Letztes Refugium der Wildtiere

Am letzten Samstag veranstaltete der Naturschutzverein im Rahmen des Festivals der Natur eine kleine Exkursion zum Thema «Wildtiere in und um Arlesheim».

Wildtiere brauchen Raum: Peter Jenzer vom Naturschutzverein Arlesheim (ganz rechts) erklärt beim Rundgang in der Ermitage die Zusammenhänge zwischen Siedlungsdruck und Wildtierverhalten.  Foto: Axel Mannigel
Wildtiere brauchen Raum: Peter Jenzer vom Naturschutzverein Arlesheim (ganz rechts) erklärt beim Rundgang in der Ermitage die Zusammenhänge zwischen Siedlungsdruck und Wildtierverhalten. Foto: Axel Mannigel

Das Wetter war noch schön und warm, als Peter Jenzer vom Naturschutzverein Arlesheim am Samstagnachmittag rund 20 Interessierte am Bachrechen eingangs der Ermitage begrüsste. Es war eine gemischte Gruppe mit recht unterschiedlichem Schuhwerk, die sich eingefunden hatte. Teilweise waren auch Feldstecher zu sehen.

«Ob wir gleich Wildtiere sichten, ist eher Zufall», meinte Jenzer und ergänzte schmunzelnd: «Wir haben jedenfalls keine rausgelassen.» Danach ging es los, den Bachrechen hinauf, doch schon an der Schafweide war der erste Halt. Jenzer nutzte den Blick auf Wiese, Bach, Wald und Dorf, um deutlich zu machen, wie dicht Arlesheim besiedelt ist. Es gibt wenige landwirtschaftliche Flächen und so wundert es nicht, dass 50 Prozent der Gemeindefläche aus Wald bestehen. Dieser ist in Ermangelung anderer Räume quasi das letzte Refugium der Wildtiere geworden, auch wenn manche von ihnen ursprünglich gar keine Waldbewohner sind.


Fliehen oder folgen

Es ist der Mensch, der in seinem expansiven Siedlungsverhalten die Wildtiere wie Rehe, Wildschweine oder den Baummarder in den Wald gedrängt hat. Andere wiederum wie der Fuchs kommen gut mit den Menschen klar und profitieren sogar von ihnen. Diese sogenannten Kulturfolger (im Gegensatz zu den Kulturflüchtern) haben sich angepasst und suchen ihre Möglichkeiten – auf der Mäuse- und Hühnerjagd, an zu früh herausgestellten Abfallsäcken oder unter Motorhauben (wie der Steinmarder).

Diese Nähe bringt nicht nur Vorteile, sondern birgt auch Gefahren. So ist etwa der Fuchsbandwurm für den Menschen lebensgefährlich, hingegen ist die Fuchsräude für Katzen und Hunde äusserst unangenehm. «Keine Panik!», beruhigte Jenzer, als dazu immer mehr Nachfragen kamen. Einfach alles aus Feld, Wald und Garten gut waschen und die Haustiere zum Tierarzt bringen. Inzwischen war man nach einem Stopp oberhalb des Gärtnerhauses am mittleren Weiher angekommen, mit Blick aufs Wasser.


Ungemütliche Umstände

Fast die einzigen Enten, die es in der Ermitage gibt, sind Stockenten. Allen anderen, so Peter Jenzer, sind die Menschen zu viel und zu laut. Gleiches gilt für das Reh, das sich eher oberhalb der Spazierwege im Wald aufhält. «Das Reh hat sich gut mit dem Mensch arrangiert», erklärte Jenzer. Was bedeutet, dass es sich in den Wald und an dessen Ränder zurückgezogen hat.
Weiter ging es am Ufer entlang und hoch zum oberen Weiher. Während Jenzer noch mehr zum Reh erzählte, fielen die ersten Tropfen. Plötzlich zuckte ein Blitz, der Donner folgte grollend. Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren vorbereitet, holten Jacken und Schirme hervor. Trotzdem wurde es zunehmend ungemütlich. So wie für den Feldhasen, den es (aus siedlungstechnischen Gründen) in Arlesheim gar nicht mehr gibt. Die Wildschweine hingegen, in den 1980er-Jahren aus dem Elsass und Baden eingewandert, haben sich ebenfalls arrangiert. Für alle gilt jedoch: Tiere brauchen viel ungestörten Raum. Jedenfalls hatten sie durch das Gewitter Wald und Ermitage erst mal wieder ganz für sich.

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