«Ich habe den Himmel gegessen …»

Die Uraufführung des Gedichtzyklus «Die Feuertaube» von Silja Walter in der St.-Mauritius-Kirche in Dornach stellt eine kleinere Sensation dar. Ein Besuch lohnt sich.

Zum 100. Geburtstag: Silja Walter, die Nonne aus dem Kloster Fahr, wird in Dornach mit der Uraufführung von
Zum 100. Geburtstag: Silja Walter, die Nonne aus dem Kloster Fahr, wird in Dornach mit der Uraufführung von

Im Jubiläumsjahr zum 100. Geburtstag der Klosterfrau und Schriftstellerin Silja Walter ist deren Werk in weiten Kreisen der Bevölkerung noch immer weitgehend unbekannt. Aufgrund ihrer Entscheidung, Nonne zu werden, wurde Silja Walter in «aufgeklärten» Kreisen – anders als ihr ebenfalls berühmter Bruder Otto F. Walter – mit dem Stigma versehen, eine religiöse Autorin zu sein. Doch eine solche Einschätzung geht am Wesen ihrer Dichtung vorbei. Die Nonne aus dem Kloster Fahr war zwar eine Mystikerin, aber ihr Ton entsprach nie den Konventionen religiöser Texte. Sie schöpfte in authentischer Weise aus der Quelle der Sprache selbst und aus ihren spirituellen Erfahrungen. Und sie war geerdet und keineswegs weltfremd.

Bereits ihre ersten Gedichte verrieten ihr immenses Talent. Wenn sie in «Die Feuertaube» schreibt: «Ich habe den Himmel / gegessen / in meinen Zelten nistet / sich Ewigkeit / ein», so ist diese Sprache von überzeitlicher Gültigkeit und frei von Frömmelei.


Glücksfall für Dornach

Pfarrer Ernst Eggenschwiler lernte Silja Walter schon früh kennen. Die beiden verband eine Freundschaft, die dazu führte, dass die Autorin viele Originaltexte ihrem Bruder im Geiste überliess. Im Rahmen der diesjährigen Feierlichkeiten, bei denen in Dornach Ernst Eggenschwiler Pate stand und steht, wird nun am Sonntag, 27. Oktober, um 17 Uhr in der katholischen Kirche St. Mauritius die musikalische Adaptation der «Feuertaube» des Komponisten und Dirigenten Enrico Lavarini zur Aufführung kommen, und zwar als Uraufführung.
Der Schweizer mit veronesischen Wurzeln wurde 1948 geboren und gründete 1974 sein Sinfonieorchester Concentus rivensis. Als Komponist schuf er mit Opern, Bühnenwerken, sinfonischer Musik, Kammer- und Filmmusik sowie mit Werken für Soli, Chor und Orchester ein eindrückliches Œuvre. Dass er einer Uraufführung in Dornach zustimmte, ist eine Ehre für das Dorf und verdankt sich dem Engagement und den Beziehungen von Pfarrer Eggenschwiler. Da die Sopranistin Sarah Längle erkrankt ist, übernimmt ihre Partie die französische Sängerin Marie-Pierre Roy.


Suche nach Gemeinsamkeiten

In der «Feuertaube» greift Silja Walter mit kreativer Sprachsymbolik zeitgemässe Fragen auf und setzt sich dialogisch mit ihrem Bruder, Otto F. Walter, auseinander. Obwohl die Geschwister sehr verschieden waren, suchte Silja Walter nach Gemeinsamkeiten. Lavarini setzte sich früh mit der Dichterin auseinander. In Zusammenarbeit mit Ulrike Wolitz, der Herausgeberin des Gesamtwerks von Silja Walter, entstand eine Komposition, die aus Abschnitten für Solo und Orchester wie auch instrumentalen Sätzen besteht. Das Projekt konnte dank des Lotteriefonds Kanton Solothurn, Swisslos Basel-Landschaft, Raiffeisen und weiteren Hauptsponsoren und Sponsoren realisiert werden. Es ist zu hoffen, dass die Serie von Aufführungen zu einer Belebung des Interesses am Gesamtwerk Silja Walters führen wird.


Tickets gewinnen

Das Wochenblatt verlost 2 × 2 Tickets für die Uraufführung von Siljia Walters «Die Feuertaube» vom 27. Oktober um 17 Uhr in der St.-Mauritius-Kirche Dornach. Einfach bis Mittwoch, 23. Oktober, 14 Uhr, ein E-Mail mit dem Stichwort «Silja» an die Adresse <link>wettbewerb@wochenblatt.ch senden. Viel Glück!

Wer sich nicht auf sein Glück verlassen will, kann Tickets über <link http: www.dogeho.ch>www.dogeho.ch oder an der Abendkasse ab 15.30 Uhr kaufen.

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