Trotz starkem Gegenwind schafft es die SP ins Gemeindepräsidium

Mit der Wahl von Jeanne Locher hat die SP das erste Mal seit 70 Jahren wieder das Gemeindepräsidium inne. Obwohl die Gegenseite kräftig die Werbetrommel gerührt hat, gewann Locher mit deutlichem Vorsprung.

Freut sich: Seit gestern Mittwoch ist die SP-Frau Jeanne Locher Münchensteiner Gemeindepräsidentin.  Foto: Caspar Reimer
Freut sich: Seit gestern Mittwoch ist die SP-Frau Jeanne Locher Münchensteiner Gemeindepräsidentin. Foto: Caspar Reimer

Gemeinderätin Jeanne Locher wurde am Sonntag mit klarem Vorsprung auf Daniel Altermatt (GLP) als neue Münchensteiner Gemeindepräsidentin gewählt. Die bisherige Vizepräsidentin erhielt – bei einer Stimmbeteiligung von 29 Prozent – 1276 Stimmen, Daniel Altermatt deren 906. Dabei wurde von bürgerlicher Seite intensiv die Werbetrommel gerührt — sogar der ehemalige Gemeindepräsident Giorgio Lüthi (CVP) sprach sich öffentlich dafür aus, den GLP-Kandidaten ins Amt zu wählen. Blickt man auf die Gemeinderatswahlen vom Februar zurück, ist das Resultat allerdings nicht sehr überraschend — die SP gewann bei den Wahlen am 9. Februar einen zusätzlichen Sitz in der Exekutive. Zudem wurde Locher mit dem besten Resultat im Gemeinderat bestätigt.


Ein bekanntes Gesicht
Mit der Wahl Lochers zieht die SP das erste Mal seit 70 Jahren wieder ins Gemeindepräsidium ein. Locher dazu: «Natürlich wird die Politik eine Färbung mit Themen annehmen, die der SP wichtig sind. Schlussendlich ist die Politik aber ein Zusammenspiel aller Parteien.» Besonders am Herzen liegen Locher «grüne Themen»: «Bei jedem politischen Vorhaben muss das Thema Nachhaltigkeit einfliessen. Das ist zwingend.» In Münchenstein sei bisher schon viel gemacht worden, aber man dürfe nicht nachlassen. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist Locher ein wichtiges Anliegen.

Die Wahl von Jeanne Locher ist nicht nur wegen des Wiedereinzugs der SP ins Amt erwähnenswert, sondern auch deswegen, weil Münchenstein zum ersten Mal von einer Frau präsidiert wird. «Ich habe Freude daran, denn es ist sehr wichtig, dass Frauen im Gemeinderat vertreten sind.» Zu stark möchte Locher den Genderaspekt aber nicht bewerten: «Ich glaube nicht, dass ich gewählt wurde, weil ich eine Frau bin, sondern weil man mich in Münchenstein kennt.» Wie in anderen Agglomerationsgemeinden stehen auch in Münchenstein Quartierpläne weit oben auf der politischen Agenda. Weiter wichtig seinen die Freiraumplanung und die Entwicklung von Schutz- und Schonzonen.

Über den «See neben Münchenstein», über den man am vergangenen Wochenende in der Presse lesen konnte, sagt Locher: «Das Thema wurde im Gemeinderat nicht diskutiert. Natürlich wäre so etwas denkbar. Gerade auch, weil Münchenstein kein Schwimmbad hat. Es müssten aber viele Abklärungen getroffen werden.» Am 28. Juli wird sich der neue Gemeinderat konstituieren und die Ressorts zuteilen.


Altermatt nicht überrascht
Gegenüber dem Wochenblatt sagt Daniel Altermatt, dass er sich nach dem — relativ späten — Angriff von Jeanne Locher den Ausgang der Wahl habe «ausrechnen» können: «Mit Links-grün im Rücken und dem Fokus auf der Frauenfrage, lag Frau Lochers Wählerpotenzial bei rund 62 Prozent.» Ihm sei nur die Strategie geblieben, mit einer «konsequent anderen Themensetzung zu versuchen, diesen Vorsprung zurückzudrängen.» Erschwerend sei hinzugekommen, dass unter Corona keine direkten Debatten möglich waren.

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