Rückkehr zu den Bestattungsgebühren

Aufgrund des Spardrucks müssen Angehörige von Verstorbenen wieder Bestattungsgebühren bezahlen. Die Gemeindeversammlung stimmte dem Vorschlag des Gemeinderats deutlich zu.

Angehörige müssen selber zahlen: Der Gemeinderat rechnet dadurch mit Einsparpotenzial von jährlich gut 130000 Franken. Foto: Tobias Gfeller
Angehörige müssen selber zahlen: Der Gemeinderat rechnet dadurch mit Einsparpotenzial von jährlich gut 130000 Franken. Foto: Tobias Gfeller

Es war ein Duell zwischen nüchtern-rationalen und emotionalen Voten. Auf der einen Seite die beiden Gemeinderäte René Nusch (parteilos) und Andreas Knörzer (GLP) sowie mehrere Parteienvertreterinnen und -vertreter, auf der anderen Seite Susanne Wermuth und Clive Spichty: Der Spardruck aufgrund des strukturellen Defizits der Gemeinde treffe viele Bereiche, so auch das Sterben, argumentierten die Befürworterinnen und Befürworter der Wiedereinführung der Bestattungsgebühren. Für Wermuth und Spichty ist das reine Orientieren am Geld moralisch und emotional verwerflich. Nur die Finanzlage der Gemeinde und nicht die Gefühlslage der Hinterbliebenen hätten sich geändert, mahnte Spichty.

Die eindringlich vorgetragenen Voten halfen nicht. Die Gemeindeversammlung beschloss mit 88 zu 48 Stimmen die Rückkehr zu den Bestattungsgebühren. Diese wurden erst vor drei Jahren abgeschafft. 2800 Franken für ein Sarggrab, 1200 Franken für ein Urnengrab und 600 Franken für eine Urnennische – der Gemeinderat rechnet mit Einsparpotenzial von jährlich gut 130000 Franken. Die Angehörigen müssen die Gebühren aus dem Nachlass der Verstorbenen bezahlen. SP und Grüne sehen in den Bestattungsgebühren deshalb eine Art Ersatz für die ihrer Meinung nach fehlende Erbschaftssteuer. Dem widersprach SVP-Präsident Stefan Haydn. Er erinnerte daran, dass der Nachlass zu Lebzeiten der Verstorbenen bereits mehrfach versteuert wurde. Die Gemeinderäte Nusch und Knörzer stellten klar, dass es dem Gemeinderat nicht darum gehe, mit den Toten Geld zu verdienen. «Wir wollen einfach die Kosten decken.»

Neuer Kindergarten löst Schulraumproblem

Die Gemeindeversammlung stimmte ­einem Verpflichtungskredit über 1,33 Millionen Franken für die Sanierung des Dillackerschulhauses deutlich zu. Die vorgezogene Sanierung schlug der Gemeinderat als Gegenvorschlag zum vom Elternkomitee mit über 600 Unterschriften geforderten Neubau des Schulhauses vor. Gemeinderat René Nusch begründete den Gegenvorschlag mit der finanziellen Situation der Gemeinde. Ein Neubau würde gemäss Studie über 4,5 Millionen Franken kosten. Die Sanierung des Schulhauses würde in wenigen Jahren sowieso nötig werden, erinnerte der Gemeinderat. Das Elternkomitee erwirkte per Antrag, dass der ursprüngliche Sanierungskredit von 1,23 Millionen Franken um 100000 Franken erhöht wurde, damit bereits auf das kommende Schuljahr hin beim Dillackerschulhaus ein Provisorium erstellt werden kann, damit am Standort schon früher wieder eine Primarklasse geführt werden kann.

Streitigkeiten hätten verhindert werden können

Aktuell bietet das Quartierschulhaus Platz für zwei Kindergärten. Die jahrgangsgemischte Primarklasse musste dem zweiten Kindergarten weichen und ins Schulhaus Lange Heid zügeln, was aufgrund der längeren Schulwege zu Widerstand führte. Die Streitigkeiten über den fehlenden Schulraum wären aber zu verhindern gewesen, wie René Nusch zugab. Im Sommer bemerkte die Gemeinde, dass im Quartier Loog, in dem die Kinderzahlen zuletzt stark angestiegen sind, in Räumlichkeiten der römisch-katholischen Kirche an der Loogstrasse die Gemeindeverwaltung eingemietet ist. Einst dienten die Räumlichkeiten einem Kindergarten. Nun zieht die Gemeindeverwaltung aus, damit dort wieder ein Kindergarten einziehen kann. Damit würde der zweite Kindergarten am Standort Dillacker obsolet, erklärte Nusch. Grund für das Übersehen des möglichen Kindergartenstandorts war die fehlende Kommunikation zwischen Schulleitung und Gemeindeverwaltung. René Nusch gelobte diesbezüglich Besserung. Die Schulwege für die Primarschulkinder aus dem Dillackerquartier ins Lange Heid sollen mit Lotsen und neuen Markierungen sicherer gemacht werden.

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