Ringen um die Oberstufe

Dornach und die Gemeinden im Dorneckberg stehen vor zukunftsweisenden Schulentscheidungen.

Dornach braucht eine Gesamtschule mit integriertem P-Niveau: Dieses Hauptanliegen wurde am vergangenen Samstag an der Bildungskonferenz Dornach, an der über 60 Teilnehmende mitdiskutierten, formuliert.  Foto: Thomas Kramer
Dornach braucht eine Gesamtschule mit integriertem P-Niveau: Dieses Hauptanliegen wurde am vergangenen Samstag an der Bildungskonferenz Dornach, an der über 60 Teilnehmende mitdiskutierten, formuliert. Foto: Thomas Kramer

Die Baselbieter Bildungsdirektorin hat uns mitgeteilt, dass die Schüler aus Dornach in naher Zukunft nicht mehr das P-Niveau in Basel-Landschaft besuchen können», erklärte Gemeinderätin Annabelle Lutgen letzten Samstag am offenen Workshop der Gemeinde zum Thema Schule. Die Dornacher Bevölkerung war ins Schulhaus Brühl eingeladen, Ideen und Wünsche zu äussern. Möglich war alles. Die zahlreich erschienenen Mitwirkenden standen quasi vor einem weissen Blatt. Rasch kristallisierten sich Schlüsselthemen heraus. Es ging um die Frage, wie die Werthaltung und Identifikation verbessert werden können, aber auch um die Vernetzung und das Lernen der französischen Sprache machte man sich Gedanken. Man wünscht sich einen Austausch mit Schulen aus der Romandie sowie mit der Rudolf Steiner Schule.

Weiter spielten bei der Aufteilung in Arbeitsgruppen die Themen Infrastruktur und Tagesstrukturen eine Rolle. Als Output resultierte die Forderung nach Räumen, die nicht nur der Schule vorbehalten sind, sondern auch der Bevölkerung für die Freizeitgestaltung offen stehen. Bei den erweiterten Tagesstrukturen sollen die Jugendmusikschule, Sportangebote und die Vereinsarbeit integriert werden. Die Forderungen sollen nun in Arbeitsgruppen weiterbearbeitet werden, im Oktober gibt es einen Zwischenbericht, wo man steht.

Eines der Hauptanliegen ist die Schaffung einer Gesamtschule mit integriertem P-Niveau. «Die Dornacher haben ein Anrecht darauf, dass alle Kinder hier zur Schule gehen können», hiess es im Rahmen des Workshops.


Dornach versus Büren

Der Solothurner Bildungsdirektor Remo Ankli stellte sich bisher auf den Standpunkt, dass die Antwort darauf von der Region kommen muss. Dornach und die Gemeinden des Dorneckbergs müssen sich aufgrund der Schülerzahlen auf einen gemeinsamen Standort einigen. Der Kampf um das Niveau-Angebot, aber auch um den Erhalt des Oberstufenzentrums Dorneckberg ist in Büren nicht neu.

Doch es kommt Öl ins Feuer. Der Dornacher Gemeinderat hat die Exekutiven im Dorneckberg angefragt, ob sie sich dafür aussprechen könnten, ihre Schüler nach Dornach in die Oberstufe zu schicken. Entscheidungen sind noch keine gefallen, sagt der Gemeindepräsident von Seewen, Simon Esslinger, auf Anfrage. «Die Diskussion ist erst angestossen, drängt sich aber sowieso auf.» Seiner Meinung nach können es sich die Gemeinden finanziell gar nicht mehr leisten, das Oberstufenzentrum in Büren nicht zu hinterfragen. «Die Kosten pro Schüler sind dort fast doppelt so hoch wie in den umliegenden Oberstufenschulen im Baselbiet. 28000 Franken pro Schüler sind einfach zu hoch, das ist, als würden die Gemeinden ihre Schüler in eine Privatschule schicken», gibt Esslinger zu bedenken.


Austritt aus Primarschulverband?

Auflösungserscheinungen sind aktuell auch im vor zehn Monaten gegründeten Primarschulverband Dorneckberg erkennbar. An der ausserordentlichen Delegiertenversammlung von letzter Woche ist der Antrag des Vorstandes, den Kostenverteiler zugunsten von Hochwald und Seewen zu ändern, am Zweidrittel-Quorum gescheitert. Dieses ist für eine Statutenänderung notwendig. Die Vertreter von Seewen und Hochwald machten deutlich, dass die Mehrkosten nicht mehr zu vertreten sind und die Austrittsdebatte lanciert sei.

Als alle fünf Gemeindeversammlungen im Dorneckberg im Jahr 2017 den Statuten zugestimmt hatten, war ihnen versprochen worden, die Zusammenarbeit unter den Dorfschulen werde nicht teurer, lediglich die rechtlichen Aspekte würden verbessert werden. Für Büren, Gempen und Nuglar-St. Pantaleon trifft dies mit dem jetzigen Kostenverteiler zu. Hochwald hingegen hat Mehrkosten von 300000 Franken, wie von Gemeinderätin Patricia De Bernardis zu erfahren war. In Seewen ergibt sich wegen der geringen Schülerzahl folgende Situation: «Ein Schüler kommt auf 19000 Franken zu stehen, während Büren nur 7500 Franken bezahlt pro Schüler», gibt Fredi Mendelin, Gemeinderat von Seewen, zu bedenken.

Die Gemeinderäte von Hochwald und Seewen wollen nun eine vorsorgliche Kündigung prüfen, da die Kündigungsfrist ein Jahr dauert, wie von Fredi Mendelin zu erfahren war. Als Alternative könnte man sich vorstellen, einzelne Dienstleistungen, zum Beispiel Schulleitung vom Verband oder auch von Dornach, einzukaufen.

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