Lebendige Familiengeschichte

Zum 140-Jahr-Jubiläum hat sich die Schreinerei Ringli eine Familienchronik in Buchform gegönnt. Zentral darin ist das «Schreiner-Gen», das sich über fünf Generationen weiter «vererbte».

Schreinerhandwerk seit 1878 : Vater Ruedi Ringli (links) und Sohn Reto Ringli haben ihre lange Familiengeschichte für die nachfolgenden Generationen verewigt.  Foto: Axel Manigel
Schreinerhandwerk seit 1878 : Vater Ruedi Ringli (links) und Sohn Reto Ringli haben ihre lange Familiengeschichte für die nachfolgenden Generationen verewigt. Foto: Axel Manigel

Zwar hatte der Grossvater Ernst Heinrich Ringli (1912–2008) bereits zahlreiche Notizen gemacht und ausführliche Aufzeichnungen hinterlassen, doch es war erst sein Enkelsohn Reto Ringli (geb. 1971), dem die Idee kam, aus diesem Material eine Chronik zu verfassen. «Eigentlich habe ich dieses Buch zu Ehren meines Grossvaters produziert», freut sich Reto Ringli. Denn schon der Senior hatte die Idee zu einem Buch gehabt, war aber nicht mehr dazu gekommen. Bei seiner Arbeit konnte Reto Ringli auf einen reichen Fundus zurückgreifen. «Der Grossvater hat intensiv Ahnenforschung betrieben, wir haben uns nur auf die fünf zusammenhängenden Generationen beschränkt», erzählt der heutige Firmenchef. Und selbst vom jetzt fertigen Endprodukt gibt es zwei Versionen: eine ausführliche für die Familie und eine schlanke 80 Seiten starke für die Kunden. Über eine blosse Familienerinnerung hinaus ist die Chronik der Schreinerei Ringli ein wichtiges Zeitzeugnis von 140 Jahren bewegter Geschichte.

Handwerker und Macher

Begonnen hatte alles mit Heinrich Johann Ringli (1850–1912), dem Gründer der Schreinerei. Er kam mit 20 Jahren aus dem Raum Zürich nach Basel, acht Jahre später setzte er mit der Schreinerei Ringli den Grundstein der Firmengeschichte. Sein Sohn Ernst Julius Ringli (1876–1956), «ein talentierter Handwerker, aber kein Geschäftsmann», weiss die Chronik, führte die Schreinerei durch die Zeit des Ersten Weltkriegs sowie die 20er und 30er Jahre bis 1941. Sein Sohn wiederum, der schon genannte Grossvater, Ernst Heinrich Ringli, gründete mit Emil Rüedi (der später wieder einvernehmlich ausstieg) 1937 eine eigene Schreinerei, wo er erstmals Maschinen einsetzte (seine beiden Vorgänger machten noch alles von Hand). Hier gab es zwar keine direkte Übergabe des Betriebs, das Schreiner-Gen drückte augenscheinlich aber dennoch durch. Ernst Heinrich gilt als Geschäftsmann, der die Schreinerei über verschiedene Stationen bis an den heutigen Standort in Münchenstein führte (1991). Sein Sohn Ruedi Ringli (geb. 1945), in der Chronik als «der Macher» bezeichnet, übernahm nach dem Umzug nach Münchenstein die Führung des Betriebs. Als «digge Schryner» ist er auch im Firmenlogo zu sehen. Seit 2007 ist nun Reto Ringli am Ruder, beziehungsweise am Hobel. Er führte das Traditionsunternehmen in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten ins moderne Medien-Zeitalter.

140 Jahre, ein Buch

Es passt zur Handschrift von Reto Ringli, dass er es ist, der die Familienchronik realisierte. Zur Unterstützung und Umsetzung griff er auf die Dienste von «Lebende Geschichte» zurück, einem Dienstleistungsunternehmen, das sich auf das Schreiben von Biografien und Lebensgeschichten spezialisiert hat. Aufgrund des Materials sowie von zahlreichen Interviews mit dem ganzen Team und Familienangehörigen konnte Mirjam Zeirah von «Lebende Geschichte» das (unverkäufliche) Ringli-Buch zusammenstellen. «Die Zusammenarbeit war sehr produktiv und kooperativ», berichtet Zeirah. «Ruedi und Reto Ringli haben offen und lebhaft erzählt und so eine lange Familiengeschichte ist natürlich sehr spannend.» Die Bucharbeit war ein längerer, mehrstufiger Prozess, aber Reto Ringli ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden: «140 Jahre sind für eine Schreinerei eine durchaus lange Zeit. Wir sind froh und auch stolz, dass wir so weit gekommen und immer noch da sind. Wir haben halt das Schreiner-Gen.»

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