuchen von Konzerten und Ausstellungen entdeckt sein Auge immer wieder alltägliche, unbeachtete, aber immer überraschende Situationen, die er mit der Kamera festhält und auf die er unsere Aufmerksamkeit lenkt. Das ist das Auge des Fotografen, das im Gewohnten und im scheinbar Unscheinbaren die optische Sensation entdeckt und den Fokus des Bildbetrachters erweitert. In der gezeigten Serie der Seerosen werden die gewählten Ausschnitte gar zu fotografischen Gemälden und sprengen die Grenzen der Reportage.

«Unterwegs». Kunst im Birshof, Reinacherstrasse 28, Münchenstein. Werke von Christophe Hohler, Marcel Bernet, Röné Bringold. Mo–Fr, 8–18.30 Uhr. Bis Anfang April 2020.

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