Migros erwartet Chaos wegen Spengler-Turm

Das Hochhaus in ­Münchenstein wird via Zufahrt zu einer ­Betriebszentrale der Migros erschlossen. Sie warnt vor Staus.

Zufahrt zur Betriebszentrale der Migros: Die Ruchfeldstrasse beim Sprenglerpark gehört der Christoph Merian Stiftung. Foto: Roland Schmid
Zufahrt zur Betriebszentrale der Migros: Die Ruchfeldstrasse beim Sprenglerpark gehört der Christoph Merian Stiftung. Foto: Roland Schmid

Er wird das höchste Gebäude im Kanton Baselland und auch den nationalen Vergleich braucht er nicht zu scheuen: der Spengler-Turm. Mit seinen geplanten 100 Metern Höhe teilt er sich in der Höhenrangliste Rang 7 zusammen mit dem Dübendorfer Jabee Tower und dem Sulzer-Hochhaus in Winterthur.

Wenig Freude am Projekt hat aber die Migros Basel. Sie fürchtet, dass der Verkehr, den das Bauwerk verursacht, die Zufahrt zu ihrer Betriebszentrale in Münchenstein verstopft: die Ruchfeldstrasse, die an einem Ende Migrosstrasse heisst und auch das Schaulager erschliesst. Darum hat die Genossenschaft gegen die Quartierplanung Spenglerpark Einsprache erhoben. In Münchenstein hatte 2019 die Gemeindeversammlung Ja gesagt zum Spengler-Turm mit seinen rund 150 Wohnungen; auch bei der Referendumsabstimmung 2020 kam die Quartierplanung durch.

Die Migros-Genossenschaft Basel ist nicht alleine mit ihren Bedenken. Auch die Christoph Merian Stiftung (CMS) hat Einsprache gegen den Quartierplan erhoben. Ihr gehört die Ruchfeldstrasse, es handelt sich somit um eine Privatstrasse. Die Stiftung spart nicht mit Kritik an den Verantwortlichen. Der Quartierplan und der dazugehörige Planungsbericht sind gemäss Einsprache der CMS «sowohl fehlerhaft als auch widersprüchlich» sowie «krass mangelhaft».


Regierung weist beide Einsprachen ab

Der CMS stösst nicht nur sauer auf, dass ihre Strasse sämtliche Gebäude innerhalb des Quartierplanperimeters erschliessen soll, sondern auch, dass in den Plänen eine ihrer Parzellen als Ausgleichsfläche auftaucht, die aufzuwerten sei – anscheinend ohne Zustimmung der Eigentümerin. Es sei folglich «einfach über benachbartes Dritteigentum» befunden worden, moniert die CMS. Und: «Die Gemeinde Münchenstein hält es wohl nicht einmal für nötig, diese Parzelle, die für die Umsetzung des Quartierplans offenbar unverzichtbar ist und notfalls enteignet werden muss, in den Perimeter aufzunehmen.»

Die Baselbieter Regierung teilt die Bedenken nicht. Sie hat die Quartierplanung genehmigt und beide Einsprachen abgewiesen. Die Erschliessung des Areals über die Ruchfeldstrasse, folgert der Regierungsrat laut seinem Beschlussprotokoll, mache unter den gegebenen Vorzeichen Sinn. Eine Überlastung drohe nicht. Zudem könne die Gemeinde die Strasse übernehmen.


Münchenstein wartet ab mit möglicher Enteignung

Das wäre der Christoph Merian Stiftung aber auch nicht recht. Sie befürchtet nämlich, dass sie vor einer Enteignung die Strasse für viel Geld ertüchtigen muss. Die Gemeinde Münchenstein schreibt, sie habe betreffend Übernahme der Ruchfeldstrasse «aktuell eine abwartende Haltung». Ein Ausbau sei aber nicht notwendig.
Die Migros merkt an, dass ihre Betriebszentrale schon seit 2021 keinen Bahnanschluss mehr habe. Somit sei die Ruchfeldstrasse als einzige Zufahrts­strasse noch wichtiger geworden. Ebenso befürchtet der Grossverteiler, dass er die Strasse nicht mehr als Stauraum für Lastwagen nutzen dürfe und Lärmklagen einträfen.
Der Regierungsrat hält zu den Lärmemissionen fest, dass sich das Neubauprojekt selber gegen bestehenden Lärm zu schützen habe. Trotzdem habe die neue Wohnnutzung im Turm einen Einfluss auf die Entwicklung der angrenzenden Betriebszentrale: Sie dürfe «nicht lauter werden».

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