Deutliche Niederlage für das Lager von Pfarrer Grüninger

Die ausserordentliche Kirchgemeindeversammlung tritt erst gar nicht auf das Traktandum ein, mit dem Pfarrer Grüninger wieder ins Amt hätte gebracht werden sollen.

Weiterhin freigestellt: Pfarrer Matthias Grüninger. Foto: WOB Archiv
Weiterhin freigestellt: Pfarrer Matthias Grüninger. Foto: WOB Archiv

Es war eine Abstimmung vergangene Woche, die womöglich das endgültige Ende von Matthias Grüninger als Pfarrer der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Arlesheim bedeuten könnte. An der vom Komitee «Pro Pfarrer Grüninger» mit über 100 Unterschriften herbeigeführten ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung plädierte eine deutliche Mehrheit von 77 zu 44 Stimmen gemäss Antrag der Kirchenpflege auf Nichteintreten. Damit wurde über das eigentliche Traktandum, die Rückkehr des vor eineinhalb Jahren freigestellten Matthias Grüninger ins Pfarramt, erst gar nicht abgestimmt. Das Resultat ist ein Sieg für die Kirchenpflege und eine Niederlage für Pfarrer Grüninger und seine Anhängerinnen und Anhänger.

Wie bereits im Vorfeld drehte sich die Diskussion an der Versammlung vorwiegend um die Frage, ob die Freistellung von Matthias Grüninger eine rein arbeitsrechtliche Frage darstellt oder nicht. Wenn ja, liegt die Entscheidung komplett bei der Kirchenpflege als Anstellungsbehörde. Dies betonte auch Kirchenpflege-Präsidentin Kathrin Meffert und verwies abermals auf das Gutachten, das die Kantonalkirche in Auftrag gegeben hatte.

Doch die Anhängerinnen und Anhänger von Pfarrer Grüninger sahen es anders. «Man hätte leicht ein zweites Gutachten in Auftrag geben können und dieses hätte dann das Gegenteil ausgesagt», ist Beat Aeschlimann überzeugt. Er hat zusammen mit seiner Frau das Komitee angeführt, das für die Durchführung der ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung gesorgt hat. Für Aeschlimann ist die Anstellung eines ordinierten Pfarrers weit mehr als bloss eine arbeitsrechtliche Frage. Deshalb sei es auch nicht zulässig gewesen, dass die Kirchenpflege Matthias Grüninger freistellt, nur weil ihr nicht gepasst habe, was dieser predigte.

Kommt es zu einer Mediation?

Beat Aeschlimann gibt zu, dass er mehr Stimmen für Matthias Grüninger erwartet hätte. Doch die Ausgangslage war schwierig. Kathrin Meffert betonte gleich zu Beginn, dass Matthias Grüninger zugestimmt hätte, gemeinsam mit der Kirchenpflege einen mediatorischen Weg zu beschreiten und man diesen mit einer Abstimmung um eine mögliche Rückkehr des Pfarrers ins Amt nicht gefährden solle. Doch Matthias Grüninger stellt klar, dass er dem mediatorischen Weg nur kurz zugestimmt hätte. «Die Kirchenpflege legte mir eine Finte. Wir haben uns im Vorfeld zweimal getroffen. Beim ersten Treffen war ich guter Dinge, beim zweiten war ich wieder enttäuscht.»

Er würde einer Mediation nur zustimmen – und das habe er der Kirchenpflege klar gesagt – wenn er per sofort wieder ins Pfarramt zurückkehren dürfe und die Kirchenpflege die Forderung beim Kirchenrat in Liestal nach seiner Entlassung zurückzieht. Dominique von Hahn, Sprecherin der Kirchenpflege, widerspricht am Morgen nach der Versammlung gleich in mehreren Punkten. «Eine Amtsenthebung wurde bislang weder von der Kirchenpflege gefordert noch vom Kirchenrat beschlossen. Die Kirchenpflege und Pfarrer Matthias Grüninger haben hingegen vor wenigen Tagen einem mediatorischen Lösungsweg zugestimmt.»

Grüninger erhält noch immer Lohn

Wie es nun weitergeht, ist nicht klar. Die Anhängerinnen und Anhänger von Matthias Grüninger um Beat Aeschlimann werden sich zusammensetzen und die neue Ausgangslage besprechen. «Wer Pfarrer Grüninger kennt und weiss, was er für die Kirchgemeinde geleistet hat, weiss, dass das drohende Ende der Zeit von Matthias Grüninger als Pfarrer ein grosser Verlust darstellt.» Ganz aufgeben möchte Matthias Grüninger seine Pfarrlaufbahn in Arlesheim aber noch nicht. Er überlegt, sich im kommenden Frühjahr einer öffentlichen Wahl für seine sechste Anstellungsperiode à fünf Jahren zu stellen. Noch immer hält der freigestellte Pfarrer den ordentlichen Lohn.

Die Versammlung war nicht öffentlich und auch Medienschaffende waren nicht zugelassen.

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