Klosterzellen als Bürorückzug

Das Kloster Dornach bietet mit oder ohne Übernachtung Zimmer als Arbeitsplätze an. Eine willkommene Alternative, wenn einem zu Hause im Homeoffice die Decke auf den Kopf fällt.

Stille Arbeitszimmer: Jonas Rapp, Geschäftsführer, und Petra Maier, Leiterin Administration/Rezeption, in einer der alten Klosterzellen. Foto: Tobias Gfeller
Stille Arbeitszimmer: Jonas Rapp, Geschäftsführer, und Petra Maier, Leiterin Administration/Rezeption, in einer der alten Klosterzellen. Foto: Tobias Gfeller

Am 16. Juli 1676 zogen vier Patres und zwei Brüder aus verschiedenen Klöstern der Innerschweiz in das vollendete Gebäude am heutigen Bahnhof Dornach-Arlesheim ein. Den Kapuzinern im Kloster Dornach war es wichtig, dass das ­Innenleben der Gemeinschaft, die Seelsorge und das soziale Engagement von einer echten Spiritualität getragen sind. Ihr Alltag bestand aus Beten und Seelsorge. Sie waren eigentumslos und lebten von Spenden und Wohltaten der Bevölkerung. Diese für die Kapuzinermönche typischen Attribute werden im Kloster Dornach noch heute gelebt – vorwiegend in der Kirche oder auch mal, wenn das Kloster wie vor drei Jahren seine Klosterzellen als Ort für eine Auszeit vom hektischen Alltag anbietet.

Dieser Grundsatz widerspiegelt sich auch im «Kloster-Office», der Ende Januar lancierten Alternative zum Home-office in Pandemiezeiten. Ungestörtes Arbeiten ohne Ablenkung ist zu Hause nicht immer möglich. Da bietet sich ein Tag im Kloster geradezu an: eine eigene Klosterzelle, Stille und je nach Bedarf etwas frische Luft dank ein paar Schritten im Klostergarten. Rund 30 Personen haben das Kloster-Office seit Ende Januar in Anspruch genommen. «Das Angebot entspricht einem Bedürfnis», ist Jonas Rapp, Geschäftsführer und Leiter Hotellerie und Gastronomie im Kloster Dornach, überzeugt. «Nach Wochen oder Monaten im Homeoffice kann einem schon mal die Decke auf den Kopf fallen und der Wunsch nach einem Tapetenwechsel wächst.» Das glaubt auch Petra Maier, Leiterin Administration/Rezeption und stellvertretende Geschäftsführerin. «Die Rückmeldungen der Personen, die das Angebot bisher genutzt haben, waren durchweg positiv. Sie fühlten sich nach einem Tag Kloster-Office entspannter, konnten effizient arbeiten und gingen mit einem guten Gefühl nach Hause.»

Das stille, konzentrierte Arbeiten passt zur Historie des Klosters, in dem bis in die 1990er-Jahre Kapuzinermönche zurückgezogen lebten. Das betont auch Pfarrer Felix Terrier, der als Kirchenrektor die Leitung der klösterlichen Kirche innehat. «Klöster allgemein waren immer wieder Zufluchtsorte für Menschen, die sich zurückziehen möchten.» Es stehe in der klösterlichen Tradition, Menschen gerade auch in schwierigen Zeiten Rückzugsmöglichkeiten zu bieten – sei es temporär oder für immer.

Gespräch mit dem Pfarrer

Für Jonas Rapp und Petra Maier ist das Kloster-Office kein Widerspruch zur Idee des Homeoffice in Pandemiezeiten, den Bewegungsradius der Menschen einzuschränken und Kontakte zu reduzieren. Denn auch im Kloster sei es problemlos möglich, sich aus dem Weg zu gehen und Kontakte zu vermeiden, betont Jonas Rapp. «Und man spürt ja generell, dass die Mobilität aktuell höher ist als noch in der ersten Corona-Welle vor einem Jahr. Und von den Buchungszahlen her hat ja das Kloster-Office wirklich nur einen marginalen Einfluss darauf, ob und wie sich die Menschen bewegen.» Das Kloster-Office könne ein willkommenes Angebot auch über die Corona-Pandemie hinaus sein, glauben Jonas Rapp und Petra Maier. Das Kloster mit seinem speziellen Ambiente bietet sich als Rückzugsort an.

Das durften schon Künstlerinnen und Künstler erleben oder wie vor drei Jahren Menschen, die während Tagen eine Auszeit nehmen wollten. Neben der Dauerausstellung lädt dabei vor allem auch der Klostergarten zum Aufladen der Batterien ein, wenn die Arbeit gerade eine Pause zulässt. Davon ist auch Pfarrer Felix Terrier überzeugt. «Der Klostergarten als Ort der Abgeschiedenheit lädt natürlich in diese Besinnung ein.» Auch die Kirche steht den Nutzerinnen und Nutzern des Kloster-Office offen. Wer im Rahmen dieses «Büro-Rückzugs» ein Gespräch mit dem Pfarrer wünscht, der und dem steht Felix Terrier gerne zur Verfügung. Denn neben dem stillen Schaffen und den Gebeten prägten auch ausführliche Gespräche das Leben der Kapuziner im Kloster Dornach.

 

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