«Die Schule steht vor der Herausforderung, dass die Unterschiede immer grösser werden»

Regierungsrat Remo Ankli gab bekannt, für die Erneuerungswahlen 2025 nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Damit verliere der Kanton Solothurn, insbesondere das Schwarzbubenland einen hervorragenden Regierungsrat, hiess es an der Delegiertenversammlung der FDP. Im Gespräch mit dem Wochenblatt äussert sich Ankli zu den Themen, die das Bildungsdepartement beschäftigen.

Remo Ankli: Das Schwarzbubenland ist die Heimat des Solothurner Regierungsrat, auf dem Foto bei der Eröffnung der erweiterten Sportanlage im Grien in Breitenbach im Juli 2021. Foto: Archiv

Wochenblatt: Herr Ankli, welche Überlegungen führten zu Ihrem Entscheid?

Remo Ankli: Ich absolviere aktuell die dritte Legislatur und werde Mitte 2025 auf zwölf Jahre Amtszeit zurückblicken. Das ist angemessen. Für meine Entscheidung war auch die Frage wichtig, wie geht es weiter. Ich werde nächstes Jahr 52 Jahre alt sein und möchte noch etwas Neues in Angriff nehmen können.

 

Welches neue Aufgabengebiet reizt Sie?

Meine Amtszeit als Solothurner Regierungsrat werde ich so engagiert wie bisher zu Ende bringen. Diese dauert ja noch deutlich mehr als ein Jahr. Über meine Pläne für die Zukunft gibt es noch nichts zu kommunizieren.

 

Werden Sie sich weiterhin politisch engagieren?

Warum nicht? Die Politik bestimmt, wie wir leben, wie unser Staat funktioniert. Ich habe mich immer gerne mit politischen Fragestellungen auseinandergesetzt. Das wird so bleiben.

 

Bleiben Sie dem Schwarzbubenland treu?

Selbstverständlich. Das Schwarzbubenland ist meine Heimat.

 

Welche Themen liegen Ihnen bei der Bildung besonders am Herzen?

Ich bin ein wenig stolz darauf, dass die Schule nicht zum politischen Kampffeld geworden ist. Es war immer mein Anliegen, dafür zu sorgen, dass der Unterricht und nicht ideologische Fragen im Zentrum stehen. Im Kulturbereich wurde das erste Kulturleitbild des Kantons erarbeitet, an dessen konkreter Umsetzung wir dran sind. In den nächsten Monaten geschieht das gleiche für den Sport.

Wo sehen Sie den grössten Handlungsbedarf bei den Schulen?

Die Volksschule ist die grösste Integrationskraft unserer Gesellschaft. Wir müssen Sorge tragen, dass die Schule ihren ganzheitlichen Auftrag weiterhin wahrnehmen kann. Eltern müssen verstehen, dass Bildung und Schule nicht exklusiv ihrem Kind gehören und dass gemeinschaftliches, soziales Verhalten und das Akzeptieren von Regeln für das spätere Leben wichtig sind. Aber Schule ist auch ein Ort, an dem Leistung gefordert und gefördert wird.

 

Was muss getan werden?

Die Schule, insbesondere die Volksschule steht vor der Herausforderung, dass die Unterschiede immer grösser werden. Wir müssen die Volksschule stärken und haben uns mit dem Verband der Einwohnergemeinden, dem Schulleiter- und dem Lehrerverband auf einen Aktionsplan zur Stärkung der Volksschule geeinigt. In den nächsten Monaten werden wir die konkreten Massnahmen entwickeln und umsetzen.

Wie schneidet Solothurns Schule im Vergleich mit anderen Kantonen ab?

Im Bereich der Mittel- und Berufsschulen hat sich unser Kanton sehr positiv weiterentwickelt. Gerade im Bildungsraum Nordwestschweiz haben wir zusammen mit unseren Partnerkantonen AG, BS und BL im Mittelschul- und Berufsbildungsbereich enger in den Bereichen Qualität, Innovation, Digitalisierung und themenspezifischen Weiterentwicklungen zusammengearbeitet. Als Bildungsraum Nordwestschweiz wurden wir gesamtschweizerisch besser wahrgenommen und konnten unseren Anliegen politisch positionieren. Gleichzeitig verfügt der Kanton Solothurn neben einer hohen Qualität in der Berufsbildung über eine sehr gute und effiziente Kostenstruktur im gesamtschweizerischen Vergleich.

 

Jede Schule ist anders?

Der Kanton Solothurn als Kanton der Regionen ist sehr vielfältig. Die Unterschiede liegen kaum bei den lokalen Schulsystemen, sondern bei der Bevölkerungsverteilung, den sozioökonomischen Unterschieden. Die Checkergebnisse geben den Schulen eine Rückmeldung über ihre Schule und stellen auch einen Vergleich mit anderen und ähnlichen Schulen zur Verfügung. Mit diesen Daten können die Schulen arbeiten und im Rahmen des sehr grossen Gestaltungsraums auch lokal entscheiden und optimieren.

Wie sieht es im Schwarzbubenland mit den Anschlusslösungen aus?

Die Zusammenarbeit mit BL und BS im Bildungsbereich ist hervorragend. Das regionale Schulabkommen bringt für die Schülerinnen und Schüler aus dem Schwarzbubenland Möglichkeiten und Wahlfreiheiten bezüglich ausserkantonalem Schulbesuch (Gymnasium, Fachmittelschule), die vielfältig und einzigartig sind. Die regionalen Lösungen bzw. die Anschlusslösungen geniessen eine hohe Priorität. Die Zusammenarbeit funktioniert gut. Dass es hin und wieder zu Diskussionen kommt, ist unvermeidbar. Manchmal geht es auch um Fragen der Finanzierung.

 

Die Region sollte für ihre spezifischen Anliegen einstehen?

Das Engagement der Schwarzbuben und ja, auch das Lobbying für die eigenen Anliegen ist und bleibt wichtig.

 

Gibt es bei der Zusammenarbeit mit BL/BS noch Klärungsbedarf?

Wir arbeiten mit unseren Nachbarkantonen gut zusammen. Es gibt auch immer wieder Fragen zu klären. Zum Beispiel betreffend Zugang zum Schulangebot im anderen Kanton. Auch im Bereich der Fachhochschule gibt es eine enge Zusammenarbeit. Auf der Ebene der Volksschule arbeiten wir ebenfalls sehr gut zusammen. Alle vier Kantone können voneinander profitieren. Aktuell verbessern wir gemeinsam die Aus- und Weiterbildung der Schulleitenden.

Solothurn teilte vor kurzem den Gemeinden mit, dass der neue Stufenanstieg bei Lehrpersonen rückwirkend ab 2023 gelte. Die Gemeindepräsidien aus dem Leimental beklagten sich darüber, dass dies zu erheblichen Nachtragskrediten führe. Welche Überlegungen stecken hinter dem Entscheid?

Die Anrechnung von ausserschulischen Erfahrungen bei den Lehrpersonen war bis zur Inkraftsetzung des neuen Volksschulgesetzes nicht möglich. Die umliegenden Kantone machen das schon länger. Wir haben uns dieser Praxis nun angeschlossen.

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