«Mehr Natur vor der eigenen Haustür»

Der Natur- und Vogelschutzverein Dornach feiert dieses Jahr sein 75-jähriges Bestehen. Mit diversen Anlässen möchte der Verein das Bewusstsein für die Natur schärfen.

Wollen dem Verein neuen Aufschwung verleihen (v. l.): Martin Schmalenberg, Werner Schneider, Lukas Howald, Angelika Christofori, Marcus Lachenmeier und Katharina Vogt vom Vorstand des NVD.   Foto: Bea Asper
Wollen dem Verein neuen Aufschwung verleihen (v. l.): Martin Schmalenberg, Werner Schneider, Lukas Howald, Angelika Christofori, Marcus Lachenmeier und Katharina Vogt vom Vorstand des NVD. Foto: Bea Asper

Es war kein Zufall, dass ausgerechnet im Jahr 1945 eine Gruppe von Naturfreunden beschloss, den Verein für Vogelschutz und Vogelkunde Dornach zu gründen. Die Vogelschützer waren zusammen mit den Kaninchen- und Hühnerzüchtern in der Ornithologischen Gesellschaft organisiert gewesen. Als das Fleisch im Zweiten Weltkrieg noch rationiert wurde, züchteten die Dornacher ihren Sonntagsbraten selbst. Mit dem Ende des Krieges konnten die Schwerpunkte verschoben werden», erklärt Martin Schmalenberg, der designierte Präsident des heutigen Natur- und Vogelschutzvereins Dornach. Er und seine Vorstandskollegen Lukas Howald, Marcus Lachenmeier, Werner Schneider, Angelika Christofori und Katharina Vogt nehmen das 75-Jahr-Jubiläum des Vereins zum Anlass, mit Stolz auf das Erreichte zurückzublicken. Und, um mit Elan neue Projekte in Angriff zu nehmen.


Landwirte für Naturschutz gewinnen

«Der Mensch schätzt und schützt, was er kennt und liebt.» Deshalb gehören durch Fachleute geführte Exkursionen seit jeher zum Angebot des Vereins, und im Jubiläumsjahr hat man sich bei den Referaten und Erlebnisreisen für die ganze Familie etwas ganz Besonderes einfallen lassen. So darf man sich jeden Monat auf einen Höhepunkt freuen und zwischendurch auf mehrtägige Exkursionen mit einem Hauch von abenteuerlicher Freiheit und Eindrücken aus der Tierwelt, die unvergesslich sein werden, weiss der Vogelexperte Lukas Howald aus Erfahrung. Er hatte vor zehn Jahren angeregt, dass sich die Dornacher Vogelschützer nicht nur vor Ort um die Neuansiedlung bemühen, sondern im benachbarten Süddeutschland schon mal für den Erhalt des Steinkauzes sorgen. Aus anfänglicher Skepsis wurde Begeisterung. «Der Landwirt, dem die Obstbaumplantage damals ein Dorn im Auge war, engagiert sich heute selber für den Erhalt dieses Lebensraums. Er ist der Erste, der sich freut, wenn es im Nistkasten Nachwuchs gegeben hat und legt beim Beringen der Jungvögel selber Hand an», erzählt Howald. Noch mehr Menschen aus der Agglomeration, doch auch die Landwirte für den Naturschutz gewinnen zu können – und zwar aus Überzeugung, ist eines der hochgesteckten Ziele des Vereins. Zu den grossen Errungenschaften gehören aber auch die Rettungsaktionen und Ausstiegshilfen für Amphibien, die von den Naturschützern mit Hilfe des Werkhofes in den Schächten installiert wurden. Nur dank des persönlichen Einsatzes (vor allem auch nachts) unter der Leitung von Katharina Vogt gelingt es dem NVD jeweils im Frühjahr, Hunderte Tiere zu retten, die auf ihrer Wanderung sonst überfahren würden.


3 Franken Mitgliederbeitrag


Aus der Chronik des Vereins geht hervor, dass man sich schon 1945 auf die Fahne geschrieben hatte: «Unser Verein setzt sich unentwegt für die Erhaltung der Natur ein. Die 84 Hummel- und 6 Fliegenorchideen im alten Steinbruch im Ramstel lagen uns besonders am Herzen. Am Waldrand im Tüfleten-Täli nistete die Haselmaus. Kröten, Frösche und Salamander sollten ihr Biotop finden», liest man vom ersten Präsidenten, Richard Boder. 60 Mitglieder hatte der frischgegründete Verein damals und der jährliche Beitrag von 3 Franken wurde von Haus zu Haus eingesammelt. Im Jahre 1953 wurde zwischen der Bürgergemeinde und dem Verein ein Pachtvertrag für die Aktiengrube zur Pflege eines Vogelschutzreservates abgeschlossen. Dort gab es auch das «Schlangenhübeli», wo die Juraviper, die Glattnatter und die Ringelnatter beobachtet wurden. Doch mit dem aufkeimenden Bauboom verschärfte sich bei den Vereinsmitgliedern die Sorge um die Natur. «Von Strassen durchteilt, durch intensive Landwirtschaft gespritzt, gedüngt und begradigt, von Gewerbe- und Industriebauten zubetoniert, von übermässigem Freizeitbetrieb gestört, haben die Kulturlandschaften in den letzten Jahrzehnten in einem bedrohlichen Masse ihre Artenvielfalt verloren», warnte man.

Der damalige Obmann Albi Vögtli setzte sich für den Erhalt des Feuchtgebietes im Lolibachtal ein. Dem Spendenaufruf folgten über 1200 Dornacherinnen und Dornacher und unterstützten das Projekt mit 20 000 Franken. Finanziell ergänzt durch die Einwohner- und Bürgergemeinde, durch Grossisten und durch die Metallwerke, konnten 90 Aren Land gekauft und ein Naturschutzreservat geschaffen werden.


Anwälte der Natur

Die Vorstandsmitglieder sind bereit, dem Verein nun neuen Aufschwung zu verleihen. «Wir möchten die Zahl der Mitglieder, aber auch der Mitwirkenden bei den Arbeitseinsätzen erhöhen, doch insgesamt auch das Bewusstsein schärfen für mehr Natur vor der eigenen Haustüre», erklärt Schmalenberg. Der Slogan lautet: «Natur bewahren, Umwelt schützen. Vielfalt fördern, Lebensräume pflegen. Dabei sein, Wissen weitergeben.» Mit verstärkter Öffentlichkeitsarbeit, nicht zuletzt mit den neuen Möglichkeiten der sozialen Medien, wollen die Vorstandsmitglieder mobilisieren. Und, sie wollen als Anwälte der Natur fungieren – dazu gehört auch die Pflicht, bei Bauprojekten sich für die Lebensräume der seltenen Pflanzen und Tiere einzusetzen. Dass sich das Engagement lohnt, darüber wacht das Wahrzeichen des Vereins, das seltene Schmuckstück der Region, der Mauerläufer mit seinem grauroten Federkleid und seinem langen Schnabel. Weitere Infos und die Details zum Jahresprogramm findet man unter <link http: www.nvd-dornach.ch>www.nvd-dornach.ch und auf Facebook.

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