Hat der Kommerz überhandgenommen?

Pfarrer Ernst Eggenschwiler erneuert seine Kritik am Betrieb des Klosters Dornach. Dieses halte den Stiftungszweck nicht ein. Die Verantwortlichen widersprechen.

Zank um Stiftungszweck: Kritiker beklagen, dass das Kloster eine elitäre Einrichtung geworden sei – der Stiftungsrat weist die Kritik zurück und macht auf die kostenlosen Angebote des Hauses aufmerksam.  Foto: Tobias Gfeller
Zank um Stiftungszweck: Kritiker beklagen, dass das Kloster eine elitäre Einrichtung geworden sei – der Stiftungsrat weist die Kritik zurück und macht auf die kostenlosen Angebote des Hauses aufmerksam. Foto: Tobias Gfeller

Die Vorwürfe sind nicht neu, aber sie werden härter. «Wie lange ist es verantwortbar, Kirchensteuergelder auszugeben für eine zur Hauptsache ‹Luxuseinrichtung› mit gehobener Gastronomie und einem offenen, profilierten Kulturort?» Pfarrer Ernst Eggenschwiler, Leitender Priester des Katholischen Seelsorgeverbands Dornach, Gempen und Hochwald, wählte in seinem Schreiben vor Weihnachten an den Stiftungsrat des Klosters, die Einwohner- und Bürgergemeinden Dornach sowie mehrere kirchliche Organisationen drastische Worte, um seine Vorwürfe zu untermauern. Eggenschwiler schreibt von einer «elitären Einrichtung». Die franziskanisch-kirchlichen Kernaufgaben im sozialen und spirituellen Bereich kämen dabei zu kurz. Damit würden «wesentliche Teile» des Stiftungszwecks vernachlässigt.

Mit der Kritik ist der Pfarrer nicht alleine. Doch die meisten wollen sich nicht mehr öffentlich äussern oder haben die Hoffnungen auf Besserungen aufgegeben. «Für mich ist das Kapitel Kloster Dornach abgeschlossen», sagt zum Beispiel Hans Vögtli, der sich nun für das Kloster Mariastein engagiert, bei dem die Zukunftsaussichten besser seien und er mehr Dankbarkeit verspüre. Joe Dietlin, selbst Hotelier und während 16 Jahren Vizepräsident des Vereins «Freunde des Klosters Dornach», lobt zwar das Gastronomieangebot und die Hotellerie, bemängelt aber auch das Fehlen sozialer Inhalte, weil so das Stiftungsreglement nicht eingehalten werde. Der Kommerz habe überhandgenommen, sagen mehrere Kritiker. Eine «rote Linie» überschritten hätten die Verantwortlichen mit der Installation des Kriegshauptmanns Benedikt Hugi in Kriegsrüstung im Gewölbekeller. Dies widerspreche dem franziskanischen Geist dieses Ortes.


«Sozialgäste» gratis im Hotel

Ernst Eggenschwiler richtete sich bereits 2016 mit einem Schreiben ähnlichen Inhalts an den Stiftungsrat. Stiftungsratspräsident Lorenz Altenbach hat auf den neusten Brief bereits schriftlich geantwortet. Zudem haben verschiedene Exponenten der Stiftung mit Eggenschwiler intensiv über den Betrieb und die Ausrichtung des ehemaligen Klosters gesprochen. Er könne die Kritik teilweise zwar nachvollziehen, weil das Stiftungsreglement an gewissen Stellen auch unterschiedlich interpretiert werden könne und das über 20 Jahre alte Konzept sich unter den heutigen Rahmenbedingungen als nicht realisierbar erwiesen habe, betont Altenbach gegenüber dem Wochenblatt. Dass ein soziales Engagement aber komplett fehle, stimme nicht. «Wir nehmen im Hotel ‹Sozialgäste› auf, die für eine kurze Dauer eine Unterbringung benötigen. Dazu bieten wir Straffälligen an, gemeinnützige Arbeit zu leisten, und laden neu zwei Mal im Jahr sozial Benachteiligte zu einem grossen Nachtessen ein.» Auch kirchlich werde einiges geboten. Dass das Kulturangebot abgehoben sei, stimme ebenfalls nicht. «Praktisch alle Angebote sind für jedermann frei zugänglich und kostenlos. Wer möchte, kann sich jeweils bei einer Austrittskollekte finanziell beteiligen. Der grosse Erfolg beim Publikum gibt dem Kurs des Stiftungsrates offenbar recht», findet Altenbach.


Kloster muss rentieren

Als der ehemalige Kantons- und Gemeinderat 2006 das Präsidium der Stiftung Kloster Dornach übernommen hat, war die Stiftung nahezu bankrott. Um die Investitionen in die Klosteranlage und den jährlichen Unterhalt finanzieren zu können, musste mindestens eines der vier Standbeine wirtschaftlich rentieren. So kam der Stiftungsrat auf die Idee der professionell betriebenen Gastronomie und Hotellerie, verrät Lorenz Altenbach. «Das klappt sehr gut. Nur so ist es möglich, dass weiterhin Leben im ehemaligen Klostergebäude herrscht. Anderweitig hätten wir bald ein weiteres leerstehendes ehemaliges Kloster in der Schweiz.»

Die verschiedenen Bereiche des Klosters – Gastronomie, Hotellerie, Kultur und Kirche – arbeiten schnittstellenübergreifend eng zusammen, erklärt Jonas Rapp, Leiter Gastronomie und Hotellerie. Im Hotel werde bewusst darauf geachtet, dass es den ursprünglichen Charme des Klosters widerspiegelt. Es gibt kein fliessendes Wasser in den Zimmern, die Einrichtungen sind spartanisch und einfach gehalten. Das Klösterliche sei dadurch noch immer spürbar.

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