Letzter Aufruf an die Wählerinnen und Wähler

Vier Kandidatinnen aus vier Parteien aus den Bezirken Dorneck und Thierstein diskutierten aktuelle politische Fragen. Einig waren sich die vier Politikerinnen in einem Punkt: Es braucht eine gute Wahlbeteiligung.

Vier Nationalratskandidatinnen: Engagiert diskutierten unter der Leitung von Sven Altermatt (v.l.) Aline Kurth, Karin Kälin, Susanne Koch und Sibylle Jeker. Foto: Thomas Immoos
Vier Nationalratskandidatinnen: Engagiert diskutierten unter der Leitung von Sven Altermatt (v.l.) Aline Kurth, Karin Kälin, Susanne Koch und Sibylle Jeker. Foto: Thomas Immoos

Im «Zäni» in Breitenbach fand das einzige Podium im Kanton Solothurn statt, an dem ausschliesslich Frauen aus vier Parteien — unter der Leitung von Sven Altermatt, Co-Chefredaktor der «Solothurner Zeitung» — diskutierten. Den Anlass organisiert haben die Grünen Dorneck-Thierstein. Man habe, wie Florian Lüthi, Geschäftsführer der kantonalen Grünen, festhielt, bewusst nur jene Parteien eingeladen, auf denen eine Frau aus dem Schwarzbubenland für den Nationalrat kandidiert.

«Die Ausgangslage ist spannend», sagte Altermatt einleitend, träten doch zwei Mitglieder des Nationalrates nicht mehr an. Sollte zudem einer der aktuellen Nationalräte zum Ständerat gewählt werden, haben Mitkandidierende eine Chance, in die Grosse Kammer nachzurücken. Auch sind einige Sitze gefährdet. Der Moderator prognostizierte: «Bis vier Sitzverschiebungen sind möglich.»

Dass es eine Frau aus dem Schwarzbubenland sein sollte, darin waren sich die vier Politikerinnen einig: Susanne Koch (Mitte, Erschwil), Sibylle Jeker (SVP, Büsserach), Karin Kälin (SP, Rodersdorf) und Aline Kurth (Grüne, Dornach). Wie bei ihren männlichen Kollegen entsprachen die Meinungen im Wesentlichen der jeweiligen Parteilinie, wenn auch moderater. Dies stellte denn auch Sibylle Jeker klar. Sie vertrete eine moderate Linie und sei lösungsorientiert.

Nur zehn Tage vor den Wahlen bereiten den Politikerinnen übereinstimmend die Sorge, dass die Stimmbeteiligung tief sein könnte. Denn Umfragen zeigten, dass erst zwanzig Prozent der Stimmberechtigten brieflich abgestimmt hätten. «Wir hoffen, dass die Wählerinnen und Wähler die verbleibende Zeit noch nutzen, um ihren Stimmzettel doch noch auszufüllen und abzuschicken», gab Susanne Koch den gemeinsamen Appell der vier Kandidatinnen wieder.

Was das Schwarzbubenland brauche oder von Bern wünsche, fragte Altermatt. Eine sechsspurige Autobahn muss es nicht sein — auch hier war man sich einig. Auch glauben sie nicht, kantonsintern abgehängt zu sein. Hingegen, so Aline Kurth, wäre es gut, wenn einige soziale Institutionen in der Region aufgesucht werden könnten. Als Beispiel nannte sie die Drogenberatungsstelle, die sich in Olten befinde. Gut wäre, wenn man eine solche im benachbarten Baselbiet oder in der Stadt Basel aufsuchen könnte.

SP-Kandidatin Karin Kälin ist besorgt über steigende Lebenshaltungskosten. Auch wenn beide Elternteile arbeiten, reiche das Geld oft nicht wegen zu hohen Mieten und Krankenkassenprämien. Es brauche mehr Beiträge zur Prämienverbilligung.

Was die Energiepolitik angeht, so lehnt Sibylle Jeker Verbote bestimmter Technologien ab — etwa die Stilllegung von AKWs. «Wir brauchen bei der Energie eine Versorgungssicherheit!» Diese liesse sich durch Solarpanels allein nicht gewährleisten. Eine Pflicht, bei Neubauten Photovoltaikanlagen vorzuschreiben, lehnt Jeker ebenfalls ab, weil dies ein Eingriff in die Eigentumsrechte der Hausbesitzer sei. Hoffnungen setzt Kälin in diesem Bereich auf neue Technologien.

Am Podium wurden alle wichtigen aktuellen politischen Fragen gestreift. Aus dem leider nicht sehr zahlreich erschienenen Publikum kamen einige wenige Fragen. So wollte ein Zuhörer wissen, ob die Schweiz im Falle einer neuen Pandemie den Pandemievertrag der Weltgesundheitsorganisation WHO umgehend übernehmen und umsetzen solle. Hier waren sich die Politikerinnen einig: «Tel-quel sollte dieser Vertrag nicht übernommen werden.» Jeker wie Koch empfahlen zudem, dass die Schweiz schon jetzt ein Prozedere für Vorkehrungen bei einer allfälligen neuen Pandemie treffen sollte.

Es war eine überaus anregende Diskussion. Und es zeigte sich, dass Frauen eine andere Diskussionskultur pflegen als Männer: Man fiel sich nicht ins Wort, liess die andere jeweils ausreden und war auch nicht angriffig-aggressiv, wie dies an Podien festzustellen ist, bei denen Männer mitdiskutieren.

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