Renommee-Projekt steht vor Baubeginn

Die Aqua Solar und die Dryden Aqua haben in Büsserach Grosses vor. Geplant ist eine Produktionsstätte, die in der Umwelttechnologie internationale Ausstrahlung haben wird.

<em>Strom vom Dach: </em>Das neue Produktionsgebäude soll Regenwasser und Sonnenenergie nutzen und so eine ökologische Produktion ermöglichen.visualisierung: zvg
<em>Strom vom Dach: </em>Das neue Produktionsgebäude soll Regenwasser und Sonnenenergie nutzen und so eine ökologische Produktion ermöglichen.visualisierung: zvg

Um solche Unternehmungen buhlen die Wirtschaftsförderer. Die Technologie der Firma Dryden Aqua ist zukunftsweisend und zieht Kunden aus der ganzen Welt an. In ihrem Fokus steht die Lebensgrundlage Wasser. Die Firma hat ein umweltfreundliches Filtermaterial aus Altglas entwickelt, welches zweimal so gut wie Sand filtriert und zudem bioresistent ist. Es heisst AFM (Aktiviertes Filtermate-rial) und wird sowohl zur Aufbereitung von Trinkwasser als auch in der Abwasseraufbereitung eingesetzt.

Ein wichtiger Markt sind auch die Schwimmbadwasseraufbereitung und die Wasseraufbereitung von grossen Aquarien und Fischzuchten. Dank dem Filtermaterial AFM kann der Einsatz von Chlor bis zu 50 Prozent reduziert werden. Die Dryden Aqua produziert AFM in Schottland und hat ihren Vertrieb im luzernischen Root. Jetzt plant die Unternehmung den Bau eines zweiten Produktionswerks – im Industrieareal von Büsserach. Es wird die modernste Glas-Recycling-Produktion der Welt werden, vorangetrieben durch die Vision ihres Mitinhabers Dominik Graf, der als Verwaltungsratspräsident der Büsseracher Unternehmung Aqua Solar die Synergien der beiden Unternehmen zu nutzen wusste und über die notwendigen Landreserven verfügt.

Technologien von Tesla

Ihm schwebte aber mehr vor als der Aufbau einer modernen Produktions-anlage. Das Gebäude soll ein Vorzeigeobjekt werden für nachhaltige Technologien, Wasseraufbereitung und Recycling. Auf dem gesamten Gelände wird das Regenwasser aufgefangen, gereinigt und in den Produktionsablauf integriert. Und der Strom, den die Maschinen benötigen, bezieht die Unternehmung aus ihrer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Neubaus und der bestehenden Gebäude der Aqua Solar AG AG sowie von den Fassaden des neuen Produk- tions- und Lagergebäudes.

Möglich wird dies durch den Einsatz von neusten Speichertechnologien von Tesla. Mit welcher Dynamik die Dryden Aqua und ihr Geschäftsführer Dominik Graf unterwegs sind, kommt auch darin zum Ausdruck, dass das Büro des Büsseracher Architekten Heinz Jeker in einer Frist von wenigen Monaten die Baupläne erstellt und den Vorgaben der Behörden angepasst hat. Jekers Pläne verblüffen mit raffinierten Details beim Materialeinsatz und bei der Gestaltung, wie das Moderne eingefügt wird in die ländliche Idylle des Schwarzbuben- landes.

Da die Vorschriften der Industriezone eingehalten sind, hoffen die Projektverantwortlichen auf ein zügiges Baubewilligungsverfahren, einen planmässigen Bau und den Start der Produktion im Jahr 2020. Im ersten Jahr ist die Produktion von 6000 Tonnen AFM geplant, wofür 10000 Tonnen Altglas benötigt werden, erklärte Dominik Graf den zahlreich erschienenen interessierten Besuchern. Die Maximalkapazität ist auf 25000 Tonnen AFM ausgelegt, wofür bis zu 40000 Tonnen Altglas benötigt werden. «Das wären dann 10 Prozent des in der Schweiz anfallenden Altglases, welches somit ökologisch wertvoll in der Wertschöpfungskette zurückgeführt wird.»

Graf zeigte Beispiele aus der ganzen Welt, wo das Filtermaterial als wichtiger Teil der Trinkwasseraufbereitung eingesetzt wird, sowie Beispiele von riesigen Abwasseraufbereitungsanlagen, welche dafür sorgen, dass sauberes Wasser in die Flüsse abgelassen wird. Im Gedanken an die Gesundheit der Lebewesen im Wasser liegt auch der Ursprung des Filtermaterials. Dessen Erfinder, Howard Dryden, ist Meeresbiologe. Dass die Wasserqualität den in Aquarien gehaltenen Delfinen zum Verhängnis wird, trieb ihn an, ein System zu entwickeln, welches den Einsatz von Chlor reduziert und giftige Desinfektionsnebenprodukte nahezu eliminiert. Kernpunkt der Technologie ist das AFM.

Region hat gute Mitarbeiter

«Howard Dryden entwickelte ein revolutionäres Filtermaterial aus grünem Glas», erzählte Dominik Graf. Ein Kundenauftrag bei der Aqua Solar hatte die Lebenswege der beiden kreuzen lassen. Entstanden sei eine tiefe Freundschaft. 2013 hat die Aqua Solar sich mit 50Prozent an der Dryden Aqua beteiligt. Seither hat sich der Umsatz der Dryden Aqua verzehnfacht. Die Produktions-kapazitäten in Schottland werden Ende 2019 ihre Grenzen erreichen. «Deshalb braucht es ein zweites Werk. Für die Produktion in der Schweiz und speziell Büsserach sprechen die gute Verfügbarkeit des Rohmaterial Altglas, die zentrale Lage in Europa, die hohe Qualität der Mitarbeiter und die Verbundenheit mit der Region.»

Material desinfiziert sich selbst

Das Investitionsvolumen wird bei 15 Millionen liegen. Das Glas wird gewaschen, desinfiziert, gebrochen, nach Farbe sortiert, gesiebt und dann in einem dreistufigen Aktivierungsprozess veredelt. «Während auf herkömmlichem Quarzsand heterotrophe Bakterien sich gut ansiedeln können, verfügt AFM über katalytische und oxidierende Eigenschaften, die es vor der Besiedlung durch Bakterien schützen», erläuterte Graf und führte aus: «Mit AFM kann sich kein Biofilm im Filterbett bilden.»

Das Filtermaterial AFL ist selbstdesinfizierend und sorgt für kristallklares Wasser. In der Schwimmbadtechnologie bewährt es sich weltweit bereits in über 200000 Anlagen. Zur Verkehrssituation sagte Graf, dass durch die geplante Produktionsstätte ab 2020 zusätzlich fünf bis sechs Lastwagenfahrten pro Tag dazukommen werden. Bei voller Kapazität würden es 15–20 Lastwagenfahrten pro Tag werden (zwei pro Stunde). «Umso mehr sollte die geplante Erschliessung des gesamten Industriegebietes über das Areal der Isola nun zügig realisiert werden, um die Anwohner zu entlasten», sagte Graf und verwies im Beisein der Behördenvertreter auf deren Zusage, die neue Erschliessung voranzutreiben.

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