Ein geschützter Ort zum Verweilen und Ausruhen

Nach vier Jahren Planung und Realisation wird am 11. Mai die neue Sophienruhe am mittleren Weiher in der Ermitage eingeweiht.

Schmuckstück: Die neue Baute aus Lärchenholz liegt am Mittleren Weiher – dort, wo die originale Sophienruhe aus dem Jahr 1812 einst stand. Foto: zVg Regine Nyfeler
Schmuckstück: Die neue Baute aus Lärchenholz liegt am Mittleren Weiher – dort, wo die originale Sophienruhe aus dem Jahr 1812 einst stand. Foto: zVg Regine Nyfeler

Die Aufregung und Vorfreude ist Regine Nyfeler anzumerken. Die Präsidentin des Vereins Freunde der Ermitage ist gleich doppelt für die Rückkehr der Sophien­ruhe verantwortlich. Einerseits stammt die Idee, die Sophienruhe wieder zu errichten, vom Vorstand der Freunde der ­Ermitage, die dafür auch die nötigen ­finanziellen Mittel gesammelt haben. Andererseits war sie als Architektin haupt­verantwortlich für die Konzeption, Planung und bauliche Realisation. Dabei leisteten sie und ihr Büro Flubacher ­Nyfeler Partner Architekten die gesamten Planungs- und Bauleitungsaufgaben ehrenamtlich.

1812 wurde die nach Sophie von Andlau-Schackmin, der Ehefrau von Conrad von Andlau, genannte Sophienruhe auf der Südseite des mittleren Weihers errichtet. Die Gartenlaube war ein Ort des Ausruhens und des Rückzugs und bot den Besucherinnen und Besuchern einen wunderbaren Blick auf den gegenüberliegenden Burghügel.

Gartengebäude wie Lauben und Aussichtskabinette waren wichtige architektonische Elemente, die einen englischen Landschaftsgarten erst zu einem Gesamtkunstwerk machten. Die baufällige Sophienruhe wurde 1947 entfernt. Seitdem fehlen am mittleren Weiher eine Sitzgelegenheit und ein Ort des Ausruhens, was immer wieder beanstandet wurde.

«Einen wunderbaren Blick über den Weiher»

Der Wiederaufbau der Sophienruhe war bei den Freunden der Ermitage seit 20 Jahren ein Thema. Die Stiftung Ermitage Arlesheim und Schloss Birseck um deren Präsident Karl-Heinz Zeller unterstützte diese Idee. Da der Stiftung für solche Projekte die finanziellen Mittel fehlen, sei sie dankbar für die Initiative der Freunde der Ermitage, die nicht nur in der Realisation von Bauten in der Ermitage, sondern auch in der Mittelbeschaffung grosses Know-how, ein beachtliches Netzwerk und nicht zuletzt auch grosszügige Mitglieder haben. Für die Bewilligungsfähigkeit der kleinen Baute im eidgenössisch geschützten Kulturgut Ermitage ausserhalb der Bauzone war die Unterstützung zahlreicher Ämter notwendig, betonen Regine Nyfeler und Karl-Heinz Zeller.

Bei Projekten wie der Sophienruhe, bei denen es darum geht, einen nicht mehr vorhandenen Baustein der historischen Ermitage neu zu erstellen, gehe es auch immer um die Frage, ob man sie nachbaut oder neu interpretiert. Letzteres war bei der Sophienruhe der Fall, da Dokumente und Überlieferungen zur ursprünglichen Sophienruhe kaum vorhanden sind, erklärt Nyfeler. «Die neue Sophienruhe soll als zeitgemässe kleine Gartenlaube daherkommen und nicht an Vergangenes anbiedern. Die Wahrung der Geschichte war uns aber trotzdem wichtig, indem das Bauwerk einfach gehalten werden soll.»

Fünf Tonnen Liesberger Kalkstein

Die neue Sophienruhe steht an der gleichen ursprünglichen Stelle am Südufer des mittleren Weihers. Eine einfache Holzbaute mit Bohlen als Stützen, einem räumlichen Fachwerk als Dachstuhl und Holzschindeln als Eindeckung bildet den geschützten Rückzugsort. Wie beim «Temple rustique» läuft der Weg unverändert durch die Sophienruhe hindurch. An die Waldböschung anlehnend, lädt die Steinbank zum Verweilen ein. Die Sitzbank besteht aus einem fünf Tonnen schweren Liesberger Kalkstein aus dem Laufental. Auf Rollen wie bei den alten Ägyptern wurde der Steinblock der Sitzfläche über den Damm beim mittleren Weiher an den gewünschten Standort gezogen, veranschaulicht Regine Nyfeler. Der beauftragte Steinbildhauer bearbeitete den Steinblock nur ganz fein, damit dieser seine Ursprünglichkeit behält. Die Holzbaute, die ganz aus Lärchenholz besteht, wurde von den Zimmermännern mit grosser Sorgfalt aufgerichtet. «Es sieht aus, als wäre das kleine Schmuckstück schon immer dort gewesen – perfekt integriert in die Umgebung», schwärmt Regine Nyfeler. Damit habe man genau das erreicht, was man sich als Ziel gesteckt hat.

Für Regine Nyfeler darf sich auch ein derart bedeutender Ort für die Geschichte wie die Ermitage weiterentwickeln. Vor der Sophienruhe haben die Freunde der Ermitage bereits den Holzstoss neu gebaut, sodass auch die heutigen Besucher wieder den Überraschungseffekt erleben können.

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