Schulleiterin zwischen zwei Kulturen: Marie-Thérèse do Norte tritt zurück

12 Jahre amtierte Marie-Thérèse do Norte als Schulleiterin der Dornacher Schulen. Nun lässt sich die Pädagogin, die 15 Jahre in Brasilien tätig war, frühpensionieren. Das «Wochenblatt» hat mit ihr gesprochen.

Kennt zwei Kulturen aus eigener Anschauung: Die scheidende Schulleiterin Marie-Thérèse do Norte-von Blarer.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Kennt zwei Kulturen aus eigener Anschauung: Die scheidende Schulleiterin Marie-Thérèse do Norte-von Blarer. Foto: Thomas Brunnschweiler

Wochenblatt: Frau do Norte, Sie gehen in Frühpension. Haben Sie private oder schulpolitische Gründe für Ihre vorzeitige Pensionierung?

Marie-Thérèse do Norte: Es ist etwas von beidem. Ich wusste immer, dass ich spätestens 2018 aufhöre. Da ich mich stärker als Grossmutter engagieren möchte, wurde mir klar, dass es gut ist, jetzt mein Amt niederzulegen.


Die Fachhochschule Nordwestschweiz hat der Sekundarstufe 1 in der Evaluation von 2015 schlechte Noten erteilt. Waren Sie über den doch recht hart formulierten Befund erstaunt?

Marie-Thérèse do Norte: Bei einer ersten externen Evaluation 2013 befürchteten wir die «rote Ampel» beim Schul- und Unterrichtsklima in der Sek 1. Damals erstaunte es mich nicht, 2015 jedoch schon. Wir hatten Massnahmen getroffen, die aber offensichtlich nach aussen keine Wirkung zeigten. Wir haben unterdessen viel geleistet: Es wurde eine Planungs-, eine Begleit- und eine Eltern-Echogruppe gegründet. Die Schulordnung wird aktualisiert. Die internen Schülerbefragungen im Herbst 2016 und Juni 2017 sind recht positiv ausgefallen.


Ist also die Schule Dornach besser als ihr Ruf?

Marie-Thérèse do Norte: Ja, vom Klima her und wie die Schule jetzt dasteht, ist sie besser als ihr Ruf.


Die Bildungsdebatten zum Lehrplan 21, Sammelfächer und neuen Lehrmittel haben einige Unruhe in die Schulen gebracht. Glauben Sie, dass die Schule bald in ruhigere Gewässer kommt?

Marie-Thérèse do Norte: Ich hoffe es. Froh bin ich, dass der Lehrplan 21 im Kanton Solothurn so pragmatisch gehandhabt wird. Wir haben uns schon früher an Kompetenzen orientiert. Die Lehrmittel sind zwar nach dem Lehrplan 21 vorgegeben, in vielem haben die Lehrpersonen aber noch einen Spielraum.


Wo sehen Sie die grösste Herausforderung der heutigen Schule?

Marie-Thérèse do Norte: Zunächst in der Heterogenität der Schülerschaft, die schon in der 1. Klasse beginnt und sich bis oben durchzieht. Dann stellen uns gesellschaftliche Veränderungen und die Frage nach der Integration von ausländischen Schülerinnen und Schülern vor Herausforderungen.


Welche Zukunftspläne haben Sie persönlich?

Marie-Thérèse do Norte: Ich möchte meine Funktion als Grossmutter stärker wahrnehmen. Ich engagiere mich als Stiftungsrätin im Alterszentrum Im Brüel in Aesch. Da wir ein Standbein in Brasilien haben, wird auch die Pflege der Kontakte zur Familie meines Mannes wichtig sein. Dazu kommen Reisen, Kochen, Backen und Gartenarbeit, Dinge, die bei mir bis jetzt zu kurz gekommen sind.


Werden Sie sich neben dem Engagement im Alterszentrum auch sonst für das Gemeinwesen einsetzen?

Marie-Thérèse do Norte: Ich bin Mitglied des Rotary Clubs Angenstein. Wir unterstützen ein Projekt in Brasilien. Aber im Zentrum steht jetzt meine Familie.


Durch Ihren Mann und den 15-jährigen Aufenthalt in Brasilien kennen Sie dieses Land sehr gut. Was können wir von den Brasilianern lernen?

Marie-Thérèse do Norte: Offenheit und Neugierde. Als Schweizerin war ich in Rio de Janeiro eine Exotin, aber ich war von Anfang an sehr willkommen. Mir gefallen das Klima und die Vielfalt von Brasilien. Was mir aber immer fehlte, waren die unterschiedlichen Jahreszeiten.

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