Blau und Weiss im Blut

Seit bald zehn Jahren ­organisiert die «Konzert­gesellschaft für finnische Musik» aus Münchenstein Anlässe in der Region und lässt damit nordische Traditionen aufleben.

Langjährige Freundschaft: Joonas Pitkänen, künstlerischer Leiter, und Krista Järvensivu, Organisatorin der «Konzertgesellschaft für finnische Musik». Foto: Jeannette Weingartner
Langjährige Freundschaft: Joonas Pitkänen, künstlerischer Leiter, und Krista Järvensivu, Organisatorin der «Konzertgesellschaft für finnische Musik». Foto: Jeannette Weingartner

Seit vielen Jahren leben Krista Järvensivu und Joonas Pitkänen nun in der Schweiz – doch lassen sie einen Teil ihrer ursprünglichen Heimat Finnland hier in der Region aufleben. Vor neun Jahren haben die beiden in Münchenstein die «Konzertgesellschaft für finnische Musik» gegründet und organisieren seither Anlässe, die sich vor allem mit finnischen Komponistinnen und Komponisten auseinandersetzen.

Die beiden Gründer verbindet eine langjährige Freundschaft. Järvensivu arbeitete 2007 als Geschäftsführerin des Kulturvereins im Hirzen-Pavillon in Riehen; Pitkänen war ein Jahr zuvor aus Finnland in die Schweiz gekommen, um an der Musikakademie in Basel zu studieren. Er erhielt von der Stiftung ein Stipendiat und trat als Cellist mehrfach in Kammermusikkonzerten im Pavillon auf. Als der Hirzen-Pavillon 2012 geschlossen wurde, organisierten die beiden weitere Konzerte, nun auch vermehrt mit Stücken von finnischen und skandinavischen Komponisten.

Blau und Weiss fühlen

2014 gründeten sie offiziell den Verein und starteten mit der Konzertreihe ­«Feeling blue and white». Järvensivu übernahm die Organisation der Konzertgesellschaft, Pitkänen fungierte als künstlerischer Leiter. «Ich sehe es als Vorteil, dass wir nur zu zweit sind», sagt Järvensivu. «Wir können machen, was uns gefällt.» Die Motivation der beiden sind klar die Zusammenarbeit mit den Musikern und der Kontakt zu den Besuchenden der Konzerte. «Wir gestalten ein Programm und bringen es unter die Leute. Dadurch entstehen Momente des Austauschs, wir lernen andere Menschen kennen. Das treibt uns an.»

Gesang der Ureinwohner und Instrumente aus der Mythologie

Da die Gesellschaft kein Vereins- oder Übungslokal hat, treffen sich die beiden Gründer mit dem Wochenblatt im Restaurant Hofmatt. Ein passender Ort, denn hier im Saal haben sie auch ihr erstes Konzert in Münchenstein gegeben. «Zwölf Cellisten und zwei Akkordeonspieler sind gemeinsam aufgetreten, die Hälfte davon Studierende», erinnert sich Pitkänen.

Die beiden holen sich ihre Inspiration vom Musikleben in Finnland, das gerade im Bereich der Kammermusik dem der Schweiz sehr ähnlich ist. Die Musikgesellschaft sei auch in Bezug auf Finnland einzigartig, denn es gäbe nicht einmal in dem nordeuropäischen Land einen Verein oder ein Festival, das sich auf finnische Komponisten spezialisiert habe, erklärt Järvensivu. Das sei schade, denn gerade auch deswegen würden Werke von zeitgenössischen finnischen Komponisten kaum aufgeführt.

Die von ihnen organisierten Konzerte stellen nicht nur finnische Komponisten ins Zentrum, sie lassen auch finnische Traditionen aufleben oder beschäftigen sich mit in Finnland typischen Instrumenten. «Zum Beispiel gibt es eine sehr lebendige Akkordeonszene in Finnland», erklärt Pitkänen. «Auch die Kantele, eine Art Zither, wird seit langer Zeit in Finnland gespielt und findet schon in der nordischen Mythologie Erwähnung.» Es gab Konzerte, in denen «Joik» aufgeführt wurde, ein mit dem Jodler verwandter Gesang der Samen, der Ureinwohner Lapplands. Die für dieses Jahr geplante Reihe widmet sich der zeitgenössischen Komponistin Kaija Saariaho, die kürzlich ihren 70. Geburtstag feiern konnte. Das erste der drei Doppelkonzerte mit dem Titel «Clouds» findet am 11. März in der Trotte in Münchenstein statt. Neben Werken von Saariaho wird Musik von finnischen Komponisten aus den 80er-Jahren zu hören sein.

Metal-Band mit elektrischen Celli

Nebst ihrem ehrenamtlichen Engagement für die Konzerte arbeitet Järvensivu in der Verwaltung einer Stiftung. Obwohl sie früher selbst Flöte gespielt hat, macht sie nicht mehr aktiv Musik. Ganz im ­Gegensatz dazu Pitkänen: Der Cellist, Dirigent und Musiklehrer spielt in Kammermusikensembles, singt finnischen Tango und ist Mitglied der aus drei elektrischen Celli und einem Schlagzeug ­bestehenden Metal-Band Cell of Hell.

Trotz der Liebe zu ihrem Herkunftsland möchten die beiden in der Schweiz bleiben. Sie besuchen jedoch regelmässig ihre Familien in Finnland. Krista Järvensivu fährt dazu einmal im Jahr mit ihrer Familie im Wohnmobil von ihrem Wohnort Münchenstein bis nach Lappland.

Ans Aufhören denken die beiden Finnen noch lange nicht: Im kommenden Jahr feiert die Konzertgesellschaft ihr zehnjähriges Bestehen, die Diskussion für das Programm ist eröffnet. «Wir halten uns hier an den Grundsatz: ‹People make the party!›», lacht Järvensivu.

Konzerthinweis: «Clouds», Werke von U. Meriläinen, K. Saariaho und P. H. Nordgren. Trotte in Münchenstein. Samstag, 11. März, 19 Uhr. feelingbluewhite.com

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