Eine Hommage in Buchform

René Salathé und Niklaus Starck haben ein äusserst lesenswertes Buch über den Hausberg der Regio Basiliensis geschrieben.

Gründlich recherchiert: Das Buch beleuchtet verschiedene Aspekte des Gempens in ansprechender Sprache und Gestaltung. Foto: Simon Tschopp
Gründlich recherchiert: Das Buch beleuchtet verschiedene Aspekte des Gempens in ansprechender Sprache und Gestaltung. Foto: Simon Tschopp

Der Gempen ist im Unteren Baselbiet fast allgegenwärtig. Still thront er über dem alltäglichen Treiben im Birseck, aber auch von den etwas weiter entfernten Leimentaler Gemeinden ist er als markantes, unverwechselbares topografisches Gebilde zu erkennen. So zeigt etwa das berühmte Oberwiler Wandbild, das im dortigen Pfarrhaus in den 1960er-Jahren zufällig hinter einer Tapete entdeckt wurde, einen Panoramablick auf die Hügellandschaft längs des Birstals und das Gempemplateau, das wie eine Königin über die Region wacht. Nicht wenige dürften sich an die eigene Schulzeit erinnern, als sie – statt dem Unterricht zu folgen – aus dem Fenster geschielt und den markanten Berg studiert hatten.

Ein Berg, viel Geschichte

Trotz dieser Omnipräsenz ist über den Hausberg der Region wenig bekannt. Die beiden durch ihre kulturhistorischen Publikationen in der Region bekannten Autoren René Salathé und Niklaus Starck wollen dies ändern. Deshalb haben sie Ende des vergangenen Jahres eine Art Hommage an den Gempen in Buchform herausgegeben: «Der Gempen» heisst schlicht das mit vielen Bildern und Illustrationen versehene Werk, das gut in der Hand liegt, und wer sich in die Lektüre vertieft, dürfte einige Überraschungen erleben und neue Erkenntnisse gewinnen.

So wissen wohl die wenigsten, dass die Schweizer Bundesversammlung 1902 die Konzession zum Betrieb einer Zahnradbahn von Dornach bis zum Aussichtsturm auf dem Gempen erteilte, allerdings nichts daraus wurde, weil das Geld fehlte und so der Gempen vom Massentourismus verschont geblieben ist, oder dass die Basler ab 1866 über 100 Jahre durch eine 16 Kilometer lange, grosskalibrige Druckleitung aus Eisen mit Trinkwasser aus Quellen am Gempen versorgt wurden oder dass sich am Gempen das folgenschwerste Flugzeugunglück mit 108 Todesopfern und – nur wenige Kilometer entfernt – das grösste ungeklärte Verbrechen der Schweiz, der «Mordfall Seewen», ereigneten. Ebenso spannend wie lehrreich liest sich die Exkursion ins 15. und 16. Jahrhundert, etwa mit einem ausführlichen Kapitel zur «Schlacht bei Dornach» oder über die intensive Solothurner Expansionspolitik, die erklärt, weshalb dieser Kanton heute auf dem Basel zugewandten Berg so präsent ist.

Gründliche Recherche

Neben weiteren Kapiteln zu Sagen, Burgen, Ruinen und Schlössern widmet sich das Buch dem Gempen aber auch aus naturwissenschaftlicher Sicht, etwa seiner geologischen Urgeschichte und Struktur, die erklärt, warum die Basler zwar Wasser vom Grund des Gempens beziehen konnten, auf dem Plateau selber jedoch kein Dorfbach durch die Landschaft plätschert. Und so nebenbei hat es der Gempen seiner geologischen Struktur zu verdanken, dass dort einige der weltweit anspruchsvollsten Kletterrouten existieren.

Mit «Der Gempen» präsentieren René Salathé und Niklaus Starck ein Buch, das sich einerseits gut und flüssig liest, andererseits mit gründlicher Recherche und sauberen Quellenverweisen zu überzeugen versteht. Das Werk ist zwar speziell den Bewohnern des Gempens gewidmet, eignet sich aber auch bestens für alle, die mehr über den Berg vor der eigenen Haustür und seine Bedeutung für die Region erfahren wollen.

René Salathé und Niklaus Starck: «Der Gempen»; Porzio-Verlag Breitenbach, 2021, im Buchhandel erhältlich.

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