«Alltagsflucht»: Von Dornach in den Kinohimmel

Zwei junge Filmemacher suchen Unterstützung für ihr ambitioniertes Projekt. Ihr Ziel – das Schweizer Kino auffrischen!

Kamera läuft: Joel Mortier (links) und Bosko Knezevic wollen als Quereinsteiger den Schweizer Film auffrischen. Foto: zVg
Kamera läuft: Joel Mortier (links) und Bosko Knezevic wollen als Quereinsteiger den Schweizer Film auffrischen. Foto: zVg

Der Dornacher Joel Mortier und sein Kollege Bosko Knezevic haben nicht weniger vor, als dem Schweizer Film neue Impulse zu setzen, oder, wie die beiden jungen Filmemacher es in ihrem Crowd­funding-Aufruf formulieren: «Lasst uns gemeinsam das Schweizer Kino auffrischen!» Das cineastisch ambitionierte Duo bewirbt sein Filmprojekt unter dem Titel «Out/In» aber nicht nur digital: Die beiden Männer gehen derzeit in der ­Region von Tür zu Tür, um Menschen für ihr Vorhaben zu begeistern. Ihr Film, von dem 15 Prozent bereits abgedreht sind, handelt «vom Eskapismus, also von Realitätsflucht, im Alltag», erzählt Mortier. Die Idee begann vor einem Jahr «mit zwei Skripts zu den Themen Reisen und geistiger Abwesenheit im Alltag», woraus ein Kurzfilm entstanden ist: «Dann kam der erste Lockdown und wir realisierten, dass unser Stoff viel mehr zu bieten hatte. Also kam die Idee auf, einen Spielfilm zum Thema Alltagsflucht zu drehen, wozu natürlich auch das Reisen gehört.» Einer der Charaktere in ihrem Film reist seit dem Tod seines Vaters umher, um Verpflichtungen zu entfliehen. Als die gegenwärtigen Umstände seine Reisen behindern, muss er zurück in seine Heimat und wird konfrontiert mit seinem alten Ich. «In ähnlicher Weise begleiten wir andere Menschen auf ihren Gefühlsachterbahnen zwischen Verantwortlichkeiten und Ablenkungen, während sie starke Persönlichkeitsveränderungen und Identitätskrisen durchlaufen.» Mit ihrem Film wollen Mortier und Knezevic einen wertvollen Beitrag zur Identität des Schweizer Kinos leisten, und dies obwohl, oder gerade weil sie in der Branche Quereinsteiger sind – Mortier hatte Architektur, Knezevic Sport und Kunst studiert. «Wir wissen beide, wie man einen professionellen Kinofilm macht. Dabei wollen wir aber auch die eigene Originalität bewahren», so Knezevic.

Bis zum Filmmaker

Das Budget ihres Werks beträgt 60000 Franken, 17000 davon haben die beiden Filmmacher bereits selbst finanziert. «43000 Franken haben wir als Aufruf auf die Crowdfunding-Website gestellt, wo man uns noch zwei Wochen unterstützen kann», sagt Mortier. Bis Redaktionsschluss dieser Zeitung sind 14369 Franken zusammengekommen. Wer am Crowdfunding teilnimmt, den erwarten interessante Erlebnisse: Mit 30 Franken ist man etwa per Livestream am Filmset dabei, für 130 Franken gibt es ein Ticket für vier Personen zur Premiere des Films inklusive Apéro, Livemusik und Afterparty, ab 340 Franken wird zudem der Name des Spenders im Abspann erwähnt, ab 3770 Franken gibt es neben vielem anderen eine Fahrt zu einem internationalen Filmfestival, 9870 Franken versprechen «zwei Monate Himmel auf Erden» plus eine Woche Segelfahrt zusammen mit dem Filmduo entlang der Küste von Montenegro. Wer 15 970 spendet, ist der Filmmaker von «Out/In», wird entsprechend im Vorspann über dem Titel erwähnt und bekommt neben einer Segelfahrt mit Mortier und Knezevic die Möglichkeit, seine eigene Geschichte verfilmen zu lassen. Dazu passend sagt Knezevic: «Unsere Idole und Geschichten sind die Charaktere, die wir im Leben treffen.» Gerade deswegen soll «Out/In» ein Film werden, mit dem sich viele Menschen identifizieren können.

Künftige Pläne

Überhaupt ist die Psyche des Menschen ein Thema, das es Mortier und Knezevic angetan hat: «In einem weiteren Filmprojekt wollen «wir uns mit der Unterdrückung der eigenen Persönlichkeit durch familiäre oder gesellschaftliche Normen beschäftigen.» Derzeit filmen die beiden viel in der Region, insbesondere in einem leerstehenden Haus in Dorn­ach. Wohin es sie in Zukunft verschlagen wird, ist noch offen. Weitere Infos:

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