Der nächste Anlauf für Schneckenbündten

An der kommenden Gemeindeversammlung wird über die Entlassung des Areals der Basler Leben AG aus dem Quartierplan Schneckenbündten entschieden. Entstehen sollen drei vierstöckige Baukörper.

Umzonung: Gemäss aktuell gültigem Quartierplan muss auf dem Areal ein Ausbildungszentrum stehen. Um Wohnen und Gewerbe zu ermöglichen, soll das Areal in eine WG4-Zone umgewandelt werden.Foto: ToBias Gfeller
Umzonung: Gemäss aktuell gültigem Quartierplan muss auf dem Areal ein Ausbildungszentrum stehen. Um Wohnen und Gewerbe zu ermöglichen, soll das Areal in eine WG4-Zone umgewandelt werden.Foto: ToBias Gfeller

«Das sind städtebauliche Verhältnisse und so neu für Arlesheim», kritisierte ein Redner die Höhe der Baukörper an der Juni-Gemeindeversammlung im vergangenen Jahr. Damit gemeint waren die Pläne für den Quartierplan Schneckenbündten II, der aufgrund der hohen Verdichtung zurückgewiesen wurde. Am Standort des ehemaligen Ausbildungszentrums der Basler Versicherungen an der General-Guisan-Strasse plante die Gemeinde mit der Eigentümerschaft, der Basler Leben AG, 85 Wohnungen. Der höchste von drei Baukörpern hätte zehn Stockwerke umfasst und wäre 30 Meter hoch geworden. Das war vielen Votantinnen und Votanten an der Gemeindeversammlung zu viel.

Gemeinderat und Eigentümerschaft mussten über die Bücher gehen. Herausgekommen ist der Plan, das Areal aus dem bestehenden Quartierplan zu entlassen und umzuzonen. Gemäss aktuell gültigem Quartierplan muss auf dem Areal ein Ausbildungszentrum stehen. Um Wohnen und Gewerbe zu ermöglichen, soll das Areal in eine WG4-Zone umgewandelt werden. Damit wären viergeschossige Baukörper möglich. Das vorliegende Projekt ist weniger hoch als der damals zurückgewiesene Quartierplan. Die drei Baukörper für bis zu 65 Wohnungen benötigen aber mehr Fläche. Die Basler Leben AG gab dafür eine Machbarkeitsstudie in Auftrag, plante mit dem gleichen Architekturbüro wie beim zurückgewiesenen Quartierplan und übernahm gerade in der Aussenraumgestaltung möglichst viele positive Aspekte des zurückgewiesenen Quartierplans, in dem zum Beispiel die Idee des öffentlich zugänglichen Spielplatzes auch im neuen Projekt erhalten ist, erklärt Gemeindepräsident Markus Eigenmann (FDP). Das hätte die Basler Leben AG in dieser Form nicht tun müssen, da bei der Regelbauweise ohne Quartierplan die Gemeinde wenig Einfluss nehmen kann. «Für das Entgegenkommen sind wir der Eigentümerschaft dankbar», betont Eigenmann.

Ökologisch hoher Standard

Die Gemeindeversammlung muss am 25. November über die Entlassung aus dem Quartierplan und die Umwandlung in eine WG4-Zone bestimmen. Das ist ungewöhnlich, gibt auch Markus Eigenmann zu. Normalerweise passiere dies umgekehrt. Trotzdem erhält die Gemeinde von der Eigentümerschaft bei einer Realisation der Pläne einen Infrastrukturbeitrag in der Höhe von 30 Prozent des Planungsmehrwerts.

Gemäss Markus Eigenmann hätten der Gemeinderat und die Basler Leben AG auch die Option eines neuen Quartierplans geprüft. Ein solcher hätte aber im Vergleich zum jetzigen Vorgehen nur wenige Vorteile gebracht, wäre dafür aber aufwendiger gewesen. Ökologisch sei auch das neue Bauvorhaben gemäss SNBS zertifiziert.

Nutzen auch für die Nachbarschaft

In der Debatte um den zurückgewiesenen Quartierplan Schneckenbündten II wurde mehrfach ein Masterplan ins Feld geführt, den die Gemeinde zusammen mit verschiedenen Arealbesitzern erarbeitet hat, um sich ein mögliches Bild des zukünftigen Arlesheim zu machen. Bei Anwohnenden ging die Angst um, dass die Wohnüberbauung Schneckenbündten, die im Besitz von Coop ist, schon bald abgerissen würde. Eine solche Absicht bestehe aber weder von Seiten Coop noch bei der Gemeinde, versichert Gemeindepräsident Eigenmann.

Kein Einfluss ohne Quartierplan

Mit vier Stockwerken passt das Neubauprojekt auch in Sachen Höhe in die umliegende Nachbarschaft. Peter Kowaleff, Kadermitglied bei der Vermögensverwaltung der Baloise Group Bereich Immobilien und Zuständiger für die Überbauung Schneckenbündten, unterstreicht die Bedeutung der Einbettung des Bauprojekts in die Umgebung. Von der naturnahen Situation am Waldrand soll auch die Nachbarschaft profitieren.

Im Rahmen des Mitwirkungsverfahrens gingen drei Eingaben mit 19 Fragen ein. Diese seien beantwortet und in der Planung berücksichtigt worden, versichert Kowaleff. «Wir sind davon ausgegangen, dass mit den Absendern der ­Eingaben – zum Beispiel der Interessengemeinschaft pro-4144 – die Anliegen der Anwohnerschaft eingeflossen und berücksichtigt sind.» Die Zuweisung zur Regelbauweise WG4 sei von den Eingaben im Mitwirkungsverfahren nicht hinterfragt worden. Auf das Bauprojekt hat die Gemeindeversammlung ohne Quartierplan keinen Einfluss. Würde die Gemeindeversammlung die geplanten vierstöckigen Baukörper verkleinern und eine WG3-Zone verlangen, müsste in der Fläche mehr gebaut werden, damit die gewünschte Ausnützungsziffer erreicht wird, warnt Peter Kowaleff.

Bald Initiativen auf Gemeindeebene?

gfe. SP und Frischluft haben gemeinsam 508 Unterschriften gesammelt, um in Arlesheim auf Gemeindeebene das Initiativrecht einzuführen. Mit Unterschriftensammlungen sollen Vorhaben und Ideen künftig direkt an die Urne gebracht werden können. Darüber befindet zuerst die kommende Gemeindeversammlung am 25. November, dann die gesamte Stimmbevölkerung an der Urne.

Der Gemeinderat stehe dieser Demokratieerweiterung positiv gegenüber, ­betont Gemeindepräsident Markus ­Eigenmann.

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