Kuspo wird zum Fischmarkt

Wegen der Corona- Pandemie sitzt die Familie Herrlich aus Oberwil als national tätiger Fischverkäufer auf knapp 120 Tonnen Fisch fest. Nun gibt es in Münchenstein einen Rampenverkauf.

Rettung vor dem Verderben: Die Gemeinde Münchenstein unterstützt Toby Herrlich, der seinen überzähligen Fisch am Mittwoch- und Freitagnachmittag im Kuspo zum Verkauf anbietet. Foto: Tobias Gfeller
Rettung vor dem Verderben: Die Gemeinde Münchenstein unterstützt Toby Herrlich, der seinen überzähligen Fisch am Mittwoch- und Freitagnachmittag im Kuspo zum Verkauf anbietet. Foto: Tobias Gfeller

Viel Geld werden und wollen Andrea und Toby Herrlich mit dem Verkauf des tiefgekühlten Fischs nicht verdienen. Es geht darum, dass die wertvollen Lebensmittel nicht vernichtet werden müssen. Als Gastrozulieferer war das Familienunternehmen Bayshore SA von den monatelangen Schliessungen der Restaurants direkt betroffen. Den Anfang Januar 2020 aus aller Welt importierten Fisch konnten sie mit wenigen Ausnahmen nicht verkaufen. Nun sitzen sie noch auf knapp 120 Tonnen Fisch fest. Diesen ­versuchen sie nun über mehrere Verkaufswege an Private zu veräussern. In Oberwil in ihrem «Fischlädeli», aus der eigenen Garage, aus dem Lager in Möhlin und über einen Zufall auch im zürcherischen Dietikon. Der Wille, die Waren auf die Teller zu bringen, ist so gross, dass Toby Herrlich Lieferungen in die ganze Schweiz organisiert. «Anstelle von 50 Grossisten, über die wir in normalen Zeiten die Gastronomie beliefern, bedienen wir jetzt acht Millionen Schweizerinnen und Schweizer.»

Gemeinde gegen Foodwaste

Die Gemeinde Münchenstein eilte den Herrlichs zu Hilfe und bot ihnen das Kuspo als Verkaufsstandort an. Über die Rampe, über die normalerweise die Produkte bei grösseren Anlässen angeliefert werden, werden jetzt vor allem kartonweise tiefgekühlte Eglifilet verkauft. Dafür haben Andrea und Toby Herrlich ein Corona-konformes Schutzkonzept entwickelt. «Wir sind der Gemeinde enorm dankbar und guter Dinge, dass dies funktionieren wird, da auf der Seite der Rampe auch der Schulbetrieb im Kuspo nicht tangiert werden sollte», betont Toby Herrlich.

Der Gemeinde sei der Kampf gegen Foodwaste ein grosses Anliegen und es laufen auch sonst Projekte zu diesem Thema, erklärt Bauverwalter Peter Heinzer das Entgegenkommen der Gemeinde. «Das Kuspo mit der Rampe auf der anderen Seite als der Haupteingang ist doch ideal für einen solchen Verkauf.»

Der erste Rampenverkauf beim Kuspo ging gestern Nachmittag über die Bühne. Auch morgen Nachmittag und kommende Woche am Mittwoch- und Freitagnachmittag wird verkauft. Wenn es gut läuft und die Gemeinde einverstanden ist, würde Toby Herrlich den Rampenverkauf beim Kuspo gerne fortführen. Denn jeder Verkaufsstandort, über den der tiefgekühlte Fisch verkauft werden kann, trägt zur Behebung des Problems bei.

Tiefgekühlt lange geniessbar

Die Fischwaren, auf denen die Herrlichs festsitzen – neben Egli auch Zander, Pangasius und Tilapia, haben allesamt Mindesthaltbarkeitsdaten. «Wenn wir sehen, dass ein Produkt gemäss Datum abläuft, lassen wir es von einem externen Labor in Witterswil mittels mikrobiologischer und sensorischer Analyse testen und erhalten dabei eine Empfehlung. Viele Produkte sind tiefgekühlt viel länger haltbar, als es gemäss Mindesthaltbarkeitsdatum heisst.» Dabei hilft oft eine Glasur auf dem Fisch, die wie ein Schutzfilm wirkt und ein Austrocknen der Ware verhindert. Die Laborempfehlungen geben ­Andrea und Toby Herrlich transparent an die Käuferinnen und Käufer weiter. Dabei achten sie beim Einkauf auf nachhaltige und tierfreundliche Fischhaltung. «Wir würden nie Fisch einkaufen, der vor Überfischung bedroht ist. Damit würden wir ja den Ast absägen, auf dem wir ­sitzen.»

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