Einer, der den Leuten seit jeher aufs Maul schaut

Die Schaffenskraft von Walter Studer scheint ungebrochen. Ein Jahr nach der Vorstellung seiner Weihnachtsgeschichten «Alle Jahre wieder» bat er erneut zur Präsentation eines neuen Buches mit dem Titel «Religion aus der Region»

<em>Buchvernissage: </em>Walter Studer liest aus seinem brandneuen Buch «Religion aus der Region», ein Rückblick auf die letzten 100 Jahre.Foto: Roland Bürki
<em>Buchvernissage: </em>Walter Studer liest aus seinem brandneuen Buch «Religion aus der Region», ein Rückblick auf die letzten 100 Jahre.Foto: Roland Bürki

Eingebungen kommen urplötzlich», begrüsste Walter Studer (91) vergangenen Freitagabend gut 80 Damen und Herren zur Vorstellung seines neusten Buches «Religion aus der Region». Die Idee dazu sei wie aus dem nichts über ihn gekommen; in einem anregenden Gespräch mit dem reformierten Pfarrer Stéphane Barth. Demnach tauschten Studer und der Pfarrer beim Mittagessen der hiesigen reformierten und römisch-katholischen Kirchgemeinde Erfahrungen, Erlebnisse oder Anekdoten über das regionale kirchliche Leben, die in früheren Jahrzehnten praktisch inexistente Ökumene oder auch Geschichten zum Schmunzeln über Pfarrherren, verspätete Kirchgänger oder bauernschlaue Schwarzbuben aus. «Da habe ich gewusst, dass alle meine bisher veröffentlichten Geschichten mit religiösem Hintergrund zusammen mit den unveröffentlichten ein Buch zum herzerfrischenden Lesen ausmachen würden», verriet der Autor einem ihm am Mund hängenden, erwartungsvollen Publikum.

Dass ihm Regierungsrat Remo Ankli in einem Beiwort zum Buch attestiert habe, ganz im Sinne von Martin Luther den Menschen im Schwarzbubenland und Laufental «auf das Maul sehen» zu können, erfülle ihn mit besonderer Freude und auch Stolz, so Studer. «Ich möchte Sie heute Abend aber richtig schmunzeln sehen», machte sich der Autor eiligst hinter das Vorlesen oder Erzählen aus den 183 reich bebilderten Seiten.

Von Bärschwil bis Zullwil

Gut eine Stunde lang präsentierte er gut gelaunt mal in der Schriftsprache, mal im träferen Dialekt religiös angehauchte Geschichten. So soll jemand in Bärschwil einen «Bärschbler» gefragt haben: «Du, waär isch eigentlich bi euch dr Chilchepatron?» Sagte der so Befragte: «Jo, sletscht Johr isch’s dr Meier Schorsch gsi und das Johr weiss ig’s nit.» Das Lachen und der Beifall im zum Thema passenden Pfarreisaal beflügelten den Autor, eine Anekdote oder Geschichte nach der andern unter das Publikum zu bringen. So etwa auch die Nunninger Sprüche, welche Rosa, die Schwester von Bischof Anton Hänggi, erzählt habe. So meinte «sChemifäger Lini» damals häufig: «Vergällt’s Gott oder choscht’s öppis?» Ebenso kurz war das Nachtgebet des «Heiri vo Nunnigä»: «Chumm o Jesus – ig by bereit – aber s pressiert nit.»

Und selbstverständlich vergass der Autor auch Zullwil und dessen früheren Pfarrer Paul Stebler nicht. Dieser habe einmal in bestem Elsässisch die Geschichte jenes Elsässer Buben erzählt, der sich zu Weihnachten sehnlichst ein «Mopeddle» gewünscht, aber unter dem Baum kein solches vorgefunden habe. Sein Vater habe ihm ein grosses Paket gezeigt: «Säll isch dys Mopeddle!»

Der Bub habe daraus enttäuscht einen Pot de chambre, einen Nachthafen, ausgepackt, worauf der Vater ihn belehrt habe: «Dört chausch druff sitze, Gas gäh und ‹s loh fahre, fir meehr hat’s Gäld nit glangt.»

Der Applaus am Ende und die Nachfrage nach dem Buch waren beide sehr stark. Die gute Nachricht: Es hat noch Bücher!

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