Bewusstsein schaffen für sichtbare und unsichtbare Hindernisse

Ab heute bis Ende Mai stehen bei Unternehmen und auf dem ganzen Arlesheimer Gemeinde­gebiet Silhouetten von Personen, die trotz ­Behinderungen im ersten ­Arbeitsmarkt tätig sind.

Ziehen Blicke auf sich: Die Silhouetten geben Denkanstösse. Foto: zVg
Ziehen Blicke auf sich: Die Silhouetten geben Denkanstösse. Foto: zVg

«Diszipliniert ausruhen will gelernt sein. Für andere ist es Denksport. Nur 20 Prozent arbeiten können heisst nicht 80 Prozent frei haben.» Das sagt die 53-jährige Traude. Sie musste nach einer Operation eines Hirntumors ihr Arbeitspensum von 100 auf 20 Prozent reduzieren und stösst damit immer wieder auf Unverständnis.

«Wenn du nur 20 Prozent arbeitest, hast du doch 80 Prozent frei und könntest in dieser Zeit dieses oder jenes tun.» Nie hätte sie sich vorstellen können, dass es so unglaublich schwierig ist, Menschen verständlich zu machen, dass ihr auch nur 20 Prozent Energie zur ­Verfügung stehen, um einen Tag zu ­bewältigen.

Traude ist eine von mehreren Prota­gonistinnen und Protagonisten, von ­denen ab heute in Arlesheim schwarze Silhouetten stehen. Sie sollen auf Schwierigkeiten aufmerksam machen, die Menschen mit Behinderungen im Arbeits­leben begegnen.

Impulse verleiht Label «iPunkt»

Ihr Einstieg, oder wie bei Traude der Wiedereinstieg in den ersten Arbeitsmarkt sind stets eine Herausforderung und gelingen zu oft nicht. «Wir wollen Bewusstsein schaffen für sichtbare und unsichtbare Hindernisse in der Arbeitswelt», erklärt Pascal Güntensperger, Co-Geschäftsführer von Impulse, einem Basler Verein, der sich für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen im Arbeitsmarkt engagiert. Impulse verleiht das Label «iPunkt» an Unternehmen, die sich für Menschen mit Behinderungen öffnen und versuchen, eigene Hindernisse für sie abzubauen.

Über das Scannen von QR-Codes ­erfährt man Hintergründe über die jeweilige Person. Die Silhouetten geben Denkanstösse, wie Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber das Potenzial dieser Fachkräfte besser nutzen können, und weisen auf Unternehmen hin, die bereits Barrieren abbauen und dafür mit dem Label «iPunkt» zertifiziert sind. Das sind in Arlesheim die Gemeindeverwaltung, die Eckhirsch Immobilien AG, die Eckhirsch putzART AG, Jenzer Fleisch und Feinkost AG sowie die Stiftung Obe­sunne. «Arlesheim hat im Verhältnis zu anderen Gemeinden viele mit dem ‹iPunkt›-Label ausgezeichnete Unternehmen», lobt Pascal Güntensperger.

Auf der Gemeindeverwaltung habe man gute Erfahrungen damit gemacht, auch Menschen mit Behinderungen eine Chance zu geben, betont Gemeindeverwalter Thomas Rudin. «Wir wollen als Gemeinde zeigen, dass wir allen potenziellen Mitarbeitenden die Chance bieten wollen, bei uns zu arbeiten und ihre eigenen Stärken einzubringen.» Für ihn habe das auch mit einer «sozialen Grundhaltung» zu tun, so Rudin.

«Uns als Gemeinde ist es wichtig, einerseits alle gleich zu behandeln und andererseits das grosse Potenzial von allen möglichen Mitarbeitenden zu nutzen – deshalb auch unabhängig von möglichen Beeinträchtigungen. Denn Beeinträch­tigungen gehören zum Leben.» Die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Menschen bringe vielfältige positive ­Erfahrungen mit sich.

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